Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niviandts, Friedrich: Güldenes Schwerd. Köln, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Güldenes Schwerd.
mäßgehende Außlegung seye. Ein Fürst
oder sonst weltlicher Monarch hat hierin-
fals keine Jurisdiction, es ist eine geistliche
und die Seel allein betreffende Sach/ wel-
che auch von einem geistlichen Richter ab-
gemacht werden muß; und woher ist man
versichert/ daß ein solcher Fürst oder anderer
weltlicher Richter die rechte Warheit rede/
er ist ja ein pur ihm hinter lassener schwacher
Mensch/ der allem Jrrthumb und Unbe-
ständig keiten unter worffen ist/ ein Mensch/
in und auß welchem der Geist der Lügen
offt redet; ein Mensch/ welchem nit geschrie-
ben steht/ daß Gott eine Assistentz deß H.
Geistes versprochen habe/ gleich mit Petro
und dessen Successoren/ welche mit Assi-
stentz und Einsprechungen deß H. Geistes/
folglich die ohnfehlbahre Warheit reden.
Fort dan mit den streitenden Partheyen
zum Richterstuhl der allgemeiner Kirchen
und deß Römischen Bischoffs/ dieselbe
werden der Sach bald ein End machen/
und durch eine unfehlbahre Sententz de-
clariren/ wer die göttliche H. Schrifft recht/
und wer sie unrecht verstehe und außlege.
Ey bekennts doch einmahl ihr gesambte
unsere Widersager/ die ihr in vorfallenden

Glau-
N 3

Guͤldenes Schwerd.
maͤßgehende Außlegung ſeye. Ein Fuͤrſt
oder ſonſt weltlicher Monarch hat hierin-
fals keine Jurisdiction, es iſt eine geiſtliche
und die Seel allein betreffende Sach/ wel-
che auch von einem geiſtlichen Richter ab-
gemacht werden muß; und woher iſt man
verſichert/ daß ein ſolcher Fuͤrſt oder anderer
weltlicher Richter die rechte Warheit rede/
er iſt ja ein pur ihm hinter laſſener ſchwacher
Menſch/ der allem Jrꝛthumb und Unbe-
ſtaͤndig keiten unter worffen iſt/ ein Menſch/
in und auß welchem der Geiſt der Luͤgen
offt redet; ein Menſch/ welchem nit geſchrie-
ben ſteht/ daß Gott eine Aſſiſtentz deß H.
Geiſtes verſprochen habe/ gleich mit Petro
und deſſen Succeſſoren/ welche mit Aſſi-
ſtentz und Einſprechungen deß H. Geiſtes/
folglich die ohnfehlbahre Warheit reden.
Fort dan mit den ſtreitenden Partheyen
zum Richterſtuhl der allgemeiner Kirchen
und deß Roͤmiſchen Biſchoffs/ dieſelbe
werden der Sach bald ein End machen/
und durch eine unfehlbahre Sententz de-
clariren/ wer die goͤttliche H. Schrifft recht/
und wer ſie unrecht verſtehe und außlege.
Ey bekennts doch einmahl ihr geſambte
unſere Widerſager/ die ihr in vorfallenden

Glau-
N 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0305" n="293"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Gu&#x0364;ldenes Schwerd.</hi></fw><lb/>
ma&#x0364;ßgehende Außlegung &#x017F;eye. Ein Fu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
oder &#x017F;on&#x017F;t weltlicher Monarch hat hierin-<lb/>
fals keine <hi rendition="#aq">Jurisdiction,</hi> es i&#x017F;t eine gei&#x017F;tliche<lb/>
und die Seel allein betreffende Sach/ wel-<lb/>
che auch von einem gei&#x017F;tlichen Richter ab-<lb/>
gemacht werden muß; und woher i&#x017F;t man<lb/>
ver&#x017F;ichert/ daß ein &#x017F;olcher Fu&#x0364;r&#x017F;t oder anderer<lb/>
weltlicher Richter die rechte Warheit rede/<lb/>
er i&#x017F;t ja ein pur ihm hinter la&#x017F;&#x017F;ener &#x017F;chwacher<lb/>
Men&#x017F;ch/ der allem Jr&#xA75B;thumb und Unbe-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndig keiten unter worffen i&#x017F;t/ ein Men&#x017F;ch/<lb/>
in und auß welchem der Gei&#x017F;t der Lu&#x0364;gen<lb/>
offt redet; ein Men&#x017F;ch/ welchem nit ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben &#x017F;teht/ daß Gott eine A&#x017F;&#x017F;i&#x017F;tentz deß H.<lb/>
Gei&#x017F;tes ver&#x017F;prochen habe/ gleich mit Petro<lb/>
und de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Succe&#x017F;&#x017F;o</hi>ren/ welche mit A&#x017F;&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;tentz und Ein&#x017F;prechungen deß H. Gei&#x017F;tes/<lb/>
folglich die ohnfehlbahre Warheit reden.<lb/>
Fort dan mit den &#x017F;treitenden Partheyen<lb/>
zum Richter&#x017F;tuhl der allgemeiner Kirchen<lb/>
und deß Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Bi&#x017F;choffs/ die&#x017F;elbe<lb/>
werden der Sach bald ein End machen/<lb/>
und durch eine unfehlbahre Sententz de-<lb/>
clariren/ wer die go&#x0364;ttliche H. Schrifft recht/<lb/>
und wer &#x017F;ie unrecht ver&#x017F;tehe und außlege.<lb/>
Ey bekennts doch einmahl ihr ge&#x017F;ambte<lb/>
un&#x017F;ere Wider&#x017F;ager/ die ihr in vorfallenden<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Glau-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0305] Guͤldenes Schwerd. maͤßgehende Außlegung ſeye. Ein Fuͤrſt oder ſonſt weltlicher Monarch hat hierin- fals keine Jurisdiction, es iſt eine geiſtliche und die Seel allein betreffende Sach/ wel- che auch von einem geiſtlichen Richter ab- gemacht werden muß; und woher iſt man verſichert/ daß ein ſolcher Fuͤrſt oder anderer weltlicher Richter die rechte Warheit rede/ er iſt ja ein pur ihm hinter laſſener ſchwacher Menſch/ der allem Jrꝛthumb und Unbe- ſtaͤndig keiten unter worffen iſt/ ein Menſch/ in und auß welchem der Geiſt der Luͤgen offt redet; ein Menſch/ welchem nit geſchrie- ben ſteht/ daß Gott eine Aſſiſtentz deß H. Geiſtes verſprochen habe/ gleich mit Petro und deſſen Succeſſoren/ welche mit Aſſi- ſtentz und Einſprechungen deß H. Geiſtes/ folglich die ohnfehlbahre Warheit reden. Fort dan mit den ſtreitenden Partheyen zum Richterſtuhl der allgemeiner Kirchen und deß Roͤmiſchen Biſchoffs/ dieſelbe werden der Sach bald ein End machen/ und durch eine unfehlbahre Sententz de- clariren/ wer die goͤttliche H. Schrifft recht/ und wer ſie unrecht verſtehe und außlege. Ey bekennts doch einmahl ihr geſambte unſere Widerſager/ die ihr in vorfallenden Glau- N 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niviandts_schwerd_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niviandts_schwerd_1708/305
Zitationshilfe: Niviandts, Friedrich: Güldenes Schwerd. Köln, 1708, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niviandts_schwerd_1708/305>, abgerufen am 23.11.2024.