Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.wie viel er leisten kann, auf der einen, und, werfen Wir müssen es alle fühlen, daß die Einschrän- sollen. F 2
wie viel er leiſten kann, auf der einen, und, werfen Wir müſſen es alle fühlen, daß die Einſchrän- ſollen. F 2
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wie viel er leiſten kann, auf der einen, und, werfen
wir einen Blick von dem hohen Bilde auf uns und
die Meuſchen um uns, wie wenig er würklich lei-
ſtet — auf der andern Seite! Da können wir unſre
Größe und unſre Kleinheit, mehr als ſonſt irgendwo,
kennen lernen, und das müßte, denk ich, eine Be-
ſchäfftigung ſeyn, die wohl eines Feſtes, wie dies iſt,
würdig wäre.
Wir müſſen es alle fühlen, daß die Einſchrän-
kung unſrer Seele durch ihren irdiſchen Theil ſie
nicht wenig in ihrer freyen Thätigkeit, und oft in
ihren beſten und edelſten Beſchreibungen hemmt und
aufhält. Klagte doch Paulus ſelbſt über die Laſt
ſeines Körpers; über die Macht des Fleiſches, in
dem nichts Gutes wohne; über die Gewalt ſinn-
licher Begierden, die ihn ſogar wider ſeine Einſicht
dahin brächten, das zu wählen, was nicht gut ſey,
weil es den Sinnen gefiele und im erſten Genuß
ſüß wäre, ſo unausbleiblich auch das Bittere folgte.
Alle unſre Begierden, die am frühſten gereizt wer-
den, gehen auf ſinnliche Dinge. Die Fähigkeiten,
ſie zu befriedigen, ſind weit eher da, und entwickeln
ſich viel früher, als die Fähigkeiten unſers Geiſtes;
werden weit eher herrſchend als unſre Vernnnft,
die jene leiten muß, wenn ſie nicht ſchädlich werden
ſollen.
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