Fähigkeiten geschwächt; wie ist der Weg, den wir noch vor uns haben, erschwert, und wie schwach und unkräftig sind die Eindrücke geworden, die ehe- dem der Gedanke an das belohnende Ziel auf uns machte! -- Noch schwerer ists, das Böse, das wir thaten, zu ersetzen. Böse Gedanken kehren auch bey dem wieder, der sie verabscheut. Sie verfolgen ihn bey seinen Geschäfften und selbst in den feyerlichsten Stunden der Andacht drängen sie sich seiner Einbil- dungskraft wider Willen auf. Die innigste Be- reuung böser Worte löscht die Eindrücke nicht aus, die sie auf andre gemacht; hebt das Aergerniß nicht, so wir durch sie gegeben; mindert den Schaden nicht, den wir bey andern durch die Härte, Unbilligkeit und Bitterkeit unsrer Urtheile gestiftet haben. Selbst wenn wir den, den unsre Zunge verleumdete und lästerte, um Verzeihung bitten, -- wissen es nun auch alle die, welche uns hörten, daß wir wider die Wahrheit geredet haben? Und wie daurend sind erst böse Thaten; Thaten der Ungerechtigkeit, des Ei- gennutzes, des Zorns, der Wollust, und was sie sonst für Namen haben! Wie selten ists möglich, auch nur einen Versuch zu wagen, sie in ihren Fol- gen unschädlich zu machen!
Auch
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Fähigkeiten geſchwächt; wie iſt der Weg, den wir noch vor uns haben, erſchwert, und wie ſchwach und unkräftig ſind die Eindrücke geworden, die ehe- dem der Gedanke an das belohnende Ziel auf uns machte! — Noch ſchwerer iſts, das Böſe, das wir thaten, zu erſetzen. Böſe Gedanken kehren auch bey dem wieder, der ſie verabſcheut. Sie verfolgen ihn bey ſeinen Geſchäfften und ſelbſt in den feyerlichſten Stunden der Andacht drängen ſie ſich ſeiner Einbil- dungskraft wider Willen auf. Die innigſte Be- reuung böſer Worte löſcht die Eindrücke nicht aus, die ſie auf andre gemacht; hebt das Aergerniß nicht, ſo wir durch ſie gegeben; mindert den Schaden nicht, den wir bey andern durch die Härte, Unbilligkeit und Bitterkeit unſrer Urtheile geſtiftet haben. Selbſt wenn wir den, den unſre Zunge verleumdete und läſterte, um Verzeihung bitten, — wiſſen es nun auch alle die, welche uns hörten, daß wir wider die Wahrheit geredet haben? Und wie daurend ſind erſt böſe Thaten; Thaten der Ungerechtigkeit, des Ei- gennutzes, des Zorns, der Wolluſt, und was ſie ſonſt für Namen haben! Wie ſelten iſts möglich, auch nur einen Verſuch zu wagen, ſie in ihren Fol- gen unſchädlich zu machen!
Auch
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[71[83]/0087]
Fähigkeiten geſchwächt; wie iſt der Weg, den wir
noch vor uns haben, erſchwert, und wie ſchwach
und unkräftig ſind die Eindrücke geworden, die ehe-
dem der Gedanke an das belohnende Ziel auf uns
machte! — Noch ſchwerer iſts, das Böſe, das wir
thaten, zu erſetzen. Böſe Gedanken kehren auch bey
dem wieder, der ſie verabſcheut. Sie verfolgen ihn
bey ſeinen Geſchäfften und ſelbſt in den feyerlichſten
Stunden der Andacht drängen ſie ſich ſeiner Einbil-
dungskraft wider Willen auf. Die innigſte Be-
reuung böſer Worte löſcht die Eindrücke nicht aus,
die ſie auf andre gemacht; hebt das Aergerniß nicht,
ſo wir durch ſie gegeben; mindert den Schaden nicht,
den wir bey andern durch die Härte, Unbilligkeit
und Bitterkeit unſrer Urtheile geſtiftet haben. Selbſt
wenn wir den, den unſre Zunge verleumdete und
läſterte, um Verzeihung bitten, — wiſſen es nun
auch alle die, welche uns hörten, daß wir wider die
Wahrheit geredet haben? Und wie daurend ſind erſt
böſe Thaten; Thaten der Ungerechtigkeit, des Ei-
gennutzes, des Zorns, der Wolluſt, und was ſie
ſonſt für Namen haben! Wie ſelten iſts möglich,
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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 71[83]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/87>, abgerufen am 16.02.2025.
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