begegnete; warum wir an nützlichen Kenntnissen nicht mehr und sichtbarer zunehmen. Nur wünsch ich doch auch, daß wir über der Bestimmung für diese Welt nicht zu sehr unsre Bestimmung für jene Welt vergessen haben, und weiser, nicht bloß zur irdischen, sondern auch zur künftigen Glückseligkeit, geworden seyn mögen. Denn wenn uns viel daran gelegen seyn kann und darf, es in einem Leben, das viel- leicht noch Jahre, vielleicht nur Monate, vielleicht nur Tage dauert, ruhiger, bequemer, besser zu haben, so muß uns alles daran liegen, unsers Rechts auf eine endlose Ewigkeit gewiß zu seyn.
Sollten wir dies heute noch nicht bedacht ha- ben, so laßt es uns, noch eh der Tag wegeilt, über- denken; und, wenn wir alle Stunden desselben bloß als irdische sterbliche Menschen zubrachten, die letzte als Unsterbliche, -- denn das, freut euch mit mir! das sind wir, -- als Unsterbliche für die Ewigkeit leben.
Das sey der Sinn, mit dem wir morgen wie- der an unser Tagewerk gehn, zu danken durch Tha- ten, daß uns Gott unser Vater aufs neue Zeit gönnt, vollkommner und seinem Bilde ähnlicher zu werden. Das sey der Entschluß, mit dem wir eine neue Wo-
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begegnete; warum wir an nützlichen Kenntniſſen nicht mehr und ſichtbarer zunehmen. Nur wünſch ich doch auch, daß wir über der Beſtimmung für dieſe Welt nicht zu ſehr unſre Beſtimmung für jene Welt vergeſſen haben, und weiſer, nicht bloß zur irdiſchen, ſondern auch zur künftigen Glückſeligkeit, geworden ſeyn mögen. Denn wenn uns viel daran gelegen ſeyn kann und darf, es in einem Leben, das viel- leicht noch Jahre, vielleicht nur Monate, vielleicht nur Tage dauert, ruhiger, bequemer, beſſer zu haben, ſo muß uns alles daran liegen, unſers Rechts auf eine endloſe Ewigkeit gewiß zu ſeyn.
Sollten wir dies heute noch nicht bedacht ha- ben, ſo laßt es uns, noch eh der Tag wegeilt, über- denken; und, wenn wir alle Stunden deſſelben bloß als irdiſche ſterbliche Menſchen zubrachten, die letzte als Unſterbliche, — denn das, freut euch mit mir! das ſind wir, — als Unſterbliche für die Ewigkeit leben.
Das ſey der Sinn, mit dem wir morgen wie- der an unſer Tagewerk gehn, zu danken durch Tha- ten, daß uns Gott unſer Vater aufs neue Zeit gönnt, vollkommner und ſeinem Bilde ähnlicher zu werden. Das ſey der Entſchluß, mit dem wir eine neue Wo-
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[35[47]/0051]
begegnete; warum wir an nützlichen Kenntniſſen nicht
mehr und ſichtbarer zunehmen. Nur wünſch ich
doch auch, daß wir über der Beſtimmung für dieſe
Welt nicht zu ſehr unſre Beſtimmung für jene Welt
vergeſſen haben, und weiſer, nicht bloß zur irdiſchen,
ſondern auch zur künftigen Glückſeligkeit, geworden
ſeyn mögen. Denn wenn uns viel daran gelegen
ſeyn kann und darf, es in einem Leben, das viel-
leicht noch Jahre, vielleicht nur Monate, vielleicht nur
Tage dauert, ruhiger, bequemer, beſſer zu haben,
ſo muß uns alles daran liegen, unſers Rechts auf
eine endloſe Ewigkeit gewiß zu ſeyn.
Sollten wir dies heute noch nicht bedacht ha-
ben, ſo laßt es uns, noch eh der Tag wegeilt, über-
denken; und, wenn wir alle Stunden deſſelben bloß
als irdiſche ſterbliche Menſchen zubrachten, die letzte
als Unſterbliche, — denn das, freut euch mit mir!
das ſind wir, — als Unſterbliche für die Ewigkeit
leben.
Das ſey der Sinn, mit dem wir morgen wie-
der an unſer Tagewerk gehn, zu danken durch Tha-
ten, daß uns Gott unſer Vater aufs neue Zeit gönnt,
vollkommner und ſeinem Bilde ähnlicher zu werden.
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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 35[47]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/51>, abgerufen am 16.02.2025.
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