ging mit ihnen unter, und so mögen unter den drey- hundert und sechs Fabiern auch Greise und Kinder be- griffen gewesen seyn.
Die Fabier benutzten die Vortheile ihres Postens mit großer Thätigkeit, und verheerten die entlegneren Gegenden, wenn die Vejenter dem römischen Heer ent- gegen zu gehen genöthigt waren. Im Jahr 276 schlug auch der Consul L. Aemilius das vejentische Heer. Ein Sieg berechtigte Rom einen fruchtlosen und unglückli- lichen Krieg zu endigen: Veji wünschte Frieden. Er ward ohne Veränderung der Gränzen geschlossen, und die Räumung des Forts am Cremera zugesagt. Diese aber erfolgte nicht, sey es daß sie, nach dem Wunsch des Senats das Volk beständig unter den Waffen zu halten, nicht ernsthaft befohlen ward, oder daß die Fa- bier sich unabhängig behaupteten. Daher erneuerte sich der Krieg schon im nächsten Jahr wieder: und daher vielleicht fielen die Fabier ohne Hülfe. Trotz dem Frie- den fuhren sie fort die Gegend zu plündern, und da ge- lang es den Vejentern durch eine täuschend dargebotene Beute die größere Zahl von ihrer Feste zu entfernen, zu umringen und nieder zu machen. Cremera ward erstie- gen, und die Besatzung niedergehauen, so daß nur in einem einzigen Knaben der Republik die Wurzel dieses Geschlechts erhalten wurde, welches ihr durch Tugenden und große Männer Ruhm und Stütze ward.
Eine andre Erzählung welche Dionysius widerlegt und als ungereimt verwirft 80), ist offenbar die alt poe-
80) Dionysius IX. c. 19.
ging mit ihnen unter, und ſo moͤgen unter den drey- hundert und ſechs Fabiern auch Greiſe und Kinder be- griffen geweſen ſeyn.
Die Fabier benutzten die Vortheile ihres Poſtens mit großer Thaͤtigkeit, und verheerten die entlegneren Gegenden, wenn die Vejenter dem roͤmiſchen Heer ent- gegen zu gehen genoͤthigt waren. Im Jahr 276 ſchlug auch der Conſul L. Aemilius das vejentiſche Heer. Ein Sieg berechtigte Rom einen fruchtloſen und ungluͤckli- lichen Krieg zu endigen: Veji wuͤnſchte Frieden. Er ward ohne Veraͤnderung der Graͤnzen geſchloſſen, und die Raͤumung des Forts am Cremera zugeſagt. Dieſe aber erfolgte nicht, ſey es daß ſie, nach dem Wunſch des Senats das Volk beſtaͤndig unter den Waffen zu halten, nicht ernſthaft befohlen ward, oder daß die Fa- bier ſich unabhaͤngig behaupteten. Daher erneuerte ſich der Krieg ſchon im naͤchſten Jahr wieder: und daher vielleicht fielen die Fabier ohne Huͤlfe. Trotz dem Frie- den fuhren ſie fort die Gegend zu pluͤndern, und da ge- lang es den Vejentern durch eine taͤuſchend dargebotene Beute die groͤßere Zahl von ihrer Feſte zu entfernen, zu umringen und nieder zu machen. Cremera ward erſtie- gen, und die Beſatzung niedergehauen, ſo daß nur in einem einzigen Knaben der Republik die Wurzel dieſes Geſchlechts erhalten wurde, welches ihr durch Tugenden und große Maͤnner Ruhm und Stuͤtze ward.
Eine andre Erzaͤhlung welche Dionyſius widerlegt und als ungereimt verwirft 80), iſt offenbar die alt poe-
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ging mit ihnen unter, und ſo moͤgen unter den drey-
hundert und ſechs Fabiern auch Greiſe und Kinder be-
griffen geweſen ſeyn.
Die Fabier benutzten die Vortheile ihres Poſtens
mit großer Thaͤtigkeit, und verheerten die entlegneren
Gegenden, wenn die Vejenter dem roͤmiſchen Heer ent-
gegen zu gehen genoͤthigt waren. Im Jahr 276 ſchlug
auch der Conſul L. Aemilius das vejentiſche Heer. Ein
Sieg berechtigte Rom einen fruchtloſen und ungluͤckli-
lichen Krieg zu endigen: Veji wuͤnſchte Frieden. Er
ward ohne Veraͤnderung der Graͤnzen geſchloſſen, und
die Raͤumung des Forts am Cremera zugeſagt. Dieſe
aber erfolgte nicht, ſey es daß ſie, nach dem Wunſch
des Senats das Volk beſtaͤndig unter den Waffen zu
halten, nicht ernſthaft befohlen ward, oder daß die Fa-
bier ſich unabhaͤngig behaupteten. Daher erneuerte ſich
der Krieg ſchon im naͤchſten Jahr wieder: und daher
vielleicht fielen die Fabier ohne Huͤlfe. Trotz dem Frie-
den fuhren ſie fort die Gegend zu pluͤndern, und da ge-
lang es den Vejentern durch eine taͤuſchend dargebotene
Beute die groͤßere Zahl von ihrer Feſte zu entfernen, zu
umringen und nieder zu machen. Cremera ward erſtie-
gen, und die Beſatzung niedergehauen, ſo daß nur in
einem einzigen Knaben der Republik die Wurzel dieſes
Geſchlechts erhalten wurde, welches ihr durch Tugenden
und große Maͤnner Ruhm und Stuͤtze ward.
Eine andre Erzaͤhlung welche Dionyſius widerlegt
und als ungereimt verwirft 80), iſt offenbar die alt poe-
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/94>, abgerufen am 23.11.2024.
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