Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

digung bedürfen, indem es einen in sich vollkommen
zusammenhängenden, durch alle Handschriften bestätig-
ten Text gegen die Gewaltsamkeit einer blinden Kri-
tik rettet.

Nach diesem Bericht bestand die Legion am Anfang
des fünften Jahrhunderts aus fünf verschiedenen Ab-
theilungen, welche wir der bestimmten Bezeichnung we-
gen, mit der Freyheit welche unsere Vorfahren sich in
solchen Dingen erlaubten, Bataillons nennen können.
Es waren die Hastaten, die Principes, die Triarier,
die Rorarier und die Accensi. Die drey ersten sind
aus der späteren Legion bekannt genug, die Rorarier
waren leichte Infanterie, welche nachher mit dem Nah-
men Velites eine vollkommnere Einrichtung und aus-
gedehnteren Gebrauch erhielt: die Accensi eigentlich
ein Depotbataillon, welches aber der Legion folgte,
und vielleicht als leichte Truppe diente. Hierüber wäre Li-
vius, obwohl von Andern abweichend, wohl nicht ent-
schieden irrig: eine arge Verwirrung aber hat er in den
Elementen gemacht aus denen die Zahl der drey letzten
Bataillone, und also auch der gesammten Legion her-
vorgehen soll, und für diese verdient er großen Tadel.
Denn er müßte sie bemerkt haben, und leicht hätte er
sie dann berichtigen können, wenn er nur die Zahlen aus-
gerechnet hätte; wie es aber augenscheinlich ist daß er
das gar nicht versucht hat, so muß dieses Beyspiel zur
Rechtfertigung des Kritikers dienen, welcher ihn als
Zeugen über die veralteten Formen verwirft wo er nicht
Aeltere kopirt.


digung beduͤrfen, indem es einen in ſich vollkommen
zuſammenhaͤngenden, durch alle Handſchriften beſtaͤtig-
ten Text gegen die Gewaltſamkeit einer blinden Kri-
tik rettet.

Nach dieſem Bericht beſtand die Legion am Anfang
des fuͤnften Jahrhunderts aus fuͤnf verſchiedenen Ab-
theilungen, welche wir der beſtimmten Bezeichnung we-
gen, mit der Freyheit welche unſere Vorfahren ſich in
ſolchen Dingen erlaubten, Bataillons nennen koͤnnen.
Es waren die Haſtaten, die Principes, die Triarier,
die Rorarier und die Accenſi. Die drey erſten ſind
aus der ſpaͤteren Legion bekannt genug, die Rorarier
waren leichte Infanterie, welche nachher mit dem Nah-
men Velites eine vollkommnere Einrichtung und aus-
gedehnteren Gebrauch erhielt: die Accenſi eigentlich
ein Depotbataillon, welches aber der Legion folgte,
und vielleicht als leichte Truppe diente. Hieruͤber waͤre Li-
vius, obwohl von Andern abweichend, wohl nicht ent-
ſchieden irrig: eine arge Verwirrung aber hat er in den
Elementen gemacht aus denen die Zahl der drey letzten
Bataillone, und alſo auch der geſammten Legion her-
vorgehen ſoll, und fuͤr dieſe verdient er großen Tadel.
Denn er muͤßte ſie bemerkt haben, und leicht haͤtte er
ſie dann berichtigen koͤnnen, wenn er nur die Zahlen aus-
gerechnet haͤtte; wie es aber augenſcheinlich iſt daß er
das gar nicht verſucht hat, ſo muß dieſes Beyſpiel zur
Rechtfertigung des Kritikers dienen, welcher ihn als
Zeugen uͤber die veralteten Formen verwirft wo er nicht
Aeltere kopirt.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0492" n="476"/>
digung bedu&#x0364;rfen, indem es einen in &#x017F;ich vollkommen<lb/>
zu&#x017F;ammenha&#x0364;ngenden, durch alle Hand&#x017F;chriften be&#x017F;ta&#x0364;tig-<lb/>
ten Text gegen die Gewalt&#x017F;amkeit einer blinden Kri-<lb/>
tik rettet.</p><lb/>
        <p>Nach die&#x017F;em Bericht be&#x017F;tand die Legion am Anfang<lb/>
des fu&#x0364;nften Jahrhunderts aus fu&#x0364;nf ver&#x017F;chiedenen Ab-<lb/>
theilungen, welche wir der be&#x017F;timmten Bezeichnung we-<lb/>
gen, mit der Freyheit welche un&#x017F;ere Vorfahren &#x017F;ich in<lb/>
&#x017F;olchen Dingen erlaubten, Bataillons nennen ko&#x0364;nnen.<lb/>
Es waren die Ha&#x017F;taten, die Principes, die Triarier,<lb/>
die Rorarier und die Accen&#x017F;i. Die drey er&#x017F;ten &#x017F;ind<lb/>
aus der &#x017F;pa&#x0364;teren Legion bekannt genug, die Rorarier<lb/>
waren leichte Infanterie, welche nachher mit dem Nah-<lb/>
men Velites eine vollkommnere Einrichtung und aus-<lb/>
gedehnteren Gebrauch erhielt: die Accen&#x017F;i eigentlich<lb/>
ein Depotbataillon, welches aber der Legion folgte,<lb/>
und vielleicht als leichte Truppe diente. Hieru&#x0364;ber wa&#x0364;re Li-<lb/>
vius, obwohl von Andern abweichend, wohl nicht ent-<lb/>
&#x017F;chieden irrig: eine arge Verwirrung aber hat er in den<lb/>
Elementen gemacht aus denen die Zahl der drey letzten<lb/>
Bataillone, und al&#x017F;o auch der ge&#x017F;ammten Legion her-<lb/>
vorgehen &#x017F;oll, und fu&#x0364;r die&#x017F;e verdient er großen Tadel.<lb/>
Denn er mu&#x0364;ßte &#x017F;ie bemerkt haben, und leicht ha&#x0364;tte er<lb/>
&#x017F;ie dann berichtigen ko&#x0364;nnen, wenn er nur die Zahlen aus-<lb/>
gerechnet ha&#x0364;tte; wie es aber augen&#x017F;cheinlich i&#x017F;t daß er<lb/>
das gar nicht ver&#x017F;ucht hat, &#x017F;o muß die&#x017F;es Bey&#x017F;piel zur<lb/>
Rechtfertigung des Kritikers dienen, welcher ihn als<lb/>
Zeugen u&#x0364;ber die veralteten Formen verwirft wo er nicht<lb/>
Aeltere kopirt.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[476/0492] digung beduͤrfen, indem es einen in ſich vollkommen zuſammenhaͤngenden, durch alle Handſchriften beſtaͤtig- ten Text gegen die Gewaltſamkeit einer blinden Kri- tik rettet. Nach dieſem Bericht beſtand die Legion am Anfang des fuͤnften Jahrhunderts aus fuͤnf verſchiedenen Ab- theilungen, welche wir der beſtimmten Bezeichnung we- gen, mit der Freyheit welche unſere Vorfahren ſich in ſolchen Dingen erlaubten, Bataillons nennen koͤnnen. Es waren die Haſtaten, die Principes, die Triarier, die Rorarier und die Accenſi. Die drey erſten ſind aus der ſpaͤteren Legion bekannt genug, die Rorarier waren leichte Infanterie, welche nachher mit dem Nah- men Velites eine vollkommnere Einrichtung und aus- gedehnteren Gebrauch erhielt: die Accenſi eigentlich ein Depotbataillon, welches aber der Legion folgte, und vielleicht als leichte Truppe diente. Hieruͤber waͤre Li- vius, obwohl von Andern abweichend, wohl nicht ent- ſchieden irrig: eine arge Verwirrung aber hat er in den Elementen gemacht aus denen die Zahl der drey letzten Bataillone, und alſo auch der geſammten Legion her- vorgehen ſoll, und fuͤr dieſe verdient er großen Tadel. Denn er muͤßte ſie bemerkt haben, und leicht haͤtte er ſie dann berichtigen koͤnnen, wenn er nur die Zahlen aus- gerechnet haͤtte; wie es aber augenſcheinlich iſt daß er das gar nicht verſucht hat, ſo muß dieſes Beyſpiel zur Rechtfertigung des Kritikers dienen, welcher ihn als Zeugen uͤber die veralteten Formen verwirft wo er nicht Aeltere kopirt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/492
Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/492>, abgerufen am 28.09.2024.