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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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punkt. Claudius setzte den Zweykampf in den angeblichen
Krieg des Camillus: die meisten in das Jahr 394, bey
einem Zug der Gallier, wo der Anio beyde Heere getrennt
hätte 38). Doch gesteht Livius, Licinius Macer sage:
der Dictator jenes Jahrs sey nur für die Comitien er-
nannt gewesen, und er nennt ihn nur muthmaaßend als
Feldherrn des gallischen Kriegs 39): welcher, nach ihm
selbst, außer jenem Zweykampf ganz thatenlos verging.

Die Gallier zogen durch Tibur nach Campanien.
Jene Stadt, damals von den Römern bekriegt, huldigte
den wilden Schaaren, oder kaufte ihre Lohndienste. Im
folgenden Jahr (395) kehrten sie nach Latium zurück.
Die östliche Landschaft bis an die Mauern Roms ward
fürchterlich verwüstet: sie erschienen vor dem Collinischen
Thor, durch welches sie vor dreyßig Jahren sich den Weg
in die Stadt eröffnet hatten. Ein consularisches Heer
beobachtete Tibur: alle übrige waffenrüstige Römer er-
warteten den Feind unter den Mauern. Nach einer lan-
gen und sehr blutigen Schlacht, mehr zurückgedrängt als
besiegt, wichen die Gallier gegen Tibur: ehe sie es er-
reichten griff der Consul Pötelius den unordentlichen
Zug an, und vollendete den Sieg. Das bezeugen dem
Consul auch die Triumphalfasten.

Vielleicht von einem Zug in sehr ferne Gegenden der
Halbinsel zurückkehrend -- wie die Cimbern erobernd um-
herwanderten, und zuweilen durch Widerstand, zuweilen
durch Hunger zurückgetrieben wurden -- kamen die Gal-
lier im zweyten Sommer (397) durch das pränestinische

38) Livius VI. c. 42.
39) Derselbe VII. c. 9.

punkt. Claudius ſetzte den Zweykampf in den angeblichen
Krieg des Camillus: die meiſten in das Jahr 394, bey
einem Zug der Gallier, wo der Anio beyde Heere getrennt
haͤtte 38). Doch geſteht Livius, Licinius Macer ſage:
der Dictator jenes Jahrs ſey nur fuͤr die Comitien er-
nannt geweſen, und er nennt ihn nur muthmaaßend als
Feldherrn des galliſchen Kriegs 39): welcher, nach ihm
ſelbſt, außer jenem Zweykampf ganz thatenlos verging.

Die Gallier zogen durch Tibur nach Campanien.
Jene Stadt, damals von den Roͤmern bekriegt, huldigte
den wilden Schaaren, oder kaufte ihre Lohndienſte. Im
folgenden Jahr (395) kehrten ſie nach Latium zuruͤck.
Die oͤſtliche Landſchaft bis an die Mauern Roms ward
fuͤrchterlich verwuͤſtet: ſie erſchienen vor dem Colliniſchen
Thor, durch welches ſie vor dreyßig Jahren ſich den Weg
in die Stadt eroͤffnet hatten. Ein conſulariſches Heer
beobachtete Tibur: alle uͤbrige waffenruͤſtige Roͤmer er-
warteten den Feind unter den Mauern. Nach einer lan-
gen und ſehr blutigen Schlacht, mehr zuruͤckgedraͤngt als
beſiegt, wichen die Gallier gegen Tibur: ehe ſie es er-
reichten griff der Conſul Poͤtelius den unordentlichen
Zug an, und vollendete den Sieg. Das bezeugen dem
Conſul auch die Triumphalfaſten.

Vielleicht von einem Zug in ſehr ferne Gegenden der
Halbinſel zuruͤckkehrend — wie die Cimbern erobernd um-
herwanderten, und zuweilen durch Widerſtand, zuweilen
durch Hunger zuruͤckgetrieben wurden — kamen die Gal-
lier im zweyten Sommer (397) durch das praͤneſtiniſche

38) Livius VI. c. 42.
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[457/0473] punkt. Claudius ſetzte den Zweykampf in den angeblichen Krieg des Camillus: die meiſten in das Jahr 394, bey einem Zug der Gallier, wo der Anio beyde Heere getrennt haͤtte 38). Doch geſteht Livius, Licinius Macer ſage: der Dictator jenes Jahrs ſey nur fuͤr die Comitien er- nannt geweſen, und er nennt ihn nur muthmaaßend als Feldherrn des galliſchen Kriegs 39): welcher, nach ihm ſelbſt, außer jenem Zweykampf ganz thatenlos verging. Die Gallier zogen durch Tibur nach Campanien. Jene Stadt, damals von den Roͤmern bekriegt, huldigte den wilden Schaaren, oder kaufte ihre Lohndienſte. Im folgenden Jahr (395) kehrten ſie nach Latium zuruͤck. Die oͤſtliche Landſchaft bis an die Mauern Roms ward fuͤrchterlich verwuͤſtet: ſie erſchienen vor dem Colliniſchen Thor, durch welches ſie vor dreyßig Jahren ſich den Weg in die Stadt eroͤffnet hatten. Ein conſulariſches Heer beobachtete Tibur: alle uͤbrige waffenruͤſtige Roͤmer er- warteten den Feind unter den Mauern. Nach einer lan- gen und ſehr blutigen Schlacht, mehr zuruͤckgedraͤngt als beſiegt, wichen die Gallier gegen Tibur: ehe ſie es er- reichten griff der Conſul Poͤtelius den unordentlichen Zug an, und vollendete den Sieg. Das bezeugen dem Conſul auch die Triumphalfaſten. Vielleicht von einem Zug in ſehr ferne Gegenden der Halbinſel zuruͤckkehrend — wie die Cimbern erobernd um- herwanderten, und zuweilen durch Widerſtand, zuweilen durch Hunger zuruͤckgetrieben wurden — kamen die Gal- lier im zweyten Sommer (397) durch das praͤneſtiniſche 38) Livius VI. c. 42. 39) Derſelbe VII. c. 9.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/473>, abgerufen am 01.06.2024.