Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

gung zu entlassen: es versteht sich daß auch die aufge-
führten Gebäude ihr anheimfielen.

Ein Municipium überließ die Erbpacht seiner Grund-
stücke einem jeden rechtlich befugten durch Contract, die
Republik nur den Mitgenossen der Souverainetät, oder
den alten Einwohnern, durch Concession.

Wie die ganze Verwaltung des Staatsvermögens
dem Senat gehörte, so verfügte er auch Assignation
und Verkauf. Doch war die Einmischung der Volks-
versammlung rechtmäßig: früher, weil zum Nachtheil
ihres Standes die Gesetze nicht erfüllt wurden: später,
weil sie, anerkannt als der Souverain, Kenntniß von
dem der Verwaltung anvertrauten Staatseigenthum zu
nehmen und darüber zu verfügen unstreitig befugt war.

Die folgende Eintheilung des Grundeigenthums,
nach strengen römischen Begriffen, giebt, mit der Ueber-
sicht, die eigenthümlich gebräuchlichen Ausdrücke des
alten Staatsrechts. Ager (Mark) ist die Gesammtheit
des einer Staatsgemeinde eigenthümlichen Bodens, im
Gegensatz von terra, Land, welches viele solcher Eigen-
thumsbezirke neben einander begreift 4).

Alles Landeigenthum (ager im engeren Sinn) ist
entweder römisch oder fremd (aut Romanus aut pere-
grinus
). Unter dem letzten ist auch latinisches zu ver-
stehen.

Alles römische Land ist Eigenthum des Staats (Ge-
meinland, Domaine), oder Privateigenthum (aut pu-
blicus aut privatus
).


4) Varro de L. L. VI. c. 2.

gung zu entlaſſen: es verſteht ſich daß auch die aufge-
fuͤhrten Gebaͤude ihr anheimfielen.

Ein Municipium uͤberließ die Erbpacht ſeiner Grund-
ſtuͤcke einem jeden rechtlich befugten durch Contract, die
Republik nur den Mitgenoſſen der Souverainetaͤt, oder
den alten Einwohnern, durch Conceſſion.

Wie die ganze Verwaltung des Staatsvermoͤgens
dem Senat gehoͤrte, ſo verfuͤgte er auch Aſſignation
und Verkauf. Doch war die Einmiſchung der Volks-
verſammlung rechtmaͤßig: fruͤher, weil zum Nachtheil
ihres Standes die Geſetze nicht erfuͤllt wurden: ſpaͤter,
weil ſie, anerkannt als der Souverain, Kenntniß von
dem der Verwaltung anvertrauten Staatseigenthum zu
nehmen und daruͤber zu verfuͤgen unſtreitig befugt war.

Die folgende Eintheilung des Grundeigenthums,
nach ſtrengen roͤmiſchen Begriffen, giebt, mit der Ueber-
ſicht, die eigenthuͤmlich gebraͤuchlichen Ausdruͤcke des
alten Staatsrechts. Ager (Mark) iſt die Geſammtheit
des einer Staatsgemeinde eigenthuͤmlichen Bodens, im
Gegenſatz von terra, Land, welches viele ſolcher Eigen-
thumsbezirke neben einander begreift 4).

Alles Landeigenthum (ager im engeren Sinn) iſt
entweder roͤmiſch oder fremd (aut Romanus aut pere-
grinus
). Unter dem letzten iſt auch latiniſches zu ver-
ſtehen.

Alles roͤmiſche Land iſt Eigenthum des Staats (Ge-
meinland, Domaine), oder Privateigenthum (aut pu-
blicus aut privatus
).


4) Varro de L. L. VI. c. 2.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0393" n="377"/>
gung zu entla&#x017F;&#x017F;en: es ver&#x017F;teht &#x017F;ich daß auch die aufge-<lb/>
fu&#x0364;hrten Geba&#x0364;ude ihr anheimfielen.</p><lb/>
        <p>Ein Municipium u&#x0364;berließ die Erbpacht &#x017F;einer Grund-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;cke einem jeden rechtlich befugten durch Contract, die<lb/>
Republik nur den Mitgeno&#x017F;&#x017F;en der Souveraineta&#x0364;t, oder<lb/>
den alten Einwohnern, durch Conce&#x017F;&#x017F;ion.</p><lb/>
        <p>Wie die ganze Verwaltung des Staatsvermo&#x0364;gens<lb/>
dem Senat geho&#x0364;rte, &#x017F;o verfu&#x0364;gte er auch A&#x017F;&#x017F;ignation<lb/>
und Verkauf. Doch war die Einmi&#x017F;chung der Volks-<lb/>
ver&#x017F;ammlung rechtma&#x0364;ßig: fru&#x0364;her, weil zum Nachtheil<lb/>
ihres Standes die Ge&#x017F;etze nicht erfu&#x0364;llt wurden: &#x017F;pa&#x0364;ter,<lb/>
weil &#x017F;ie, anerkannt als der Souverain, Kenntniß von<lb/>
dem der Verwaltung anvertrauten Staatseigenthum zu<lb/>
nehmen und daru&#x0364;ber zu verfu&#x0364;gen un&#x017F;treitig befugt war.</p><lb/>
        <p>Die folgende Eintheilung des Grundeigenthums,<lb/>
nach &#x017F;trengen ro&#x0364;mi&#x017F;chen Begriffen, giebt, mit der Ueber-<lb/>
&#x017F;icht, die eigenthu&#x0364;mlich gebra&#x0364;uchlichen Ausdru&#x0364;cke des<lb/>
alten Staatsrechts. <hi rendition="#aq">Ager</hi> (Mark) i&#x017F;t die Ge&#x017F;ammtheit<lb/>
des einer Staatsgemeinde eigenthu&#x0364;mlichen Bodens, im<lb/>
Gegen&#x017F;atz von <hi rendition="#aq">terra,</hi> Land, welches viele &#x017F;olcher Eigen-<lb/>
thumsbezirke neben einander begreift <note place="foot" n="4)">Varro <hi rendition="#aq">de L. L. VI. c.</hi> 2.</note>.</p><lb/>
        <p>Alles Landeigenthum (<hi rendition="#aq">ager</hi> im engeren Sinn) i&#x017F;t<lb/>
entweder ro&#x0364;mi&#x017F;ch oder fremd (<hi rendition="#aq">aut Romanus aut pere-<lb/>
grinus</hi>). Unter dem letzten i&#x017F;t auch latini&#x017F;ches zu ver-<lb/>
&#x017F;tehen.</p><lb/>
        <p>Alles ro&#x0364;mi&#x017F;che Land i&#x017F;t Eigenthum des Staats (Ge-<lb/>
meinland, Domaine), oder Privateigenthum (<hi rendition="#aq">aut pu-<lb/>
blicus aut privatus</hi>).</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[377/0393] gung zu entlaſſen: es verſteht ſich daß auch die aufge- fuͤhrten Gebaͤude ihr anheimfielen. Ein Municipium uͤberließ die Erbpacht ſeiner Grund- ſtuͤcke einem jeden rechtlich befugten durch Contract, die Republik nur den Mitgenoſſen der Souverainetaͤt, oder den alten Einwohnern, durch Conceſſion. Wie die ganze Verwaltung des Staatsvermoͤgens dem Senat gehoͤrte, ſo verfuͤgte er auch Aſſignation und Verkauf. Doch war die Einmiſchung der Volks- verſammlung rechtmaͤßig: fruͤher, weil zum Nachtheil ihres Standes die Geſetze nicht erfuͤllt wurden: ſpaͤter, weil ſie, anerkannt als der Souverain, Kenntniß von dem der Verwaltung anvertrauten Staatseigenthum zu nehmen und daruͤber zu verfuͤgen unſtreitig befugt war. Die folgende Eintheilung des Grundeigenthums, nach ſtrengen roͤmiſchen Begriffen, giebt, mit der Ueber- ſicht, die eigenthuͤmlich gebraͤuchlichen Ausdruͤcke des alten Staatsrechts. Ager (Mark) iſt die Geſammtheit des einer Staatsgemeinde eigenthuͤmlichen Bodens, im Gegenſatz von terra, Land, welches viele ſolcher Eigen- thumsbezirke neben einander begreift 4). Alles Landeigenthum (ager im engeren Sinn) iſt entweder roͤmiſch oder fremd (aut Romanus aut pere- grinus). Unter dem letzten iſt auch latiniſches zu ver- ſtehen. Alles roͤmiſche Land iſt Eigenthum des Staats (Ge- meinland, Domaine), oder Privateigenthum (aut pu- blicus aut privatus). 4) Varro de L. L. VI. c. 2.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/393
Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/393>, abgerufen am 23.05.2024.