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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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seine Schuld dienen lassen durfte. Aber schon bey der er-
sten Erwähnung der Schuldknechtschaft 6) ward von der
Zahl gefangener Schuldner geredet, als ob es Tausende
gewesen wären: später, am Schluß dieses Zeitraums,
bey der licinischen Gesetzgebung, von den Schaaren zuge-
sprochener Schuldknechte, die in Kerkern bey dem Hause
jedes Patriciers gehalten wurden 7). Dies scheint eine
Befugniß zu Umwandlung der verhängten Strafen nach
des Schuldherrn Willkühr oder Abkaufung der Todes-
strafe durch freywillige Knechtschaft zu beweisen. Denn
war jeder nur während sechszig Tagen im Hauskerker, so
konnte dieser auch bey dem reichsten Wucherer kaum zufäl-
lig viele Unglückliche enthalten. Noch entschiedener redet
für diese Meinung daß der Sohn sich für den Vater in die
Schuldknechtschaft und den Kerker ergeben konnte 8).

Waren mehrere Gläubiger, so gestattete ihnen das Ge-
setz den Verurtheilten nach dem Uncialverhältniß ihrer
Schuldforderung zu zerhauen, und eine ausdrückliche
Clausel die es unsträflich machte dieses Maaß nicht ganz
genau beobachtet zu haben 9), befreyte sie von der Excep-

6) 259. Livius II. c. 23.
7) Gregatim quotidie de foro addictos duci et repleri vinc-
tis nobiles domos: et ubicunque patricius habitet, ibi car-
cerem privatum esse.
Livius VI. c. 36.
8) Cum se C. Publilius ob aes alienum paternum nexum
dedisset.
Livius VIII. c. 28.
9) Si plus minusve secuerunt se fraude esto. Gellius a. a. O.
Dies allein hätte doch aus jedem gesunden Kopf den Gedan-
ken an einen sector bonorum entfernen sollen. Erst das pöteli-
sche Gesetz nahm das Vermögen in Anspruch. Livius a. a. O.

ſeine Schuld dienen laſſen durfte. Aber ſchon bey der er-
ſten Erwaͤhnung der Schuldknechtſchaft 6) ward von der
Zahl gefangener Schuldner geredet, als ob es Tauſende
geweſen waͤren: ſpaͤter, am Schluß dieſes Zeitraums,
bey der liciniſchen Geſetzgebung, von den Schaaren zuge-
ſprochener Schuldknechte, die in Kerkern bey dem Hauſe
jedes Patriciers gehalten wurden 7). Dies ſcheint eine
Befugniß zu Umwandlung der verhaͤngten Strafen nach
des Schuldherrn Willkuͤhr oder Abkaufung der Todes-
ſtrafe durch freywillige Knechtſchaft zu beweiſen. Denn
war jeder nur waͤhrend ſechszig Tagen im Hauskerker, ſo
konnte dieſer auch bey dem reichſten Wucherer kaum zufaͤl-
lig viele Ungluͤckliche enthalten. Noch entſchiedener redet
fuͤr dieſe Meinung daß der Sohn ſich fuͤr den Vater in die
Schuldknechtſchaft und den Kerker ergeben konnte 8).

Waren mehrere Glaͤubiger, ſo geſtattete ihnen das Ge-
ſetz den Verurtheilten nach dem Uncialverhaͤltniß ihrer
Schuldforderung zu zerhauen, und eine ausdruͤckliche
Clauſel die es unſtraͤflich machte dieſes Maaß nicht ganz
genau beobachtet zu haben 9), befreyte ſie von der Excep-

6) 259. Livius II. c. 23.
7) Gregatim quotidie de foro addictos duci et repleri vinc-
tis nobiles domos: et ubicunque patricius habitet, ibi car-
cerem privatum esse.
Livius VI. c. 36.
8) Cum se C. Publilius ob æs alienum paternum nexum
dedisset.
Livius VIII. c. 28.
9) Si plus minusve secuerunt se fraude esto. Gellius a. a. O.
Dies allein haͤtte doch aus jedem geſunden Kopf den Gedan-
ken an einen sector bonorum entfernen ſollen. Erſt das poͤteli-
ſche Geſetz nahm das Vermoͤgen in Anſpruch. Livius a. a. O.
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[313/0329] ſeine Schuld dienen laſſen durfte. Aber ſchon bey der er- ſten Erwaͤhnung der Schuldknechtſchaft 6) ward von der Zahl gefangener Schuldner geredet, als ob es Tauſende geweſen waͤren: ſpaͤter, am Schluß dieſes Zeitraums, bey der liciniſchen Geſetzgebung, von den Schaaren zuge- ſprochener Schuldknechte, die in Kerkern bey dem Hauſe jedes Patriciers gehalten wurden 7). Dies ſcheint eine Befugniß zu Umwandlung der verhaͤngten Strafen nach des Schuldherrn Willkuͤhr oder Abkaufung der Todes- ſtrafe durch freywillige Knechtſchaft zu beweiſen. Denn war jeder nur waͤhrend ſechszig Tagen im Hauskerker, ſo konnte dieſer auch bey dem reichſten Wucherer kaum zufaͤl- lig viele Ungluͤckliche enthalten. Noch entſchiedener redet fuͤr dieſe Meinung daß der Sohn ſich fuͤr den Vater in die Schuldknechtſchaft und den Kerker ergeben konnte 8). Waren mehrere Glaͤubiger, ſo geſtattete ihnen das Ge- ſetz den Verurtheilten nach dem Uncialverhaͤltniß ihrer Schuldforderung zu zerhauen, und eine ausdruͤckliche Clauſel die es unſtraͤflich machte dieſes Maaß nicht ganz genau beobachtet zu haben 9), befreyte ſie von der Excep- 6) 259. Livius II. c. 23. 7) Gregatim quotidie de foro addictos duci et repleri vinc- tis nobiles domos: et ubicunque patricius habitet, ibi car- cerem privatum esse. Livius VI. c. 36. 8) Cum se C. Publilius ob æs alienum paternum nexum dedisset. Livius VIII. c. 28. 9) Si plus minusve secuerunt se fraude esto. Gellius a. a. O. Dies allein haͤtte doch aus jedem geſunden Kopf den Gedan- ken an einen sector bonorum entfernen ſollen. Erſt das poͤteli- ſche Geſetz nahm das Vermoͤgen in Anſpruch. Livius a. a. O.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/329>, abgerufen am 25.11.2024.