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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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liche Menge 40). Auch als Bürger war er sehr ge-
achtet, und Plinius rechnet es am Verdienst seinen
Kriegsthaten gleich daß er im Jahr 300 als Volkstri-
bun den Consul des verflossenen Jahrs, T. Romilius, an-
geklagt und zur Strafe gezogen hatte. Ein solcher Mann
konnte, wenn er sich entschloß, das Heer wie einst Sici-
nius zum Aufstand bestimmen, und nur der Mangel
eines Anführers erhielt noch den Gehorsam. Q. Fabius
der Befehlshaber dieser Armee ersann einen Weg ihn
verborgen umzubringen. Unter dem Vorwand, das
Heer solle wieder vorrücken, befahl er dem Siccius die
Gegend zu recognosciren und den Ort eines Lagers aus-
zusuchen. Die Begleiter welche ihm beygegeben wur-
den, ausgewählt unter den schuldigsten Anhängern der
Decemvirn, hatten den Auftrag ihn an einem einsamen
Ort zu ermorden, und vorzugeben er sey in einem Ge-
fecht mit dem Feinde gefallen: Siccius aber, obgleich
arglos überfallen, starb wie er gelebt hatte, und fiel
gerächt unter einem großen Haufen seiner Mörder.
Das Schicksal welches die Decemvirn verderben wollte,
fügte es daß diese verruchte That sinnlos ausgeführt
ward. Niemand scheint erwogen zu haben daß Liebe und
Treue die alten Gefährten des Ermordeten zu seiner
Leiche hinziehen werde, und die Meuchelmörder hatten
geeilt sie zu verlassen, um die Erfüllung ihres Auftrags
zu berichten. Die Soldaten fanden den Todten in al-
len Waffen, ungeplündert, umgeben von Römern die
sichtbar von ihm erlegt waren, auch diese Leichen un-

40) Plinius a. a. O. Gellius II. c. 11. Dionysius X. c. 37

liche Menge 40). Auch als Buͤrger war er ſehr ge-
achtet, und Plinius rechnet es am Verdienſt ſeinen
Kriegsthaten gleich daß er im Jahr 300 als Volkstri-
bun den Conſul des verfloſſenen Jahrs, T. Romilius, an-
geklagt und zur Strafe gezogen hatte. Ein ſolcher Mann
konnte, wenn er ſich entſchloß, das Heer wie einſt Sici-
nius zum Aufſtand beſtimmen, und nur der Mangel
eines Anfuͤhrers erhielt noch den Gehorſam. Q. Fabius
der Befehlshaber dieſer Armee erſann einen Weg ihn
verborgen umzubringen. Unter dem Vorwand, das
Heer ſolle wieder vorruͤcken, befahl er dem Siccius die
Gegend zu recognoſciren und den Ort eines Lagers aus-
zuſuchen. Die Begleiter welche ihm beygegeben wur-
den, ausgewaͤhlt unter den ſchuldigſten Anhaͤngern der
Decemvirn, hatten den Auftrag ihn an einem einſamen
Ort zu ermorden, und vorzugeben er ſey in einem Ge-
fecht mit dem Feinde gefallen: Siccius aber, obgleich
arglos uͤberfallen, ſtarb wie er gelebt hatte, und fiel
geraͤcht unter einem großen Haufen ſeiner Moͤrder.
Das Schickſal welches die Decemvirn verderben wollte,
fuͤgte es daß dieſe verruchte That ſinnlos ausgefuͤhrt
ward. Niemand ſcheint erwogen zu haben daß Liebe und
Treue die alten Gefaͤhrten des Ermordeten zu ſeiner
Leiche hinziehen werde, und die Meuchelmoͤrder hatten
geeilt ſie zu verlaſſen, um die Erfuͤllung ihres Auftrags
zu berichten. Die Soldaten fanden den Todten in al-
len Waffen, ungepluͤndert, umgeben von Roͤmern die
ſichtbar von ihm erlegt waren, auch dieſe Leichen un-

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[130/0146] liche Menge 40). Auch als Buͤrger war er ſehr ge- achtet, und Plinius rechnet es am Verdienſt ſeinen Kriegsthaten gleich daß er im Jahr 300 als Volkstri- bun den Conſul des verfloſſenen Jahrs, T. Romilius, an- geklagt und zur Strafe gezogen hatte. Ein ſolcher Mann konnte, wenn er ſich entſchloß, das Heer wie einſt Sici- nius zum Aufſtand beſtimmen, und nur der Mangel eines Anfuͤhrers erhielt noch den Gehorſam. Q. Fabius der Befehlshaber dieſer Armee erſann einen Weg ihn verborgen umzubringen. Unter dem Vorwand, das Heer ſolle wieder vorruͤcken, befahl er dem Siccius die Gegend zu recognoſciren und den Ort eines Lagers aus- zuſuchen. Die Begleiter welche ihm beygegeben wur- den, ausgewaͤhlt unter den ſchuldigſten Anhaͤngern der Decemvirn, hatten den Auftrag ihn an einem einſamen Ort zu ermorden, und vorzugeben er ſey in einem Ge- fecht mit dem Feinde gefallen: Siccius aber, obgleich arglos uͤberfallen, ſtarb wie er gelebt hatte, und fiel geraͤcht unter einem großen Haufen ſeiner Moͤrder. Das Schickſal welches die Decemvirn verderben wollte, fuͤgte es daß dieſe verruchte That ſinnlos ausgefuͤhrt ward. Niemand ſcheint erwogen zu haben daß Liebe und Treue die alten Gefaͤhrten des Ermordeten zu ſeiner Leiche hinziehen werde, und die Meuchelmoͤrder hatten geeilt ſie zu verlaſſen, um die Erfuͤllung ihres Auftrags zu berichten. Die Soldaten fanden den Todten in al- len Waffen, ungepluͤndert, umgeben von Roͤmern die ſichtbar von ihm erlegt waren, auch dieſe Leichen un- 40) Plinius a. a. O. Gellius II. c. 11. Dionyſius X. c. 37

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/146>, abgerufen am 23.11.2024.