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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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schwer fiel, die entlegne Landschaft gegen Tarent zu be-
haupten. Genau läßt sich die Zeit nicht bestimmen; das
Mittel zwischen der Gründung Tarents und Sybaris Zer-
störung fällt gegen die Mitte des zweyten Jahrhunderts
der Stadt. Aelter also waren wohl gewiß nicht die Kriege
der Metapontiner gegen Tarent und die höher woh-
nenden Oenotrer, in denen sie genöthigt wurden, einen
Theil ihres Landes abzutreten 52). Vielleicht in das erste
Jahrhundert fällt die Einwandrung der, vor den erobern-
den Lydiern fliehenden Joner, an den Siris, wo sie Cho-
ner fanden, und unmenschlich ausrotteten 53).

Innere Beweise gewährt in Menge alles, was von
der älteren Geschichte Großgriechenlands bekannt ist. Um-
geben von Lucanern hätte Sybaris nicht über vier Völker
und fünf und zwanzig Städte herrschen können 54), als
es 241 zerstört ward: Thurii ward ohne allen Widerstand
der umwohnenden Barbaren hergestellt; die Lucaner aber

52) Pslemounntas pros tous Tarantinous kai tous uperkeimenous
Oinotrous. Strabo a. a. O. §. 15.
53) Strabo a. a. O. §. 14. Schon Gyges eroberte Kolophon,
und seine Nachfolger setzten den Krieg gegen die Joner erb-
lich fort. Lebte Archilochus gegen das Ende des ersten Jahr-
hunderts Roms, welches wohl die wahrscheinlichste Angabe
ist (Nepos bey Gellius XVII. c. 21.): denn, war er auch
Gyges Zeitgenosse (Herodot I. c. 12.), die Zahl der Regie-
rungsjahre der Lydischen Könige ist sichtbar unmäßig über-
trieben: so bezieht sich wahrscheinlich auf diese Auswande-
rung nach dem reichen Siris, fern von den erobernden Bar-
baren, sein Lob dieser Gegend (Fragm. XXII. in Anal. Br.)
54) Strabo a. a. O. §. 13., wo anstatt uperxe, erxe zu lesen ist.

ſchwer fiel, die entlegne Landſchaft gegen Tarent zu be-
haupten. Genau laͤßt ſich die Zeit nicht beſtimmen; das
Mittel zwiſchen der Gruͤndung Tarents und Sybaris Zer-
ſtoͤrung faͤllt gegen die Mitte des zweyten Jahrhunderts
der Stadt. Aelter alſo waren wohl gewiß nicht die Kriege
der Metapontiner gegen Tarent und die hoͤher woh-
nenden Oenotrer, in denen ſie genoͤthigt wurden, einen
Theil ihres Landes abzutreten 52). Vielleicht in das erſte
Jahrhundert faͤllt die Einwandrung der, vor den erobern-
den Lydiern fliehenden Joner, an den Siris, wo ſie Cho-
ner fanden, und unmenſchlich ausrotteten 53).

Innere Beweiſe gewaͤhrt in Menge alles, was von
der aͤlteren Geſchichte Großgriechenlands bekannt iſt. Um-
geben von Lucanern haͤtte Sybaris nicht uͤber vier Voͤlker
und fuͤnf und zwanzig Staͤdte herrſchen koͤnnen 54), als
es 241 zerſtoͤrt ward: Thurii ward ohne allen Widerſtand
der umwohnenden Barbaren hergeſtellt; die Lucaner aber

52) Πσλεμȣ̃ντας πϱὸς τȣ̀ς Ταϱαντίνȣς καὶ τȣ̀ς ὑπεϱκειμένȣς
Οἰνωτϱȣ̀ς. Strabo a. a. O. §. 15.
53) Strabo a. a. O. §. 14. Schon Gyges eroberte Kolophon,
und ſeine Nachfolger ſetzten den Krieg gegen die Joner erb-
lich fort. Lebte Archilochus gegen das Ende des erſten Jahr-
hunderts Roms, welches wohl die wahrſcheinlichſte Angabe
iſt (Nepos bey Gellius XVII. c. 21.): denn, war er auch
Gyges Zeitgenoſſe (Herodot I. c. 12.), die Zahl der Regie-
rungsjahre der Lydiſchen Koͤnige iſt ſichtbar unmaͤßig uͤber-
trieben: ſo bezieht ſich wahrſcheinlich auf dieſe Auswande-
rung nach dem reichen Siris, fern von den erobernden Bar-
baren, ſein Lob dieſer Gegend (Fragm. XXII. in Anal. Br.)
54) Strabo a. a. O. §. 13., wo anſtatt ὑπῆϱξε, ἦϱξε zu leſen iſt.
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[44/0066] ſchwer fiel, die entlegne Landſchaft gegen Tarent zu be- haupten. Genau laͤßt ſich die Zeit nicht beſtimmen; das Mittel zwiſchen der Gruͤndung Tarents und Sybaris Zer- ſtoͤrung faͤllt gegen die Mitte des zweyten Jahrhunderts der Stadt. Aelter alſo waren wohl gewiß nicht die Kriege der Metapontiner gegen Tarent und die hoͤher woh- nenden Oenotrer, in denen ſie genoͤthigt wurden, einen Theil ihres Landes abzutreten 52). Vielleicht in das erſte Jahrhundert faͤllt die Einwandrung der, vor den erobern- den Lydiern fliehenden Joner, an den Siris, wo ſie Cho- ner fanden, und unmenſchlich ausrotteten 53). Innere Beweiſe gewaͤhrt in Menge alles, was von der aͤlteren Geſchichte Großgriechenlands bekannt iſt. Um- geben von Lucanern haͤtte Sybaris nicht uͤber vier Voͤlker und fuͤnf und zwanzig Staͤdte herrſchen koͤnnen 54), als es 241 zerſtoͤrt ward: Thurii ward ohne allen Widerſtand der umwohnenden Barbaren hergeſtellt; die Lucaner aber 52) Πσλεμȣ̃ντας πϱὸς τȣ̀ς Ταϱαντίνȣς καὶ τȣ̀ς ὑπεϱκειμένȣς Οἰνωτϱȣ̀ς. Strabo a. a. O. §. 15. 53) Strabo a. a. O. §. 14. Schon Gyges eroberte Kolophon, und ſeine Nachfolger ſetzten den Krieg gegen die Joner erb- lich fort. Lebte Archilochus gegen das Ende des erſten Jahr- hunderts Roms, welches wohl die wahrſcheinlichſte Angabe iſt (Nepos bey Gellius XVII. c. 21.): denn, war er auch Gyges Zeitgenoſſe (Herodot I. c. 12.), die Zahl der Regie- rungsjahre der Lydiſchen Koͤnige iſt ſichtbar unmaͤßig uͤber- trieben: ſo bezieht ſich wahrſcheinlich auf dieſe Auswande- rung nach dem reichen Siris, fern von den erobernden Bar- baren, ſein Lob dieſer Gegend (Fragm. XXII. in Anal. Br.) 54) Strabo a. a. O. §. 13., wo anſtatt ὑπῆϱξε, ἦϱξε zu leſen iſt.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/66>, abgerufen am 22.11.2024.