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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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nius zum Bau des Capitols verwandte: aber wohl daß
man um Rom von den Galliern loszukaufen tausend
Pfund Gold aufbringen konnte, theils zwar aus den Tem-
peln, aber auch aus Geschmeide und Geräth: und es
scheint daß dennoch einiges mehr blieb, da doch nur vor-
handen war was vor der Plünderung gerettet wer-
den konnte. Damit möchte ich freylich nicht behaupten
daß das Verhältniß zwischen Kupfer und Silber richtig
war welches die Römer annahmen als sie anfingen
Silber auszumünzen, und so zwey Metalle neben ein-
ander in einem festen Verhältniß als Courant in Um-
lauf brachten. Es traten die nämlichen Folgen ein
welche sich immer gezeigt haben wenn man das Ver-
hältniß von Gold und Silber in der Münze feststellen
wollte. Das Metall welches unter seinem Werth ge-
schätzt ist, verschwindet, und wird durch das andre ver-
drängt. Die Ausprägung von Silberdenaren war ohne
Zweifel eine Finanzoperation, und zehn Pfunde schon
mehr werth als eine Silberdrachme 47). Die Erde ist
verhältnißmäßig ergiebiger an Silber als an Kupfer,
und daher muß der Silberwerth des letzten beständig
steigen. Schon damals waren die Karthaginenser wenn
auch noch nicht entschieden Herren der Spanischen Sil-
berminen, doch die deren Handel ihren Ertrag an sich

47) Ich folge hier nur Plinius historischer Angabe, ohne
Rome de l'Isles auf das Gewicht verschiedener schwerer
Asse gegründere Ansicht bestreiten zu wollen daß dieses
allmählig schon früher vermindert geworden sey. Diese
gilt für meine Erläuterung ganz gleich: Ursachen und Fol-
gen bleiben dieselben.

nius zum Bau des Capitols verwandte: aber wohl daß
man um Rom von den Galliern loszukaufen tauſend
Pfund Gold aufbringen konnte, theils zwar aus den Tem-
peln, aber auch aus Geſchmeide und Geraͤth: und es
ſcheint daß dennoch einiges mehr blieb, da doch nur vor-
handen war was vor der Pluͤnderung gerettet wer-
den konnte. Damit moͤchte ich freylich nicht behaupten
daß das Verhaͤltniß zwiſchen Kupfer und Silber richtig
war welches die Roͤmer annahmen als ſie anfingen
Silber auszumuͤnzen, und ſo zwey Metalle neben ein-
ander in einem feſten Verhaͤltniß als Courant in Um-
lauf brachten. Es traten die naͤmlichen Folgen ein
welche ſich immer gezeigt haben wenn man das Ver-
haͤltniß von Gold und Silber in der Muͤnze feſtſtellen
wollte. Das Metall welches unter ſeinem Werth ge-
ſchaͤtzt iſt, verſchwindet, und wird durch das andre ver-
draͤngt. Die Auspraͤgung von Silberdenaren war ohne
Zweifel eine Finanzoperation, und zehn Pfunde ſchon
mehr werth als eine Silberdrachme 47). Die Erde iſt
verhaͤltnißmaͤßig ergiebiger an Silber als an Kupfer,
und daher muß der Silberwerth des letzten beſtaͤndig
ſteigen. Schon damals waren die Karthaginenſer wenn
auch noch nicht entſchieden Herren der Spaniſchen Sil-
berminen, doch die deren Handel ihren Ertrag an ſich

47) Ich folge hier nur Plinius hiſtoriſcher Angabe, ohne
Romé de l’Isles auf das Gewicht verſchiedener ſchwerer
Aſſe gegruͤndere Anſicht beſtreiten zu wollen daß dieſes
allmaͤhlig ſchon fruͤher vermindert geworden ſey. Dieſe
gilt fuͤr meine Erlaͤuterung ganz gleich: Urſachen und Fol-
gen bleiben dieſelben.
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[274/0296] nius zum Bau des Capitols verwandte: aber wohl daß man um Rom von den Galliern loszukaufen tauſend Pfund Gold aufbringen konnte, theils zwar aus den Tem- peln, aber auch aus Geſchmeide und Geraͤth: und es ſcheint daß dennoch einiges mehr blieb, da doch nur vor- handen war was vor der Pluͤnderung gerettet wer- den konnte. Damit moͤchte ich freylich nicht behaupten daß das Verhaͤltniß zwiſchen Kupfer und Silber richtig war welches die Roͤmer annahmen als ſie anfingen Silber auszumuͤnzen, und ſo zwey Metalle neben ein- ander in einem feſten Verhaͤltniß als Courant in Um- lauf brachten. Es traten die naͤmlichen Folgen ein welche ſich immer gezeigt haben wenn man das Ver- haͤltniß von Gold und Silber in der Muͤnze feſtſtellen wollte. Das Metall welches unter ſeinem Werth ge- ſchaͤtzt iſt, verſchwindet, und wird durch das andre ver- draͤngt. Die Auspraͤgung von Silberdenaren war ohne Zweifel eine Finanzoperation, und zehn Pfunde ſchon mehr werth als eine Silberdrachme 47). Die Erde iſt verhaͤltnißmaͤßig ergiebiger an Silber als an Kupfer, und daher muß der Silberwerth des letzten beſtaͤndig ſteigen. Schon damals waren die Karthaginenſer wenn auch noch nicht entſchieden Herren der Spaniſchen Sil- berminen, doch die deren Handel ihren Ertrag an ſich 47) Ich folge hier nur Plinius hiſtoriſcher Angabe, ohne Romé de l’Isles auf das Gewicht verſchiedener ſchwerer Aſſe gegruͤndere Anſicht beſtreiten zu wollen daß dieſes allmaͤhlig ſchon fruͤher vermindert geworden ſey. Dieſe gilt fuͤr meine Erlaͤuterung ganz gleich: Urſachen und Fol- gen bleiben dieſelben.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/296>, abgerufen am 22.11.2024.