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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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herabgesetzt war 44), und hundert Jahre später da Kupfer
auf 1/24 des Gewichts herabgesetzt nur als Schei-
demünze galt, und alle Preise sich in Silber bestimmten,
galt der Waizen im Cisalpinischen Gallien oft nur zwey
schlechte Asse 45). In Ciceros Zeitalter galt der Modius
in Sicilien 2, auch 3, Sestertien, oder 8, auch 12,
schlechte Asse 46). Dies waren gewöhnliche Preise, in
einem Zeitalter wo alles vielfach im Geldwerth gestiegen
war: jenes äußerst wohlfeile für die Chroniken merkwür-
dige. Niemand kann aber annehmen daß diese, viertehalb-
hundert Jahre ältere, doppelt oder dreyfach höher gewe-
sen seyn sollten als jene gewöhnlichen Marktpreise.

Sobald ein an sich täglich brauchbarer Gegenstand
auch als Münze angewandt wird, so ist es nicht auffal-
lend wenn die Masse seiner Stücke durch ihren geringen
Werth ihn zum eigentlichen Geldverkehr unbequem macht,
wie das Steinsalz in Habessinien, wie der Cacao in
Mexico. Der Werth dieses Tauschmittels und sein Maaß-
stab für das Vermögen bestimmt sich durch seinen Preis
im auswärtigen Handel, für diesen aber galt im Alter-
thum, wie in unsern Tagen feines Silber als allgemei-
nes Maaß.

Daß die edeln Metalle in Rom von den ältesten Zei-
ten her nicht so gar selten waren, beweißt freylich wohl nicht
die Sage von den 40000 Pfunden die der letzte Tarqui-

44) Plinius XVIII. c. 4.
45) Polybius II. c. 15. Er sagt der Sicilische Medimnus
4 Obolen: und rechnet den Semissis für einen Viertel Obolus.
46) Cicero Verrina frument. c. 75.
Erster Theil. S

herabgeſetzt war 44), und hundert Jahre ſpaͤter da Kupfer
auf 1/24 des Gewichts herabgeſetzt nur als Schei-
demuͤnze galt, und alle Preiſe ſich in Silber beſtimmten,
galt der Waizen im Cisalpiniſchen Gallien oft nur zwey
ſchlechte Aſſe 45). In Ciceros Zeitalter galt der Modius
in Sicilien 2, auch 3, Seſtertien, oder 8, auch 12,
ſchlechte Aſſe 46). Dies waren gewoͤhnliche Preiſe, in
einem Zeitalter wo alles vielfach im Geldwerth geſtiegen
war: jenes aͤußerſt wohlfeile fuͤr die Chroniken merkwuͤr-
dige. Niemand kann aber annehmen daß dieſe, viertehalb-
hundert Jahre aͤltere, doppelt oder dreyfach hoͤher gewe-
ſen ſeyn ſollten als jene gewoͤhnlichen Marktpreiſe.

Sobald ein an ſich taͤglich brauchbarer Gegenſtand
auch als Muͤnze angewandt wird, ſo iſt es nicht auffal-
lend wenn die Maſſe ſeiner Stuͤcke durch ihren geringen
Werth ihn zum eigentlichen Geldverkehr unbequem macht,
wie das Steinſalz in Habeſſinien, wie der Cacao in
Mexico. Der Werth dieſes Tauſchmittels und ſein Maaß-
ſtab fuͤr das Vermoͤgen beſtimmt ſich durch ſeinen Preis
im auswaͤrtigen Handel, fuͤr dieſen aber galt im Alter-
thum, wie in unſern Tagen feines Silber als allgemei-
nes Maaß.

Daß die edeln Metalle in Rom von den aͤlteſten Zei-
ten her nicht ſo gar ſelten waren, beweißt freylich wohl nicht
die Sage von den 40000 Pfunden die der letzte Tarqui-

44) Plinius XVIII. c. 4.
45) Polybius II. c. 15. Er ſagt der Siciliſche Medimnus
4 Obolen: und rechnet den Semiſſis fuͤr einen Viertel Obolus.
46) Cicero Verrina frument. c. 75.
Erſter Theil. S
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[273/0295] herabgeſetzt war 44), und hundert Jahre ſpaͤter da Kupfer auf 1/24 des Gewichts herabgeſetzt nur als Schei- demuͤnze galt, und alle Preiſe ſich in Silber beſtimmten, galt der Waizen im Cisalpiniſchen Gallien oft nur zwey ſchlechte Aſſe 45). In Ciceros Zeitalter galt der Modius in Sicilien 2, auch 3, Seſtertien, oder 8, auch 12, ſchlechte Aſſe 46). Dies waren gewoͤhnliche Preiſe, in einem Zeitalter wo alles vielfach im Geldwerth geſtiegen war: jenes aͤußerſt wohlfeile fuͤr die Chroniken merkwuͤr- dige. Niemand kann aber annehmen daß dieſe, viertehalb- hundert Jahre aͤltere, doppelt oder dreyfach hoͤher gewe- ſen ſeyn ſollten als jene gewoͤhnlichen Marktpreiſe. Sobald ein an ſich taͤglich brauchbarer Gegenſtand auch als Muͤnze angewandt wird, ſo iſt es nicht auffal- lend wenn die Maſſe ſeiner Stuͤcke durch ihren geringen Werth ihn zum eigentlichen Geldverkehr unbequem macht, wie das Steinſalz in Habeſſinien, wie der Cacao in Mexico. Der Werth dieſes Tauſchmittels und ſein Maaß- ſtab fuͤr das Vermoͤgen beſtimmt ſich durch ſeinen Preis im auswaͤrtigen Handel, fuͤr dieſen aber galt im Alter- thum, wie in unſern Tagen feines Silber als allgemei- nes Maaß. Daß die edeln Metalle in Rom von den aͤlteſten Zei- ten her nicht ſo gar ſelten waren, beweißt freylich wohl nicht die Sage von den 40000 Pfunden die der letzte Tarqui- 44) Plinius XVIII. c. 4. 45) Polybius II. c. 15. Er ſagt der Siciliſche Medimnus 4 Obolen: und rechnet den Semiſſis fuͤr einen Viertel Obolus. 46) Cicero Verrina frument. c. 75. Erſter Theil. S

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/295>, abgerufen am 22.11.2024.