Erwägung werth, seitdem ein vortrefflicher Gelehrter die Analogie zwischen der Baskischen Sprache und den Ame- rikanischen entdeckt hat 91).
Ihre Geschichte, wie die der Braminen, war in einen astronomisch-theologisch bestimmten Umriß der gesammten Zeit eingetragen; und meldete, eine Weltwoche von acht Welttagen sey dem Menschengeschlecht der jetzigen Schöp- fung auf der Erde bestimmt: jeder Welttag einem andern Volksstamm, und an jedem der Weissagung Ehre oder Er- niedrigung 92). Die etruskische Woche begriff acht Tage: der Welttag jedes Volks, wie wir aus der den Etruskern zugemessenen Zeit 93) schließen dürfen, zehn Säkeln; zu- sammen 1100 Jahre, obgleich das natürliche Säculum, einzeln betrachtet, weder das eine dem andern gleich war, noch gleiches Maaß mit dem astronomischen hatte. Die Weltwoche zählte also 8800 Jahre. Wir können nicht zweifeln daß sie, wie andre Priesterstämme, die ge- sammte Dauer der Welt zu messen wagten; und wenn sie diese auf ein Weltjahr von 38 Wochen oder 304 Tagen be- stimmten, so wäre die Dauer des Weltalls von ihnen auf 334400 Jahre angenommen worden, wofern sie nicht bis zu Säkeln gingen. Nach ihrer Religion hatte das Le- ben selbst der höchsten Götter ein bestimmtes Ziel und Ende 94), wie in der Nordischen Theologie: ein solches
91) Professor Vater.
92) Plutarchus, Sylla, p. 456. a.
93) Varro bey Censorinus, cap. 17.
94) Varro bey Arnobius. Ich verdanke diese Stelle Micali, T. II. p. 46.
Erwaͤgung werth, ſeitdem ein vortrefflicher Gelehrter die Analogie zwiſchen der Baskiſchen Sprache und den Ame- rikaniſchen entdeckt hat 91).
Ihre Geſchichte, wie die der Braminen, war in einen aſtronomiſch-theologiſch beſtimmten Umriß der geſammten Zeit eingetragen; und meldete, eine Weltwoche von acht Welttagen ſey dem Menſchengeſchlecht der jetzigen Schoͤp- fung auf der Erde beſtimmt: jeder Welttag einem andern Volksſtamm, und an jedem der Weiſſagung Ehre oder Er- niedrigung 92). Die etruskiſche Woche begriff acht Tage: der Welttag jedes Volks, wie wir aus der den Etruskern zugemeſſenen Zeit 93) ſchließen duͤrfen, zehn Saͤkeln; zu- ſammen 1100 Jahre, obgleich das natuͤrliche Saͤculum, einzeln betrachtet, weder das eine dem andern gleich war, noch gleiches Maaß mit dem aſtronomiſchen hatte. Die Weltwoche zaͤhlte alſo 8800 Jahre. Wir koͤnnen nicht zweifeln daß ſie, wie andre Prieſterſtaͤmme, die ge- ſammte Dauer der Welt zu meſſen wagten; und wenn ſie dieſe auf ein Weltjahr von 38 Wochen oder 304 Tagen be- ſtimmten, ſo waͤre die Dauer des Weltalls von ihnen auf 334400 Jahre angenommen worden, wofern ſie nicht bis zu Saͤkeln gingen. Nach ihrer Religion hatte das Le- ben ſelbſt der hoͤchſten Goͤtter ein beſtimmtes Ziel und Ende 94), wie in der Nordiſchen Theologie: ein ſolches
91) Profeſſor Vater.
92) Plutarchus, Sylla, p. 456. a.
93) Varro bey Cenſorinus, cap. 17.
94) Varro bey Arnobius. Ich verdanke dieſe Stelle Micali, T. II. p. 46.
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Erwaͤgung werth, ſeitdem ein vortrefflicher Gelehrter die
Analogie zwiſchen der Baskiſchen Sprache und den Ame-
rikaniſchen entdeckt hat 91).
Ihre Geſchichte, wie die der Braminen, war in einen
aſtronomiſch-theologiſch beſtimmten Umriß der geſammten
Zeit eingetragen; und meldete, eine Weltwoche von acht
Welttagen ſey dem Menſchengeſchlecht der jetzigen Schoͤp-
fung auf der Erde beſtimmt: jeder Welttag einem andern
Volksſtamm, und an jedem der Weiſſagung Ehre oder Er-
niedrigung 92). Die etruskiſche Woche begriff acht Tage:
der Welttag jedes Volks, wie wir aus der den Etruskern
zugemeſſenen Zeit 93) ſchließen duͤrfen, zehn Saͤkeln; zu-
ſammen 1100 Jahre, obgleich das natuͤrliche Saͤculum,
einzeln betrachtet, weder das eine dem andern gleich war,
noch gleiches Maaß mit dem aſtronomiſchen hatte. Die
Weltwoche zaͤhlte alſo 8800 Jahre. Wir koͤnnen nicht
zweifeln daß ſie, wie andre Prieſterſtaͤmme, die ge-
ſammte Dauer der Welt zu meſſen wagten; und wenn ſie
dieſe auf ein Weltjahr von 38 Wochen oder 304 Tagen be-
ſtimmten, ſo waͤre die Dauer des Weltalls von ihnen auf
334400 Jahre angenommen worden, wofern ſie nicht bis
zu Saͤkeln gingen. Nach ihrer Religion hatte das Le-
ben ſelbſt der hoͤchſten Goͤtter ein beſtimmtes Ziel und
Ende 94), wie in der Nordiſchen Theologie: ein ſolches
91) Profeſſor Vater.
92) Plutarchus, Sylla, p. 456. a.
93) Varro bey Cenſorinus, cap. 17.
94) Varro bey Arnobius. Ich verdanke dieſe Stelle Micali,
T. II. p. 46.
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/113>, abgerufen am 23.11.2024.
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