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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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Annalen entlehnte, doch aber selbst, soweit es nicht mähr-
chenhaft war, Trümmer davon gesehen haben muß 85),
enthält den Grundbegriff der mexikanischen Tempelpyra-
miden; und ähnlich ist ihm das sogenannte Grabmahl der
Horatier: Pyramiden auf einem Cubus, oder einer sehr
niedrig abgeschnittenen Pyramide.

Es ist ein sehr eitler Versuch läugnen zu wollen daß
alle Veredlung der etruskischen bildenden Künste von den
Griechen mitgetheilt ist, wie eigenthümlich auch ihre Bau-
kunst war. Von der ursprünglichen Rohheit zeugen noch
erhaltene uralte Bilder, und nur den Griechen ist die Idee
geoffenbart worden welche den Leib des Menschen zum
Leben und zur Schönheit ausbildet. Von ihrem Geist ist
der Funken ausgegangen, welcher empfängliche Geister
unter empfänglichen Völkern entzündet hat. Davon zeugt
auch die griechische Mythologie vieler der schönsten etrus-
kischen Kunstwerke. Einmal erleuchtet faßten allerdings
die Tusker auch ihre eignen Vorstellungen mit griechischem
Sinn. Auffallend ist, als ob dies nationaltoskanisch
wäre, die vollendete, Schönheit versäumende Zeichnung
vieler etruskischer Darstellungen, ja treffende Aehnlichkeit
mit toskanischen Werken des auflebenden Mittelalters;
und altdeutsche Physiognomie, wo Portraite beabsichtigt
sind 86). Wie man aber, -- da niemanden verhohlen

85) Plinius Hist. Nat. XXXVI. c. 19, 4.
86) Man sehe die Abbildungen etruskischer Basreliefs im Werk
des Micali, und wegen der Physiognomieen Taf. 28.
Herrlich ist die, ganz ungriechische, Idee und Ausführung
der Taf. 23: der Todesgenius Taf. 44. ein wahrer Cherub.

Annalen entlehnte, doch aber ſelbſt, ſoweit es nicht maͤhr-
chenhaft war, Truͤmmer davon geſehen haben muß 85),
enthaͤlt den Grundbegriff der mexikaniſchen Tempelpyra-
miden; und aͤhnlich iſt ihm das ſogenannte Grabmahl der
Horatier: Pyramiden auf einem Cubus, oder einer ſehr
niedrig abgeſchnittenen Pyramide.

Es iſt ein ſehr eitler Verſuch laͤugnen zu wollen daß
alle Veredlung der etruskiſchen bildenden Kuͤnſte von den
Griechen mitgetheilt iſt, wie eigenthuͤmlich auch ihre Bau-
kunſt war. Von der urſpruͤnglichen Rohheit zeugen noch
erhaltene uralte Bilder, und nur den Griechen iſt die Idee
geoffenbart worden welche den Leib des Menſchen zum
Leben und zur Schoͤnheit ausbildet. Von ihrem Geiſt iſt
der Funken ausgegangen, welcher empfaͤngliche Geiſter
unter empfaͤnglichen Voͤlkern entzuͤndet hat. Davon zeugt
auch die griechiſche Mythologie vieler der ſchoͤnſten etrus-
kiſchen Kunſtwerke. Einmal erleuchtet faßten allerdings
die Tusker auch ihre eignen Vorſtellungen mit griechiſchem
Sinn. Auffallend iſt, als ob dies nationaltoskaniſch
waͤre, die vollendete, Schoͤnheit verſaͤumende Zeichnung
vieler etruskiſcher Darſtellungen, ja treffende Aehnlichkeit
mit toskaniſchen Werken des auflebenden Mittelalters;
und altdeutſche Phyſiognomie, wo Portraite beabſichtigt
ſind 86). Wie man aber, — da niemanden verhohlen

85) Plinius Hist. Nat. XXXVI. c. 19, 4.
86) Man ſehe die Abbildungen etruskiſcher Basreliefs im Werk
des Micali, und wegen der Phyſiognomieen Taf. 28.
Herrlich iſt die, ganz ungriechiſche, Idee und Ausfuͤhrung
der Taf. 23: der Todesgenius Taf. 44. ein wahrer Cherub.
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[87/0109] Annalen entlehnte, doch aber ſelbſt, ſoweit es nicht maͤhr- chenhaft war, Truͤmmer davon geſehen haben muß 85), enthaͤlt den Grundbegriff der mexikaniſchen Tempelpyra- miden; und aͤhnlich iſt ihm das ſogenannte Grabmahl der Horatier: Pyramiden auf einem Cubus, oder einer ſehr niedrig abgeſchnittenen Pyramide. Es iſt ein ſehr eitler Verſuch laͤugnen zu wollen daß alle Veredlung der etruskiſchen bildenden Kuͤnſte von den Griechen mitgetheilt iſt, wie eigenthuͤmlich auch ihre Bau- kunſt war. Von der urſpruͤnglichen Rohheit zeugen noch erhaltene uralte Bilder, und nur den Griechen iſt die Idee geoffenbart worden welche den Leib des Menſchen zum Leben und zur Schoͤnheit ausbildet. Von ihrem Geiſt iſt der Funken ausgegangen, welcher empfaͤngliche Geiſter unter empfaͤnglichen Voͤlkern entzuͤndet hat. Davon zeugt auch die griechiſche Mythologie vieler der ſchoͤnſten etrus- kiſchen Kunſtwerke. Einmal erleuchtet faßten allerdings die Tusker auch ihre eignen Vorſtellungen mit griechiſchem Sinn. Auffallend iſt, als ob dies nationaltoskaniſch waͤre, die vollendete, Schoͤnheit verſaͤumende Zeichnung vieler etruskiſcher Darſtellungen, ja treffende Aehnlichkeit mit toskaniſchen Werken des auflebenden Mittelalters; und altdeutſche Phyſiognomie, wo Portraite beabſichtigt ſind 86). Wie man aber, — da niemanden verhohlen 85) Plinius Hist. Nat. XXXVI. c. 19, 4. 86) Man ſehe die Abbildungen etruskiſcher Basreliefs im Werk des Micali, und wegen der Phyſiognomieen Taf. 28. Herrlich iſt die, ganz ungriechiſche, Idee und Ausfuͤhrung der Taf. 23: der Todesgenius Taf. 44. ein wahrer Cherub.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/109>, abgerufen am 25.11.2024.