nicht Jahrhunderte lang die römische Freundschaft erhal- ten können.
Ein fruchtbares Land, reich an innern Schätzen, gab dem Handelsgeist in Etrurien vollen Stoff; es war auch eine Zeit in der dieses Land die Niederlage des Handels zwischen der See, dem übrigen Italien, und den entfern- testen barbarischen Völkern gewesen seyn muß, zu denen über die Alpen eine geheiligte sichere Handelsstraße führte 84). Ungeheure Werke, die den Aegyptischen nicht nachstehen, Werke die allenthalben ein wehmüthi- ger Anblick sind, weil nur priesterliche Castenherrschaft und Sklaverey des gemeinen Volks ihre Ausführung mög- lich macht, konnten sich in Etrurien erheben weil dieser Zustand herrschte. So baute auch Rom unter den Köni- gen, mit der Freyheit war es unverträglich. Die Mau- ern von Volterra und mehreren andern der Hauptstädte, so viele die Römer nicht mühselig zerstörten, sind größ- tentheils noch jetzt unverwüstet, aus riesenmäßigen Werk- stücken aufgeführt: ihre Ansichten geben dem Micalischen Werk einen unläugbaren Werth. Als Baumeister waren die Etrusker der Römer Lehrer, vielleicht auch nur, wie die Tyrier zu Jerusalem, ihre bezahlten Künstler; als Bildner in Erz und in erhaben ausgehauenen Zeichnungen gewiß nur das letzte. Einige ihrer alten Gebäude erin- nern auf eine auffallende Weise an den Styl der Azteken; das Grabmahl des mythischen Porsena, von dem Varro freylich eine phantastische Beschreibung aus einheimischen
84) Bis zu den Keltiberern. Auctor peri thaum, akousm. in Opp. Aristotel. p. 724. ed. Duval.
nicht Jahrhunderte lang die roͤmiſche Freundſchaft erhal- ten koͤnnen.
Ein fruchtbares Land, reich an innern Schaͤtzen, gab dem Handelsgeiſt in Etrurien vollen Stoff; es war auch eine Zeit in der dieſes Land die Niederlage des Handels zwiſchen der See, dem uͤbrigen Italien, und den entfern- teſten barbariſchen Voͤlkern geweſen ſeyn muß, zu denen uͤber die Alpen eine geheiligte ſichere Handelsſtraße fuͤhrte 84). Ungeheure Werke, die den Aegyptiſchen nicht nachſtehen, Werke die allenthalben ein wehmuͤthi- ger Anblick ſind, weil nur prieſterliche Caſtenherrſchaft und Sklaverey des gemeinen Volks ihre Ausfuͤhrung moͤg- lich macht, konnten ſich in Etrurien erheben weil dieſer Zuſtand herrſchte. So baute auch Rom unter den Koͤni- gen, mit der Freyheit war es unvertraͤglich. Die Mau- ern von Volterra und mehreren andern der Hauptſtaͤdte, ſo viele die Roͤmer nicht muͤhſelig zerſtoͤrten, ſind groͤß- tentheils noch jetzt unverwuͤſtet, aus rieſenmaͤßigen Werk- ſtuͤcken aufgefuͤhrt: ihre Anſichten geben dem Micaliſchen Werk einen unlaͤugbaren Werth. Als Baumeiſter waren die Etrusker der Roͤmer Lehrer, vielleicht auch nur, wie die Tyrier zu Jeruſalem, ihre bezahlten Kuͤnſtler; als Bildner in Erz und in erhaben ausgehauenen Zeichnungen gewiß nur das letzte. Einige ihrer alten Gebaͤude erin- nern auf eine auffallende Weiſe an den Styl der Azteken; das Grabmahl des mythiſchen Porſena, von dem Varro freylich eine phantaſtiſche Beſchreibung aus einheimiſchen
84) Bis zu den Keltiberern. Auctor πεϱὶ ϑαυμ, ἀκουσμ. in Opp. Aristotel. p. 724. ed. Duval.
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nicht Jahrhunderte lang die roͤmiſche Freundſchaft erhal-
ten koͤnnen.
Ein fruchtbares Land, reich an innern Schaͤtzen, gab
dem Handelsgeiſt in Etrurien vollen Stoff; es war auch
eine Zeit in der dieſes Land die Niederlage des Handels
zwiſchen der See, dem uͤbrigen Italien, und den entfern-
teſten barbariſchen Voͤlkern geweſen ſeyn muß, zu denen
uͤber die Alpen eine geheiligte ſichere Handelsſtraße
fuͤhrte 84). Ungeheure Werke, die den Aegyptiſchen
nicht nachſtehen, Werke die allenthalben ein wehmuͤthi-
ger Anblick ſind, weil nur prieſterliche Caſtenherrſchaft
und Sklaverey des gemeinen Volks ihre Ausfuͤhrung moͤg-
lich macht, konnten ſich in Etrurien erheben weil dieſer
Zuſtand herrſchte. So baute auch Rom unter den Koͤni-
gen, mit der Freyheit war es unvertraͤglich. Die Mau-
ern von Volterra und mehreren andern der Hauptſtaͤdte,
ſo viele die Roͤmer nicht muͤhſelig zerſtoͤrten, ſind groͤß-
tentheils noch jetzt unverwuͤſtet, aus rieſenmaͤßigen Werk-
ſtuͤcken aufgefuͤhrt: ihre Anſichten geben dem Micaliſchen
Werk einen unlaͤugbaren Werth. Als Baumeiſter waren
die Etrusker der Roͤmer Lehrer, vielleicht auch nur, wie
die Tyrier zu Jeruſalem, ihre bezahlten Kuͤnſtler; als
Bildner in Erz und in erhaben ausgehauenen Zeichnungen
gewiß nur das letzte. Einige ihrer alten Gebaͤude erin-
nern auf eine auffallende Weiſe an den Styl der Azteken;
das Grabmahl des mythiſchen Porſena, von dem Varro
freylich eine phantaſtiſche Beſchreibung aus einheimiſchen
84) Bis zu den Keltiberern. Auctor πεϱὶ ϑαυμ, ἀκουσμ. in
Opp. Aristotel. p. 724. ed. Duval.
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/108>, abgerufen am 22.11.2024.
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