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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.

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men sey. Mackligius sagte ihm darauf gerade her-
aus, er könne ihn nicht zum Taufzeugen annehmen,
weil Rev. Ministerium noch kürzlich sich verbunden
habe, niemals einen resormirten Pathen bey irgend
einer Taufe zuzulassen. Der Kaufmann wunderte
sich hierüber nicht wenig; der Schiffer, dessen Rehder
der Kaufmann war, und dem zu gefallen er ausdrück-
lich von Bremen über die Elbe gekommen war, er-
schrak sehr. Man suchte den Mackligius zu über-
reden, man ward hitzig; aber er war unbeweglich.

Der Kaufmann faßte sich endlich, und sagte: Wollen
Sie mir nicht erklären, Herr Pastor, was bey einem
Taufzeugen das Wesentliche, und was dabey das
Zufällige ist?

Jch merke schon, rief Mackligius, daß Sie etwas
von Mitteldingen, von Adiaphoris, schwatzen wol-
len; das gehört aber gar nicht hieher.

Nicht doch! versetzte der Kaufmann, vom We-
sentlichen und Außerwesentlichen wollen wir reden.
Meinen Sie nicht, das Wesentliche eines Taufzeu-
gen sey, daß er bezeuge, wenn es nöthig ist, daß das
Kind getauft worden, und daß er, in Ermangelung
der Aeltern und Vormünder, für des Täuflings Er-
ziehung sorge?

Mackligius konnte dieß nicht längnen.

Und



men ſey. Mackligius ſagte ihm darauf gerade her-
aus, er koͤnne ihn nicht zum Taufzeugen annehmen,
weil Rev. Miniſterium noch kuͤrzlich ſich verbunden
habe, niemals einen reſormirten Pathen bey irgend
einer Taufe zuzulaſſen. Der Kaufmann wunderte
ſich hieruͤber nicht wenig; der Schiffer, deſſen Rehder
der Kaufmann war, und dem zu gefallen er ausdruͤck-
lich von Bremen uͤber die Elbe gekommen war, er-
ſchrak ſehr. Man ſuchte den Mackligius zu uͤber-
reden, man ward hitzig; aber er war unbeweglich.

Der Kaufmann faßte ſich endlich, und ſagte: Wollen
Sie mir nicht erklaͤren, Herr Paſtor, was bey einem
Taufzeugen das Weſentliche, und was dabey das
Zufaͤllige iſt?

Jch merke ſchon, rief Mackligius, daß Sie etwas
von Mitteldingen, von Adiaphoris, ſchwatzen wol-
len; das gehoͤrt aber gar nicht hieher.

Nicht doch! verſetzte der Kaufmann, vom We-
ſentlichen und Außerweſentlichen wollen wir reden.
Meinen Sie nicht, das Weſentliche eines Taufzeu-
gen ſey, daß er bezeuge, wenn es noͤthig iſt, daß das
Kind getauft worden, und daß er, in Ermangelung
der Aeltern und Vormuͤnder, fuͤr des Taͤuflings Er-
ziehung ſorge?

Mackligius konnte dieß nicht laͤngnen.

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[234/0246] men ſey. Mackligius ſagte ihm darauf gerade her- aus, er koͤnne ihn nicht zum Taufzeugen annehmen, weil Rev. Miniſterium noch kuͤrzlich ſich verbunden habe, niemals einen reſormirten Pathen bey irgend einer Taufe zuzulaſſen. Der Kaufmann wunderte ſich hieruͤber nicht wenig; der Schiffer, deſſen Rehder der Kaufmann war, und dem zu gefallen er ausdruͤck- lich von Bremen uͤber die Elbe gekommen war, er- ſchrak ſehr. Man ſuchte den Mackligius zu uͤber- reden, man ward hitzig; aber er war unbeweglich. Der Kaufmann faßte ſich endlich, und ſagte: Wollen Sie mir nicht erklaͤren, Herr Paſtor, was bey einem Taufzeugen das Weſentliche, und was dabey das Zufaͤllige iſt? Jch merke ſchon, rief Mackligius, daß Sie etwas von Mitteldingen, von Adiaphoris, ſchwatzen wol- len; das gehoͤrt aber gar nicht hieher. Nicht doch! verſetzte der Kaufmann, vom We- ſentlichen und Außerweſentlichen wollen wir reden. Meinen Sie nicht, das Weſentliche eines Taufzeu- gen ſey, daß er bezeuge, wenn es noͤthig iſt, daß das Kind getauft worden, und daß er, in Ermangelung der Aeltern und Vormuͤnder, fuͤr des Taͤuflings Er- ziehung ſorge? Mackligius konnte dieß nicht laͤngnen. Und

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/246>, abgerufen am 22.11.2024.