Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.Sebaldus, Wilhelmine und Mariane hatten dem
Sebaldus, Wilhelmine und Mariane hatten dem
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0068" n="48"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#fr">Sebaldus, Wilhelmine</hi> und <hi rendition="#fr">Mariane</hi> hatten<lb/> ſich immer blos auf ihre gute Sache verlaßen, und ſa-<lb/> hen nunmehr zu ſpaͤt ein, daß ſo gut eine Sache auch<lb/> iſt, dennoch eine maͤchtige Protection zu einem vor-<lb/> theilhaften Ausſchlage, nie uͤberfluͤſſig ſeyn werde.<lb/><hi rendition="#fr">Wilhelmine</hi> erinnerte ſich des Hofmarſchalls und<lb/> des Grafen von <hi rendition="#fr">Nimmer,</hi> ſie glaubte, daß dieſe maͤch-<lb/> tige Patronen ſie gewiß nicht wuͤrden verlaßen haben,<lb/> wenn man ſie um Huͤlfe erſucht haͤtte. Da ſie bey<lb/> der Schwachheit ihres Koͤrpers nichts von der Leb-<lb/> haftigkeit ihres Geiſtes verlohren hatte, ſo fing ſie an,<lb/> muthige Hofnung zu hegen, daß durch maͤchtige Vor-<lb/> worte vielleicht ihr Schickſal noch koͤnnte geaͤndert<lb/> werden. Sie wendete alle Kraͤfte an, ihren Mann<lb/> zu bereden, daß er nach der Stadt gehen und bei ſei-<lb/> nen Goͤnnern Huͤlfe ſuchen ſollte, welches <hi rendition="#fr">Sebaldus</hi><lb/> endlich verſprach. Es ward ferner verabredet, daß<lb/> man die Pfarrwohnung nicht freiwillig raͤumen wollte,<lb/> und <hi rendition="#fr">Wilhelmine</hi> wuſte viele zureichende Gruͤnde an-<lb/> zufuͤhren, warum Gewalt weder gebraucht werden<lb/> koͤnnte noch wuͤrde. So lange man nur im Beſitz waͤre,<lb/> glaubte ſie, koͤnnte noch wohl die Abſetzung widerru-<lb/> fen werden. Mit dieſen Ueberlegungen beſchaͤftigten<lb/> ſie ſich bis auf den Abend, da ſie ſich etwas beruhigt<lb/> niederlegten. Eben dis that auch <hi rendition="#fr">Tuffelius,</hi> nach-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [48/0068]
Sebaldus, Wilhelmine und Mariane hatten
ſich immer blos auf ihre gute Sache verlaßen, und ſa-
hen nunmehr zu ſpaͤt ein, daß ſo gut eine Sache auch
iſt, dennoch eine maͤchtige Protection zu einem vor-
theilhaften Ausſchlage, nie uͤberfluͤſſig ſeyn werde.
Wilhelmine erinnerte ſich des Hofmarſchalls und
des Grafen von Nimmer, ſie glaubte, daß dieſe maͤch-
tige Patronen ſie gewiß nicht wuͤrden verlaßen haben,
wenn man ſie um Huͤlfe erſucht haͤtte. Da ſie bey
der Schwachheit ihres Koͤrpers nichts von der Leb-
haftigkeit ihres Geiſtes verlohren hatte, ſo fing ſie an,
muthige Hofnung zu hegen, daß durch maͤchtige Vor-
worte vielleicht ihr Schickſal noch koͤnnte geaͤndert
werden. Sie wendete alle Kraͤfte an, ihren Mann
zu bereden, daß er nach der Stadt gehen und bei ſei-
nen Goͤnnern Huͤlfe ſuchen ſollte, welches Sebaldus
endlich verſprach. Es ward ferner verabredet, daß
man die Pfarrwohnung nicht freiwillig raͤumen wollte,
und Wilhelmine wuſte viele zureichende Gruͤnde an-
zufuͤhren, warum Gewalt weder gebraucht werden
koͤnnte noch wuͤrde. So lange man nur im Beſitz waͤre,
glaubte ſie, koͤnnte noch wohl die Abſetzung widerru-
fen werden. Mit dieſen Ueberlegungen beſchaͤftigten
ſie ſich bis auf den Abend, da ſie ſich etwas beruhigt
niederlegten. Eben dis that auch Tuffelius, nach-
dem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |