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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.

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dem er mit lauter Stimme seinen Abendsegen abgele-
sen, und ein Abendlied von zehen Versen gesungen
hatte, wir wissen aber nicht genau, ob es Der Tag
hat sich geneiget,
oder Nun sich der Tag geen-
det hat,
gewesen sey.

Fünfter Abschnitt.

Den andern Morgen früh ging Sebaldus bey
Sonnenaufgang nach der Stadt. Wilhel-
minen
hatten ihre süße Hofnungen eine ruhige Nacht
verschaft, wodurch sie merklich gestärkt ward. Sie
ließ sich einige Stunden nachher in einem Großva-
terstuhl setzen, trank Thee, und hielt den Kopf der
kleinen Charlotte, die selbst die Nacht sehr unruhig
zugebracht hatte, und über Hitze und Bangigkeit
klagte. Sie wollte sich eben von Marianen etwas
aus Wielands Sympathien vorlesen laßen, als
Tuffelius unangemeldet in ihr Schlafzimmer trat.
Er war im Schlafrocke, und hatte eine von seiner
eigenen Hand sehr weiß gepuderte Perucke aufgesetzt.
"Jch freue mich, sagte er, (nachdem er ihr in dem
"Herrn Friede gewünscht hatte) Sie ausser dem Bette
"und so gesund, stark und munter zu sehen, welches sehr
"gut ist, indem Sie mir anheute ohne Widerrede das

"ganze
Erster Theil. D



dem er mit lauter Stimme ſeinen Abendſegen abgele-
ſen, und ein Abendlied von zehen Verſen geſungen
hatte, wir wiſſen aber nicht genau, ob es Der Tag
hat ſich geneiget,
oder Nun ſich der Tag geen-
det hat,
geweſen ſey.

Fuͤnfter Abſchnitt.

Den andern Morgen fruͤh ging Sebaldus bey
Sonnenaufgang nach der Stadt. Wilhel-
minen
hatten ihre ſuͤße Hofnungen eine ruhige Nacht
verſchaft, wodurch ſie merklich geſtaͤrkt ward. Sie
ließ ſich einige Stunden nachher in einem Großva-
terſtuhl ſetzen, trank Thee, und hielt den Kopf der
kleinen Charlotte, die ſelbſt die Nacht ſehr unruhig
zugebracht hatte, und uͤber Hitze und Bangigkeit
klagte. Sie wollte ſich eben von Marianen etwas
aus Wielands Sympathien vorleſen laßen, als
Tuffelius unangemeldet in ihr Schlafzimmer trat.
Er war im Schlafrocke, und hatte eine von ſeiner
eigenen Hand ſehr weiß gepuderte Perucke aufgeſetzt.
„Jch freue mich, ſagte er, (nachdem er ihr in dem
„Herrn Friede gewuͤnſcht hatte) Sie auſſer dem Bette
„und ſo geſund, ſtark und munter zu ſehen, welches ſehr
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[49/0069] dem er mit lauter Stimme ſeinen Abendſegen abgele- ſen, und ein Abendlied von zehen Verſen geſungen hatte, wir wiſſen aber nicht genau, ob es Der Tag hat ſich geneiget, oder Nun ſich der Tag geen- det hat, geweſen ſey. Fuͤnfter Abſchnitt. Den andern Morgen fruͤh ging Sebaldus bey Sonnenaufgang nach der Stadt. Wilhel- minen hatten ihre ſuͤße Hofnungen eine ruhige Nacht verſchaft, wodurch ſie merklich geſtaͤrkt ward. Sie ließ ſich einige Stunden nachher in einem Großva- terſtuhl ſetzen, trank Thee, und hielt den Kopf der kleinen Charlotte, die ſelbſt die Nacht ſehr unruhig zugebracht hatte, und uͤber Hitze und Bangigkeit klagte. Sie wollte ſich eben von Marianen etwas aus Wielands Sympathien vorleſen laßen, als Tuffelius unangemeldet in ihr Schlafzimmer trat. Er war im Schlafrocke, und hatte eine von ſeiner eigenen Hand ſehr weiß gepuderte Perucke aufgeſetzt. „Jch freue mich, ſagte er, (nachdem er ihr in dem „Herrn Friede gewuͤnſcht hatte) Sie auſſer dem Bette „und ſo geſund, ſtark und munter zu ſehen, welches ſehr „gut iſt, indem Sie mir anheute ohne Widerrede das „ganze Erſter Theil. D

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/69>, abgerufen am 24.11.2024.