Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.etwas lauterer Stimme und aufgehabener rechten Hand: "Mulier taceat in rebus ecclesiasticis! Meine "liebe Jungfer, ich wäre nicht werth, ein vieljähriger "Candidat des heiligen Predigtamts zu seyn, wenn "ich die Pflichten dieses hochwichtigen Amts nicht "wüste. Die erste Pflicht desselben ist wohl warlich, "daß in Rücksicht auf geistliche und göttliche Dinge "alle irrdische und weltliche Dinge uns gar nicht be- "wegen müssen. Es würde unverantwortlich seyn, "wenn man die arme verirrte Schafe einen Sontag "über ohne Hirten lassen wollte, es ist also meine "höchste Pflicht, mich ihrer ohne Verzug anzuneh- "men, und sie bald wieder auf den rechten Weg "und auf die gute gesunde Weide der reinen Lehre zu "führen, wovon sie vielleicht leider! (hier seufzete er, "und that einen halben Blick auf Sebaldus) ab, und "in den stinkenden Sumpf der Heterodoxie geführet "worden." Es ward hierüber noch vieles hin und her geredet, und Tuffelius ließ sich endlich mit Mühe bereden, damit zufrieden zu seyn, daß ihm vor der Hand eine Stube eingeräumet würde, begab sich in dieselbe schrieb einen langen Brief, mit dem er den Bauer der ihn gefahren hatte zurücksendete, legte Lanki- schens Concordanz, die er im Kuffer mitgebracht hatte, auf den Tisch, und fing an den Faden seiner Anzugspredigt zu spinnen. Sebal-
etwas lauterer Stimme und aufgehabener rechten Hand: „Mulier taceat in rebus eccleſiaſticis! Meine „liebe Jungfer, ich waͤre nicht werth, ein vieljaͤhriger „Candidat des heiligen Predigtamts zu ſeyn, wenn „ich die Pflichten dieſes hochwichtigen Amts nicht „wuͤſte. Die erſte Pflicht deſſelben iſt wohl warlich, „daß in Ruͤckſicht auf geiſtliche und goͤttliche Dinge „alle irrdiſche und weltliche Dinge uns gar nicht be- „wegen muͤſſen. Es wuͤrde unverantwortlich ſeyn, „wenn man die arme verirrte Schafe einen Sontag „uͤber ohne Hirten laſſen wollte, es iſt alſo meine „hoͤchſte Pflicht, mich ihrer ohne Verzug anzuneh- „men, und ſie bald wieder auf den rechten Weg „und auf die gute geſunde Weide der reinen Lehre zu „fuͤhren, wovon ſie vielleicht leider! (hier ſeufzete er, „und that einen halben Blick auf Sebaldus) ab, und „in den ſtinkenden Sumpf der Heterodoxie gefuͤhret „worden.‟ Es ward hieruͤber noch vieles hin und her geredet, und Tuffelius ließ ſich endlich mit Muͤhe bereden, damit zufrieden zu ſeyn, daß ihm vor der Hand eine Stube eingeraͤumet wuͤrde, begab ſich in dieſelbe ſchrieb einen langen Brief, mit dem er den Bauer der ihn gefahren hatte zuruͤckſendete, legte Lanki- ſchens Concordanz, die er im Kuffer mitgebracht hatte, auf den Tiſch, und fing an den Faden ſeiner Anzugspredigt zu ſpinnen. Sebal-
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etwas lauterer Stimme und aufgehabener rechten
Hand: „Mulier taceat in rebus eccleſiaſticis! Meine
„liebe Jungfer, ich waͤre nicht werth, ein vieljaͤhriger
„Candidat des heiligen Predigtamts zu ſeyn, wenn
„ich die Pflichten dieſes hochwichtigen Amts nicht
„wuͤſte. Die erſte Pflicht deſſelben iſt wohl warlich,
„daß in Ruͤckſicht auf geiſtliche und goͤttliche Dinge
„alle irrdiſche und weltliche Dinge uns gar nicht be-
„wegen muͤſſen. Es wuͤrde unverantwortlich ſeyn,
„wenn man die arme verirrte Schafe einen Sontag
„uͤber ohne Hirten laſſen wollte, es iſt alſo meine
„hoͤchſte Pflicht, mich ihrer ohne Verzug anzuneh-
„men, und ſie bald wieder auf den rechten Weg
„und auf die gute geſunde Weide der reinen Lehre zu
„fuͤhren, wovon ſie vielleicht leider! (hier ſeufzete er,
„und that einen halben Blick auf Sebaldus) ab, und
„in den ſtinkenden Sumpf der Heterodoxie gefuͤhret
„worden.‟ Es ward hieruͤber noch vieles hin und
her geredet, und Tuffelius ließ ſich endlich mit Muͤhe
bereden, damit zufrieden zu ſeyn, daß ihm vor der Hand
eine Stube eingeraͤumet wuͤrde, begab ſich in dieſelbe
ſchrieb einen langen Brief, mit dem er den Bauer
der ihn gefahren hatte zuruͤckſendete, legte Lanki-
ſchens Concordanz, die er im Kuffer mitgebracht
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