kanntschaft und wechselseitigen Hochachtung zur Freundschaft übergiengen.
Es fiel in den Wintermonaten der Geburtstag der Frau von Hohenauf ein. Mariane hatte im Sinne, eine gewisse Absicht durchzusetzen, wo- mit einige Schwierigkeiten verknüpft waren; dies brachte sie, zum erstenmahl in ihrem Leben, auf den Gedanken, ihren Zweck durch einen Umweg zu errei- chen, und in dieser Absicht sann sie ein kleines Fest aus, mit dem dieser Geburtstag solte gefeyert wer- den. Sie theilte ihre Gedanken Säuglingen als einem Poeten mit, der ganz entzückt darüber war, einen Anlaß zu haben, seine Talente im Dramati- schen zu zeigen, da er bisher nichts als kleine Lieder- chen gemacht hatte. Er machte einen Plan zu einem mythologisch-historischen Schäferspiele von dreyen Personen, der Marianens Beyfall erhielt. Hier- auf waren alle insgeheim sehr geschäftig, Säugling, sein Spiel in Verse zu bringen, die Kinder, sie zu lernen, und Mariane, für Fräulein Adelheid die Tracht einer Nymphe, und für die jüngste Fräulein und den kleinen Sohn des Predigers im Dorfe, Schä- ferkleider zu verfertigen.
Als der Tag erschien, und die zu diesem Geburts- feste aus der ganzen umliegenden Gegend zusammen-
gebete-
kanntſchaft und wechſelſeitigen Hochachtung zur Freundſchaft uͤbergiengen.
Es fiel in den Wintermonaten der Geburtstag der Frau von Hohenauf ein. Mariane hatte im Sinne, eine gewiſſe Abſicht durchzuſetzen, wo- mit einige Schwierigkeiten verknuͤpft waren; dies brachte ſie, zum erſtenmahl in ihrem Leben, auf den Gedanken, ihren Zweck durch einen Umweg zu errei- chen, und in dieſer Abſicht ſann ſie ein kleines Feſt aus, mit dem dieſer Geburtstag ſolte gefeyert wer- den. Sie theilte ihre Gedanken Saͤuglingen als einem Poeten mit, der ganz entzuͤckt daruͤber war, einen Anlaß zu haben, ſeine Talente im Dramati- ſchen zu zeigen, da er bisher nichts als kleine Lieder- chen gemacht hatte. Er machte einen Plan zu einem mythologiſch-hiſtoriſchen Schaͤferſpiele von dreyen Perſonen, der Marianens Beyfall erhielt. Hier- auf waren alle insgeheim ſehr geſchaͤftig, Saͤugling, ſein Spiel in Verſe zu bringen, die Kinder, ſie zu lernen, und Mariane, fuͤr Fraͤulein Adelheid die Tracht einer Nymphe, und fuͤr die juͤngſte Fraͤulein und den kleinen Sohn des Predigers im Dorfe, Schaͤ- ferkleider zu verfertigen.
Als der Tag erſchien, und die zu dieſem Geburts- feſte aus der ganzen umliegenden Gegend zuſammen-
gebete-
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[194/0220]
kanntſchaft und wechſelſeitigen Hochachtung zur
Freundſchaft uͤbergiengen.
Es fiel in den Wintermonaten der Geburtstag
der Frau von Hohenauf ein. Mariane hatte im
Sinne, eine gewiſſe Abſicht durchzuſetzen, wo-
mit einige Schwierigkeiten verknuͤpft waren; dies
brachte ſie, zum erſtenmahl in ihrem Leben, auf den
Gedanken, ihren Zweck durch einen Umweg zu errei-
chen, und in dieſer Abſicht ſann ſie ein kleines Feſt
aus, mit dem dieſer Geburtstag ſolte gefeyert wer-
den. Sie theilte ihre Gedanken Saͤuglingen als
einem Poeten mit, der ganz entzuͤckt daruͤber war,
einen Anlaß zu haben, ſeine Talente im Dramati-
ſchen zu zeigen, da er bisher nichts als kleine Lieder-
chen gemacht hatte. Er machte einen Plan zu einem
mythologiſch-hiſtoriſchen Schaͤferſpiele von dreyen
Perſonen, der Marianens Beyfall erhielt. Hier-
auf waren alle insgeheim ſehr geſchaͤftig, Saͤugling,
ſein Spiel in Verſe zu bringen, die Kinder, ſie zu
lernen, und Mariane, fuͤr Fraͤulein Adelheid die
Tracht einer Nymphe, und fuͤr die juͤngſte Fraͤulein
und den kleinen Sohn des Predigers im Dorfe, Schaͤ-
ferkleider zu verfertigen.
Als der Tag erſchien, und die zu dieſem Geburts-
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/220>, abgerufen am 26.06.2024.
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