Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.gebetenen Standespersonen von der Mittagstafel auf- gestanden waren, wurden sie unter einem andern Vorwande in das Orangeriehaus geführet. Hier wurden sie durch eine Symphonie überrascht, und der Schauplatz öfnete sich. Er stellte entweder die eli- säischen Felder oder die hesperischen Gärten vor, und bestand aus acht großen blühenden und Früchtetragen- den Pomeranzenbäumen, die Hinterwand aber war von dem Gärtner mit Wintergrün und Blumenkrän- zen zusammengesetzt. Die Kinder traten auf, an de- ren Putze Mariane ihren ganzen Geschmack, und an deren Köpfen Picard seine ganze Kunst erschöpft hatte. Dies machte, daß das Spiel den Beyfall der Frau von Hohenauf erhielt, wozu auch nicht wenig bey- tragen mochte, daß sie darin als eine Göttin, und ihr Geburtstag als ein Götterfest vorgestellt war. Die ganze Gesellschaft ertheilte einen lauten Bey- stes N 2
gebetenen Standesperſonen von der Mittagstafel auf- geſtanden waren, wurden ſie unter einem andern Vorwande in das Orangeriehaus gefuͤhret. Hier wurden ſie durch eine Symphonie uͤberraſcht, und der Schauplatz oͤfnete ſich. Er ſtellte entweder die eli- ſaͤiſchen Felder oder die heſperiſchen Gaͤrten vor, und beſtand aus acht großen bluͤhenden und Fruͤchtetragen- den Pomeranzenbaͤumen, die Hinterwand aber war von dem Gaͤrtner mit Wintergruͤn und Blumenkraͤn- zen zuſammengeſetzt. Die Kinder traten auf, an de- ren Putze Mariane ihren ganzen Geſchmack, und an deren Koͤpfen Picard ſeine ganze Kunſt erſchoͤpft hatte. Dies machte, daß das Spiel den Beyfall der Frau von Hohenauf erhielt, wozu auch nicht wenig bey- tragen mochte, daß ſie darin als eine Goͤttin, und ihr Geburtstag als ein Goͤtterfeſt vorgeſtellt war. Die ganze Geſellſchaft ertheilte einen lauten Bey- ſtes N 2
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gebetenen Standesperſonen von der Mittagstafel auf-
geſtanden waren, wurden ſie unter einem andern
Vorwande in das Orangeriehaus gefuͤhret. Hier
wurden ſie durch eine Symphonie uͤberraſcht, und der
Schauplatz oͤfnete ſich. Er ſtellte entweder die eli-
ſaͤiſchen Felder oder die heſperiſchen Gaͤrten vor, und
beſtand aus acht großen bluͤhenden und Fruͤchtetragen-
den Pomeranzenbaͤumen, die Hinterwand aber war
von dem Gaͤrtner mit Wintergruͤn und Blumenkraͤn-
zen zuſammengeſetzt. Die Kinder traten auf, an de-
ren Putze Mariane ihren ganzen Geſchmack, und an
deren Koͤpfen Picard ſeine ganze Kunſt erſchoͤpft hatte.
Dies machte, daß das Spiel den Beyfall der Frau
von Hohenauf erhielt, wozu auch nicht wenig bey-
tragen mochte, daß ſie darin als eine Goͤttin, und
ihr Geburtstag als ein Goͤtterfeſt vorgeſtellt war.
Die ganze Geſellſchaft ertheilte einen lauten Bey-
fall, und da die Kinder nach Endigung des Spiels in
ihrem Anzuge vom Theater herabſtiegen, wurden ſie
von jedermann mit Liebkoſungen uͤberhaͤuft. Die Frau
von Hohenauf that desgleichen. So wie ſie alle
Dinge aus ihrem eigenen Geſichtspunkte betrachtete,
ſo konnte ſie nicht genug bewundern, wie natuͤrlich
der Schaͤferhabit dem kleinen Paſtorſohne ſtaͤnde, aber
ſie fand, daß eben dieſe Art von Kleidung ihr juͤng-
ſtes
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Zitationshilfe: | Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/221>, abgerufen am 22.07.2024. |