Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.Poetisch- und Musikalisches Lust- 16. Jst Faon nicht in geiler Lust gestorben?Was hat doch sonst dich Tigellin verdorben/ Als Prasserey/ und dein beliebter Wust/ Die Liebeslust. 17. Die Schönheit ist ein Lokkaas vieler Sünden/Ein Unglükssee den man kaum kan ergründen. Wie manches Leid/ wenn man es recht erwegt/ Hat Sie erregt. 18. Wie manches Leid hat Sie doch angerichtet?Wie mancher Mensch ist doch durch sie vernichtet? Die Schonheit hat so manches Land verheert/ Und gantz zerstöhrt. 19. Wenn Bathseba mit ihren zarten WangenUnd Leibesziehr den David nicht gefangen/ So hett' Er nicht fast Gottes Gunst verschertzt/ Welchs Jhn geschmertzt. 20. Wenn jener Held Antonius die SinnenNicht gantz gericht zur schönen Aegyptinnen/ So hett' Er ihm sein Leben nicht verkürtzt/ Und sich gestürtzt. 21. Daß Briechenland zehn Jahre lang bekrieget/Daß Troja dort so gantz verödet lieget/ War nur allein Helene Schuld daran/ Die hats gethan. 22. Kurtz/ was der Mensch vor Hoch und Treflich schätzet/Womit Er sich nach Hertzenslust ergetzet/ Jst alles doch in dieser Lebenszeit/ Nur Eitelkeit. Was
Poetiſch- und Muſikaliſches Luſt- 16. Jſt Faon nicht in geiler Luſt geſtorben?Was hat doch ſonſt dich Tigellin verdorben/ Als Praſſerey/ und dein beliebter Wuſt/ Die Liebesluſt. 17. Die Schoͤnheit iſt ein Lokkaaſ vieler Suͤnden/Ein Ungluͤksſee den man kaum kan ergruͤnden. Wie manches Leid/ wenn man es recht erwegt/ Hat Sie erregt. 18. Wie manches Leid hat Sie doch angerichtet?Wie mancher Menſch iſt doch durch ſie vernichtet? Die Schonheit hat ſo manches Land verheert/ Und gantz zerſtoͤhrt. 19. Wenn Bathſeba mit ihren zarten WangenUnd Leibesziehr den David nicht gefangen/ So hett’ Er nicht faſt Gottes Gunſt verſchertzt/ Welchs Jhn geſchmertzt. 20. Wenn jener Held Antonius die SinnenNicht gantz gericht zur ſchoͤnen Aegyptinnen/ So hett’ Er ihm ſein Leben nicht verkuͤrtzt/ Und ſich geſtuͤrtzt. 21. Daß Briechenland zehn Jahre lang bekrieget/Daß Troja dort ſo gantz veroͤdet lieget/ War nur allein Helene Schuld daran/ Die hats gethan. 22. Kurtz/ was der Menſch vor Hoch und Treflich ſchaͤtzet/Womit Er ſich nach Hertzensluſt ergetzet/ Jſt alles doch in dieſer Lebenszeit/ Nur Eitelkeit. Was
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Poetiſch- und Muſikaliſches Luſt-
16.
Jſt Faon nicht in geiler Luſt geſtorben?
Was hat doch ſonſt dich Tigellin verdorben/
Als Praſſerey/ und dein beliebter Wuſt/
Die Liebesluſt.
17.
Die Schoͤnheit iſt ein Lokkaaſ vieler Suͤnden/
Ein Ungluͤksſee den man kaum kan ergruͤnden.
Wie manches Leid/ wenn man es recht erwegt/
Hat Sie erregt.
18.
Wie manches Leid hat Sie doch angerichtet?
Wie mancher Menſch iſt doch durch ſie vernichtet?
Die Schonheit hat ſo manches Land verheert/
Und gantz zerſtoͤhrt.
19.
Wenn Bathſeba mit ihren zarten Wangen
Und Leibesziehr den David nicht gefangen/
So hett’ Er nicht faſt Gottes Gunſt verſchertzt/
Welchs Jhn geſchmertzt.
20.
Wenn jener Held Antonius die Sinnen
Nicht gantz gericht zur ſchoͤnen Aegyptinnen/
So hett’ Er ihm ſein Leben nicht verkuͤrtzt/
Und ſich geſtuͤrtzt.
21.
Daß Briechenland zehn Jahre lang bekrieget/
Daß Troja dort ſo gantz veroͤdet lieget/
War nur allein Helene Schuld daran/
Die hats gethan.
22.
Kurtz/ was der Menſch vor Hoch und Treflich ſchaͤtzet/
Womit Er ſich nach Hertzensluſt ergetzet/
Jſt alles doch in dieſer Lebenszeit/
Nur Eitelkeit.
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Zitationshilfe: | Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/32>, abgerufen am 26.07.2024. |