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Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.

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Poetisch- und Musikalisches Lust-
Der weit und breit bekant; Die gantze Schäferey
Hat ihnja lieb und wehrt. Nun sagt mir wie's denn sey
Daß ihn sein' Eufrosill so unauffhörlich plaget
Jn dem sie ihre Gunst/ ihm gantz und gar verlaget
Da ers doch redlich meint. Hierauff fieng Föbus an:
Hört mein behertzter Mars/ so viel ich merken kan/
So hat die Schäferin an seinen grossen Schmertzen
Nicht im geringsten Schuld; Sie hat in ihrem Hertzen/
Das keusche Liebesfeur zur Zeit noch nicht gefühlt/
Sie weis kaum was es ist/ es hat noch nicht geziehlt
Kupido auff sie zu/ daher sie solte brennen
Jn heisser Liebesgluht/ daher sie solt' erkennen
Mit treuer Gegengunst/ Myrtillus grosse Noht
Und bittre Liebesangst/ so ihm nichts als den Tod
Tag-täglich saget zu. Es wird kein Feur erreget
Wie trukken auch das Stroh/ im fall nicht beygeleget
Was Feuer schaffen kan; Die Flammen flattern nicht/
Wenn ihnen scharffer Wind und freye Lufft gebricht.
Wie hat denn sie nun Schuld/ wenn sie nicht wird entzündet/
Von Amors seiner Hitz'/ und wenn sie nicht empfindet
Kupidens göldnen Pfeil in ihrer zarten Brust'
Der/ wenn er nicht zuvor mit treuer Lieb' und Lust
Das Hertz eröffnet hat/ macht/ daß das heisse Sehnen
Des Liebenden ümsonst/ und dessen herbe Thränen
Bey ihr vergebens sind. Daher man sehen kan
Und leichtlich nehmen ab/ daß niemand Schuld hieran
Als Venus nur allein/ welch' unversönlich hasset
Myrtillen unsern Freund/ die einen Grimm gefasset
(Wie mir gesagt) auff ihn/ und das/ weil er veracht
Nicht nur alleine sie/ besondern auch verlacht
Jhr hohes Regiment. Daher hat sie dem Sohne
Kupiden aufferlegt/ daß er zu einem Lohne
Myrtillen geben soll/ was mit Geschwindigkeit
Er mir gegeben hat/ als ich zu jener Zeit
Dort in Thessalien mein' ädle Daffne liebte/
Da üm die schönste Nimf' ich damals mich betrübte:
Ja wol! Er schenkte mir/ daß wenn ich ietzo seh'
An meinen Lorberbaum/ mir wird im Hertzen weh.
(Jhr
Poetiſch- und Muſikaliſches Luſt-
Der weit und breit bekant; Die gantze Schaͤferey
Hat ihnja lieb und wehrt. Nun ſagt mir wie’s denn ſey
Daß ihn ſein’ Eufroſill ſo unauffhoͤrlich plaget
Jn dem ſie ihre Gunſt/ ihm gantz und gar verlaget
Da ers doch redlich meint. Hierauff fieng Foͤbus an:
Hoͤrt mein behertzter Mars/ ſo viel ich merken kan/
So hat die Schaͤferin an ſeinen groſſen Schmertzen
Nicht im geringſten Schuld; Sie hat in ihrem Hertzen/
Das keuſche Liebesfeur zur Zeit noch nicht gefuͤhlt/
Sie weis kaum was es iſt/ es hat noch nicht geziehlt
Kupido auff ſie zu/ daher ſie ſolte brennen
Jn heiſſer Liebesgluht/ daher ſie ſolt’ erkennen
Mit treuer Gegengunſt/ Myrtillus groſſe Noht
Und bittre Liebesangſt/ ſo ihm nichts als den Tod
Tag-taͤglich ſaget zu. Es wird kein Feur erreget
Wie trukken auch das Stroh/ im fall nicht beygeleget
Was Feuer ſchaffen kan; Die Flammen flattern nicht/
Wenn ihnen ſcharffer Wind und freye Lufft gebricht.
Wie hat denn ſie nun Schuld/ wenn ſie nicht wird entzuͤndet/
Von Amors ſeiner Hitz’/ und wenn ſie nicht empfindet
Kupidens goͤldnen Pfeil in ihrer zarten Bruſt’
Der/ wenn er nicht zuvor mit treuer Lieb’ und Luſt
Das Hertz eroͤffnet hat/ macht/ daß das heiſſe Sehnen
Des Liebenden uͤmſonſt/ und deſſen herbe Thraͤnen
Bey ihr vergebens ſind. Daher man ſehen kan
Und leichtlich nehmen ab/ daß niemand Schuld hieran
Als Venus nur allein/ welch’ unverſoͤnlich haſſet
Myrtillen unſern Freund/ die einen Grimm gefaſſet
(Wie mir geſagt) auff ihn/ und das/ weil er veracht
Nicht nur alleine ſie/ beſondern auch verlacht
Jhr hohes Regiment. Daher hat ſie dem Sohne
Kupiden aufferlegt/ daß er zu einem Lohne
Myrtillen geben ſoll/ was mit Geſchwindigkeit
Er mir gegeben hat/ als ich zu jener Zeit
Dort in Theſſalien mein’ aͤdle Daffne liebte/
Da uͤm die ſchoͤnſte Nimf’ ich damals mich betruͤbte:
Ja wol! Er ſchenkte mir/ daß wenn ich ietzo ſeh’
An meinen Lorberbaum/ mir wird im Hertzen weh.
(Jhr
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[154/0180] Poetiſch- und Muſikaliſches Luſt- Der weit und breit bekant; Die gantze Schaͤferey Hat ihnja lieb und wehrt. Nun ſagt mir wie’s denn ſey Daß ihn ſein’ Eufroſill ſo unauffhoͤrlich plaget Jn dem ſie ihre Gunſt/ ihm gantz und gar verlaget Da ers doch redlich meint. Hierauff fieng Foͤbus an: Hoͤrt mein behertzter Mars/ ſo viel ich merken kan/ So hat die Schaͤferin an ſeinen groſſen Schmertzen Nicht im geringſten Schuld; Sie hat in ihrem Hertzen/ Das keuſche Liebesfeur zur Zeit noch nicht gefuͤhlt/ Sie weis kaum was es iſt/ es hat noch nicht geziehlt Kupido auff ſie zu/ daher ſie ſolte brennen Jn heiſſer Liebesgluht/ daher ſie ſolt’ erkennen Mit treuer Gegengunſt/ Myrtillus groſſe Noht Und bittre Liebesangſt/ ſo ihm nichts als den Tod Tag-taͤglich ſaget zu. Es wird kein Feur erreget Wie trukken auch das Stroh/ im fall nicht beygeleget Was Feuer ſchaffen kan; Die Flammen flattern nicht/ Wenn ihnen ſcharffer Wind und freye Lufft gebricht. Wie hat denn ſie nun Schuld/ wenn ſie nicht wird entzuͤndet/ Von Amors ſeiner Hitz’/ und wenn ſie nicht empfindet Kupidens goͤldnen Pfeil in ihrer zarten Bruſt’ Der/ wenn er nicht zuvor mit treuer Lieb’ und Luſt Das Hertz eroͤffnet hat/ macht/ daß das heiſſe Sehnen Des Liebenden uͤmſonſt/ und deſſen herbe Thraͤnen Bey ihr vergebens ſind. Daher man ſehen kan Und leichtlich nehmen ab/ daß niemand Schuld hieran Als Venus nur allein/ welch’ unverſoͤnlich haſſet Myrtillen unſern Freund/ die einen Grimm gefaſſet (Wie mir geſagt) auff ihn/ und das/ weil er veracht Nicht nur alleine ſie/ beſondern auch verlacht Jhr hohes Regiment. Daher hat ſie dem Sohne Kupiden aufferlegt/ daß er zu einem Lohne Myrtillen geben ſoll/ was mit Geſchwindigkeit Er mir gegeben hat/ als ich zu jener Zeit Dort in Theſſalien mein’ aͤdle Daffne liebte/ Da uͤm die ſchoͤnſte Nimf’ ich damals mich betruͤbte: Ja wol! Er ſchenkte mir/ daß wenn ich ietzo ſeh’ An meinen Lorberbaum/ mir wird im Hertzen weh. (Jhr

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/180>, abgerufen am 21.11.2024.