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Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.

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wäldchens andere Abtheilung.
WJe/ mein Herr Bruder/ das? Wie sollen wirs verste-
hen/
Daß unser treuer Freund Myrtillus so muß gehen
Fast Hertz- und Lebensloß? Soll er mit Spott und
Hohn/
So schimpflich soyn belegt? Soll dieses seyn der Lohn
Für seinen grossen Fleiß/ den er uns stets zu eigen
Auff unsern Dienst gewand? (Von meinen wil ich schwei-
gen.)
Hört nur/ wie manche Zeit/ wie manche liebe Nacht
Hat Euch zu dienen Er fast schlaffloß hingebracht;
Wie offt hat er sein Vieh allhie bey euch geweidet/
Zytherons Völlerey und dessen Lust gemeidet/
Um euch zu Willen nur/ wenn ihr es recht bedänkt;
Wie offt hat er die Heerd'/ und auch sich selbst getränk
Aus eurem Bronnen hier/ den Pegasus gegraben/
Da doch weit herrlicher/ ihn hätte können laben
Zu Haus' ein guter Wein; Das wollüstige Feld
So dort in Zyprus liegt/ da fast die gantze Welt
Begierig hingedänkt/ hat er auch lassen bleiben/
Hat lieber seine Schaf' auff eure Wiesen treiben
Und lassen weiden da/ nur daß er sey bereit/
Mein Bruder/ euch allein mit freyer Dienstbarkeit.
Wie er hernachmals mir mit schönem Waffenführen/
Und andrer Hurtigkeit/ so einen Menschen ziehren/
So treu gedienet hat/ kan iederman wol sehn
Wenn er sich nur beweist. Jch muß es gern gestehn/
(Mein Föbus glaub es mir) daß ich ihm bin zu willen
Womit ich immer kan/ und das/ weil zu erfüllen/
Was mein Begehren ist/ ja was er an mir sieht
Das mir nur angenehm Er höchlich sich bemüht.
Wie geht denn dieß nun zu/ daß er sich so muß plagen?
So irren hin und her? Daß er so schmertzlich klagen
Und sich so kränken muß? wie? ist die Schäferinn
Jn die er so verliebt/ von solchem stoltzen Sinn'?
Er ist ja noch ein Mensch an dem man keinen Tadel
Noch Laster finden kan; Er ist von solchem Adel.
Der
H v
waͤldchens andere Abtheilung.
WJe/ mein Herr Bruder/ das? Wie ſollen wirs verſte-
hen/
Daß unſer treuer Freund Myrtillus ſo muß gehen
Faſt Hertz- und Lebensloß? Soll er mit Spott und
Hohn/
So ſchimpflich ſoyn belegt? Soll dieſes ſeyn der Lohn
Fuͤr ſeinen groſſen Fleiß/ den er uns ſtets zu eigen
Auff unſern Dienſt gewand? (Von meinen wil ich ſchwei-
gen.)
Hoͤrt nur/ wie manche Zeit/ wie manche liebe Nacht
Hat Euch zu dienen Er faſt ſchlaffloß hingebracht;
Wie offt hat er ſein Vieh allhie bey euch geweidet/
Zytherons Voͤllerey und deſſen Luſt gemeidet/
Um euch zu Willen nur/ wenn ihr es recht bedaͤnkt;
Wie offt hat er die Heerd’/ und auch ſich ſelbſt getraͤnk
Aus eurem Bronnen hier/ den Pegaſus gegraben/
Da doch weit herrlicher/ ihn haͤtte koͤnnen laben
Zu Hauſ’ ein guter Wein; Das wolluͤſtige Feld
So dort in Zyprus liegt/ da faſt die gantze Welt
Begierig hingedaͤnkt/ hat er auch laſſen bleiben/
Hat lieber ſeine Schaf’ auff eure Wieſen treiben
Und laſſen weiden da/ nur daß er ſey bereit/
Mein Bruder/ euch allein mit freyer Dienſtbarkeit.
Wie er hernachmals mir mit ſchoͤnem Waffenfuͤhren/
Und andrer Hurtigkeit/ ſo einen Menſchen ziehren/
So treu gedienet hat/ kan iederman wol ſehn
Wenn er ſich nur beweiſt. Jch muß es gern geſtehn/
(Mein Foͤbus glaub es mir) daß ich ihm bin zu willen
Womit ich immer kan/ und das/ weil zu erfuͤllen/
Was mein Begehren iſt/ ja was er an mir ſieht
Das mir nur angenehm Er hoͤchlich ſich bemuͤht.
Wie geht denn dieß nun zu/ daß er ſich ſo muß plagen?
So irren hin und her? Daß er ſo ſchmertzlich klagen
Und ſich ſo kraͤnken muß? wie? iſt die Schaͤferinn
Jn die er ſo verliebt/ von ſolchem ſtoltzen Sinn’?
Er iſt ja noch ein Menſch an dem man keinen Tadel
Noch Laſter finden kan; Er iſt von ſolchem Adel.
Der
H v
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[153/0179] waͤldchens andere Abtheilung. WJe/ mein Herr Bruder/ das? Wie ſollen wirs verſte- hen/ Daß unſer treuer Freund Myrtillus ſo muß gehen Faſt Hertz- und Lebensloß? Soll er mit Spott und Hohn/ So ſchimpflich ſoyn belegt? Soll dieſes ſeyn der Lohn Fuͤr ſeinen groſſen Fleiß/ den er uns ſtets zu eigen Auff unſern Dienſt gewand? (Von meinen wil ich ſchwei- gen.) Hoͤrt nur/ wie manche Zeit/ wie manche liebe Nacht Hat Euch zu dienen Er faſt ſchlaffloß hingebracht; Wie offt hat er ſein Vieh allhie bey euch geweidet/ Zytherons Voͤllerey und deſſen Luſt gemeidet/ Um euch zu Willen nur/ wenn ihr es recht bedaͤnkt; Wie offt hat er die Heerd’/ und auch ſich ſelbſt getraͤnk Aus eurem Bronnen hier/ den Pegaſus gegraben/ Da doch weit herrlicher/ ihn haͤtte koͤnnen laben Zu Hauſ’ ein guter Wein; Das wolluͤſtige Feld So dort in Zyprus liegt/ da faſt die gantze Welt Begierig hingedaͤnkt/ hat er auch laſſen bleiben/ Hat lieber ſeine Schaf’ auff eure Wieſen treiben Und laſſen weiden da/ nur daß er ſey bereit/ Mein Bruder/ euch allein mit freyer Dienſtbarkeit. Wie er hernachmals mir mit ſchoͤnem Waffenfuͤhren/ Und andrer Hurtigkeit/ ſo einen Menſchen ziehren/ So treu gedienet hat/ kan iederman wol ſehn Wenn er ſich nur beweiſt. Jch muß es gern geſtehn/ (Mein Foͤbus glaub es mir) daß ich ihm bin zu willen Womit ich immer kan/ und das/ weil zu erfuͤllen/ Was mein Begehren iſt/ ja was er an mir ſieht Das mir nur angenehm Er hoͤchlich ſich bemuͤht. Wie geht denn dieß nun zu/ daß er ſich ſo muß plagen? So irren hin und her? Daß er ſo ſchmertzlich klagen Und ſich ſo kraͤnken muß? wie? iſt die Schaͤferinn Jn die er ſo verliebt/ von ſolchem ſtoltzen Sinn’? Er iſt ja noch ein Menſch an dem man keinen Tadel Noch Laſter finden kan; Er iſt von ſolchem Adel. Der H v

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/179>, abgerufen am 21.11.2024.