Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Filamon. hen/ vermeynet zu erkundigen/ ihr zweifels ohnzu Hertzen ziehende vorgerührten Printzen Musi- dorus/ der mit den Worten zwar Königs Basi- lius in Arcadien Bäurischen Magd/ nm deß Hof- meisters Dametas tölpische Tochter die Mop- sa buhlete/ unterdessen aber die aller tugendt- hafte damahls Printzessin die Pamela dadurch im Hertzen verstunde/ durchgesehen. Wie sie aber das Wiederspiel daraus nach der länge gnug- sam erkennet/ hat sie aus sonderbahrer Adelichen Höflichkeit und Bescheidenheit selbige mit glei- cher Anmuth wieder bin bey ihn nieder gelegt. Jn dessen aber gleichwol die hertzgetreue Liebe ihres Edlen Filamons und trauriges Beginnen/ daß er nemblich für sie zu sterben willig und bereit weh- re/ satsam vernehmend/ ist ihr das zuvor vor gro- ßer Hertzens Kälte gefrorne; aber nun von in- nerlichen Liebes-Flammen/ demnach sie ihres ge- treuen Buhlens Treuhertzigkeit erkennet/ auffge- tauet Thränen Wasser gleich aus ihren Christal- linen Aeugelein/ Gestalt den Barmhertzigen Frauenzimmer pfleget zu geschehen/ mildig- lich dermassen geflossen/ daß auch zu verwun- dern/ sag ich/ ist gewesen/ daß selbige nicht den Edlen Filamon sein in Bekümmernus einge- schlaffenes Hertz erquikket/ fintemal sie bey ihr selbst also angefangen: O thörichte Belliflora/ weistu nicht/ daß dieses allen Creaturen angebohren/ und die Natur allen lebendi- gen Thieren eingepflantzet/ daß man billich er massen das jenige/ welches zu lieben stehet/ und uns von Hertzen günstig ist/ wiederum lie- ben
Filamon. hen/ vermeynet zu erkundigen/ ihr zweifels ohnzu Hertzen ziehende vorgeruͤhrten Printzen Muſi- dorus/ der mit den Worten zwar Koͤnigs Baſi- lius in Arcadien Baͤuriſchen Magd/ nm deß Hof- meiſters Dametas toͤlpiſche Tochter die Mop- ſa buhlete/ unterdeſſen aber die aller tugendt- hafte damahls Printzeſſin die Pamela dadurch im Hertzen verſtunde/ durchgeſehen. Wie ſie aber das Wiederſpiel daraus nach der laͤnge gnug- ſam erkennet/ hat ſie aus ſonderbahrer Adelichen Hoͤflichkeit und Beſcheidenheit ſelbige mit glei- cher Anmuth wieder bin bey ihn nieder gelegt. Jn deſſen aber gleichwol die hertzgetreue Liebe ihres Edlen Filamons und trauriges Beginnen/ daß er nemblich fuͤr ſie zu ſterben willig und bereit weh- re/ ſatſam vernehmend/ iſt ihr das zuvor vor gro- ßer Hertzens Kaͤlte gefrorne; aber nun von in- nerlichen Liebes-Flammen/ demnach ſie ihres ge- treuen Buhlens Treuhertzigkeit erkennet/ auffge- tauet Thraͤnen Waſſer gleich aus ihren Chriſtal- linen Aeugelein/ Geſtalt den Barmhertzigen Frauenzimmer pfleget zu geſchehen/ mildig- lich dermaſſen gefloſſen/ daß auch zu verwun- dern/ ſag ich/ iſt geweſen/ daß ſelbige nicht den Edlen Filamon ſein in Bekuͤmmernus einge- ſchlaffenes Hertz erquikket/ fintemal ſie bey ihr ſelbſt alſo angefangen: O thoͤrichte Belliflora/ weiſtu nicht/ daß dieſes allen Creaturen angebohren/ und die Natur allen lebendi- gen Thieren eingepflantzet/ daß man billich er maſſen das jenige/ welches zu lieben ſtehet/ uñ uns von Hertzen guͤnſtig iſt/ wiederum lie- ben
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Filamon.
hen/ vermeynet zu erkundigen/ ihr zweifels ohn
zu Hertzen ziehende vorgeruͤhrten Printzen Muſi-
dorus/ der mit den Worten zwar Koͤnigs Baſi-
lius in Arcadien Baͤuriſchen Magd/ nm deß Hof-
meiſters Dametas toͤlpiſche Tochter die Mop-
ſa buhlete/ unterdeſſen aber die aller tugendt-
hafte damahls Printzeſſin die Pamela dadurch
im Hertzen verſtunde/ durchgeſehen. Wie ſie aber
das Wiederſpiel daraus nach der laͤnge gnug-
ſam erkennet/ hat ſie aus ſonderbahrer Adelichen
Hoͤflichkeit und Beſcheidenheit ſelbige mit glei-
cher Anmuth wieder bin bey ihn nieder gelegt. Jn
deſſen aber gleichwol die hertzgetreue Liebe ihres
Edlen Filamons und trauriges Beginnen/ daß
er nemblich fuͤr ſie zu ſterben willig und bereit weh-
re/ ſatſam vernehmend/ iſt ihr das zuvor vor gro-
ßer Hertzens Kaͤlte gefrorne; aber nun von in-
nerlichen Liebes-Flammen/ demnach ſie ihres ge-
treuen Buhlens Treuhertzigkeit erkennet/ auffge-
tauet Thraͤnen Waſſer gleich aus ihren Chriſtal-
linen Aeugelein/ Geſtalt den Barmhertzigen
Frauenzimmer pfleget zu geſchehen/ mildig-
lich dermaſſen gefloſſen/ daß auch zu verwun-
dern/ ſag ich/ iſt geweſen/ daß ſelbige nicht den
Edlen Filamon ſein in Bekuͤmmernus einge-
ſchlaffenes Hertz erquikket/ fintemal ſie bey ihr
ſelbſt alſo angefangen: O thoͤrichte Belliflora/
weiſtu nicht/ daß dieſes allen Creaturen
angebohren/ und die Natur allen lebendi-
gen Thieren eingepflantzet/ daß man billich er
maſſen das jenige/ welches zu lieben ſtehet/
uñ uns von Hertzen guͤnſtig iſt/ wiederum lie-
ben
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