Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Der Lieb-erfreute gungen/ so er nun lange zeit/ gegen sie getragen/auch durch Schreiben zum theil kundt und offen- bar gemacht hatte; ist dannenhero endlich bewo- gen worden/ fürchtende vielleicht der allwissen- den Götter billige Straffe/ so sie ihren Liebsten Filamon in solcher seiner heissen Liebe verbrennen und verderben lassen wurde/ etlicher massen in sich zuschlagen/ und wie wol dieses alles noch zur zeit sehr kalt vnd erfroren daher gieng/ bis zu letzt durch ensonderliches ebenthewr sie von dem Cupido verwundet/ darvon balt zuerkennen auff Mittel und Wege zu sinnen/ wie sie den rechten Grund solcher ihres Liebsten Worte möchte er- lernen können. Demnach sie aber solchen hochruhmlichen vor- hen/
Der Lieb-erfreute gungen/ ſo er nun lange zeit/ gegen ſie getragen/auch durch Schreiben zum theil kundt und offen- bar gemacht hatte; iſt dannenhero endlich bewo- gen worden/ fuͤrchtende vielleicht der allwiſſen- den Goͤtter billige Straffe/ ſo ſie ihren Liebſten Filamon in ſolcher ſeiner heiſſen Liebe verbrennen und verderben laſſen wurde/ etlicher maſſen in ſich zuſchlagen/ und wie wol dieſes alles noch zur zeit ſehr kalt vnd erfroren daher gieng/ bis zu letzt durch enſonderliches ebenthewr ſie von dem Cupido verwundet/ darvon balt zuerkennen auff Mittel und Wege zu ſinnen/ wie ſie den rechten Grund ſolcher ihres Liebſten Worte moͤchte er- lernen koͤnnen. Demnach ſie aber ſolchen hochruhmlichen vor- hen/
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Der Lieb-erfreute
gungen/ ſo er nun lange zeit/ gegen ſie getragen/
auch durch Schreiben zum theil kundt und offen-
bar gemacht hatte; iſt dannenhero endlich bewo-
gen worden/ fuͤrchtende vielleicht der allwiſſen-
den Goͤtter billige Straffe/ ſo ſie ihren Liebſten
Filamon in ſolcher ſeiner heiſſen Liebe verbrennen
und verderben laſſen wurde/ etlicher maſſen in
ſich zuſchlagen/ und wie wol dieſes alles noch zur
zeit ſehr kalt vnd erfroren daher gieng/ bis zu
letzt durch enſonderliches ebenthewr ſie von dem
Cupido verwundet/ darvon balt zuerkennen auff
Mittel und Wege zu ſinnen/ wie ſie den rechten
Grund ſolcher ihres Liebſten Worte moͤchte er-
lernen koͤnnen.
Demnach ſie aber ſolchen hochruhmlichen vor-
ſatz bey Jhr geſchoͤpffet/ iſt ſie den ſachen weiter
nachdenkend/ mit ihren Schaͤfflein durch den
Wald ſpatzieret/ und deroſelben groſſe gluͤkkſelig-
ſeligkeit neben ihren vielfaͤltigen betruͤb-uñ trauer-
nuͤſſen in tieffſinnigen Gedankken behertzend/ e-
bend zu groſſen Gluͤk/ den vorlieb erblaſſeten Fi-
lamon/ welchem das thraͤnen Waſſer noch auf
den/ fuͤr Traurigkeit verbleichten Wangen ſaß/
auf der Wieſen vor dem Wald im tiefen Schlafe
und unruhigen Gemuͤthe angetroffen/ und
zwar Jhn ſelbſt nicht alleine/ ſondern auch da-
ſelbſt neben ihm/ die von ihm vorgeſungene Ode
erbliket/ und die ſelbige/ vielleicht ein anders Brie-
felein (indem alle Liebhabende alſo gena-
turet/ daß ſie bald falſches Muthmaſſen
bey ihn faſſen) zu finden vermeynend/ woraus
die etwa ſeine gegen eine andere Schaͤferinn tra-
gende Liebe/ doch ſehr betrogen/ wie balt zuverſte-
hen/
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