Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.die Sofonisbe. Massiva gefangen/ und vor den Scipio gebracht worden/welchen der löbliche Feldherr/ als er verstanden/ daß er von Königlichem Geblüte/ und Masanissens Bruders Sohn war/ nicht allein frey und loß gelassen/ sondern ihn auch berrlich be- schenket/ und seinem Vättern dem Masanissen wieder zuge- sandt. Weil ihm nun Masanissa schon lengst in den Sinn ge- nommen/ sich einmal mit dem Scipio wegen seiner tapfern und weltweitbekanten Thaten/ zubesprechen/ und eine Freundschaft mit ihm zu ftifften/ hat ihm die itzt erwehnte löbliche/ und an seinem jungen Vättern erwiesene Leutseligkeit/ solches werk- stellig zu machen/ satsame Anleitung und Ursach gegeben. Wie es denn kurtz darauf geschehen/ und er also ein Freund der Rö- mer und dero Feldoberster worden. 2. Sofonisbe war ein Mensch schöner Gestalt/ und eine Tochter des Karthaginensischen Feldhauptmans As- drubals. 3. Asdrubal ist Amilkars Enkel/ und ein Sohn des auf- rührischen Gisgons gewesen/ des Ertzfeindes der Römer. 4. Syfax ist ein König in Numidia gewesen. Dieser weil es ihn hefftig verdroß/ daß die Karthaginenser so mächtig in Afrika wurden/ hat er sich mit den Römern in ein festes Verbündnüß eingelassen/ und darauf den Karthaginensern zu unterschiedenen malen Schlachten abgewonnen. Als aber den Karthaginensern von den Römern stark zugesetzet wur- de/ haben sie den Asdrubal mit grossen Gaben als einen Ge- sandten an den König Syfax abgeschikket/ üm ihn wiederüm von den Römern abzuziehen/ und auf ihre Seite zu bringen: Welche Gesandtschaft Asdrubal gerne auf sich genommen/ und bey dem leichtsinnigen Syfax/ an beweglichen Worten nichtes erwinden lassen. Zum überfluß hat er ihm seine schöne Tochter Sofonisbe (indem ihm der Numidier Ahrt und leicht anbrennende Liebesbegier wol bewust) zuvermählen/ verspro- chen. Womit er es auch so weit gebracht/ daß der zugesagte Beystand/ und die den Römern geschworne Treue/ der schmeichlenden Rede/ und der eitlen Liebe/ in dem Hertzen des meineydigen Königs weichen muste/ und Syfax also ein of- fentlicher Feind der Römer wurde. 5. Cirtha war die Haupt- und Königliche Hofstadt in Numidia. 6. Von jener grossen Pracht. m
die Sofoniſbe. Maſſiva gefangen/ und vor den Scipio gebracht worden/welchen der loͤbliche Feldherꝛ/ als er verſtanden/ daß er von Koͤniglichem Gebluͤte/ und Maſaniſſens Bruders Sohn war/ nicht allein frey und loß gelaſſen/ ſondern ihn auch berꝛlich be- ſchenket/ und ſeinem Vaͤttern dem Maſaniſſen wieder zuge- ſandt. Weil ihm nun Maſaniſſa ſchon lengſt in den Sinn ge- nommen/ ſich einmal mit dem Scipio wegen ſeiner tapfern und weltweitbekanten Thaten/ zubeſprechen/ und eine Freundſchaft mit ihm zu ftifften/ hat ihm die itzt erwehnte loͤbliche/ und an ſeinem jungen Vaͤttern erwieſene Leutſeligkeit/ ſolches werk- ſtellig zu machen/ ſatſame Anleitung und Urſach gegeben. Wie es denn kurtz darauf geſchehen/ und er alſo ein Freund der Roͤ- mer und dero Feldoberſter worden. 2. Sofonisbe war ein Menſch ſchoͤner Geſtalt/ und eine Tochter des Karthaginenſiſchen Feldhauptmans As- drubals. 3. Asdrubal iſt Amilkars Enkel/ und ein Sohn des auf- ruͤhriſchen Giſgons geweſen/ des Ertzfeindes der Roͤmer. 4. Syfax iſt ein Koͤnig in Numidia geweſen. Dieſer weil es ihn hefftig verdroß/ daß die Karthaginenſer ſo maͤchtig in Afrika wurden/ hat er ſich mit den Roͤmern in ein feſtes Verbuͤndnuͤß eingelaſſen/ und darauf den Karthaginenſern zu unterſchiedenen malen Schlachten abgewonnen. Als aber den Karthaginenſern von den Roͤmern ſtark zugeſetzet wur- de/ haben ſie den Asdrubal mit groſſen Gaben als einen Ge- ſandten an den Koͤnig Syfax abgeſchikket/ uͤm ihn wiederuͤm von den Roͤmern abzuziehen/ und auf ihre Seite zu bringen: Welche Geſandtſchaft Asdrubal gerne auf ſich genommen/ und bey dem leichtſinnigen Syfax/ an beweglichen Worten nichtes erwinden laſſen. Zum uͤberfluß hat er ihm ſeine ſchoͤne Tochter Sofonisbe (indem ihm der Numidier Ahrt und leicht anbrennende Liebesbegier wol bewuſt) zuvermaͤhlen/ verſpro- chen. Womit er es auch ſo weit gebracht/ daß der zugeſagte Beyſtand/ und die den Roͤmern geſchworne Treue/ der ſchmeichlenden Rede/ und der eitlen Liebe/ in dem Hertzen des meineydigen Koͤnigs weichen muſte/ und Syfax alſo ein of- fentlicher Feind der Roͤmer wurde. 5. Cirtha war die Haupt- und Koͤnigliche Hofſtadt in Numidia. 6. Von jener groſſen Pracht. m
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die Sofoniſbe.
¹.
Maſſiva gefangen/ und vor den Scipio gebracht worden/
welchen der loͤbliche Feldherꝛ/ als er verſtanden/ daß er von
Koͤniglichem Gebluͤte/ und Maſaniſſens Bruders Sohn war/
nicht allein frey und loß gelaſſen/ ſondern ihn auch berꝛlich be-
ſchenket/ und ſeinem Vaͤttern dem Maſaniſſen wieder zuge-
ſandt. Weil ihm nun Maſaniſſa ſchon lengſt in den Sinn ge-
nommen/ ſich einmal mit dem Scipio wegen ſeiner tapfern und
weltweitbekanten Thaten/ zubeſprechen/ und eine Freundſchaft
mit ihm zu ftifften/ hat ihm die itzt erwehnte loͤbliche/ und an
ſeinem jungen Vaͤttern erwieſene Leutſeligkeit/ ſolches werk-
ſtellig zu machen/ ſatſame Anleitung und Urſach gegeben. Wie
es denn kurtz darauf geſchehen/ und er alſo ein Freund der Roͤ-
mer und dero Feldoberſter worden.
². Sofonisbe war ein Menſch ſchoͤner Geſtalt/ und
eine Tochter des Karthaginenſiſchen Feldhauptmans As-
drubals.
³. Asdrubal iſt Amilkars Enkel/ und ein Sohn des auf-
ruͤhriſchen Giſgons geweſen/ des Ertzfeindes der Roͤmer.
⁴. Syfax iſt ein Koͤnig in Numidia geweſen. Dieſer
weil es ihn hefftig verdroß/ daß die Karthaginenſer ſo maͤchtig
in Afrika wurden/ hat er ſich mit den Roͤmern in ein feſtes
Verbuͤndnuͤß eingelaſſen/ und darauf den Karthaginenſern
zu unterſchiedenen malen Schlachten abgewonnen. Als aber
den Karthaginenſern von den Roͤmern ſtark zugeſetzet wur-
de/ haben ſie den Asdrubal mit groſſen Gaben als einen Ge-
ſandten an den Koͤnig Syfax abgeſchikket/ uͤm ihn wiederuͤm
von den Roͤmern abzuziehen/ und auf ihre Seite zu bringen:
Welche Geſandtſchaft Asdrubal gerne auf ſich genommen/
und bey dem leichtſinnigen Syfax/ an beweglichen Worten
nichtes erwinden laſſen. Zum uͤberfluß hat er ihm ſeine ſchoͤne
Tochter Sofonisbe (indem ihm der Numidier Ahrt und leicht
anbrennende Liebesbegier wol bewuſt) zuvermaͤhlen/ verſpro-
chen. Womit er es auch ſo weit gebracht/ daß der zugeſagte
Beyſtand/ und die den Roͤmern geſchworne Treue/ der
ſchmeichlenden Rede/ und der eitlen Liebe/ in dem Hertzen des
meineydigen Koͤnigs weichen muſte/ und Syfax alſo ein of-
fentlicher Feind der Roͤmer wurde.
⁵. Cirtha war die Haupt- und Koͤnigliche Hofſtadt in
Numidia.
⁶.
Von jener groſſen Pracht.
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Zitationshilfe: | Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/341>, abgerufen am 31.07.2024. |