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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Sofonisbe.
Mein werther Bräutigam? Sind dieß die schöne
Spangen/

Mit welchen eine Braut sehr prächtig pflegt zu
prangen?

Jedoch/ dieweil es Rom durchaus nicht leiden
wil/

Daß er mich freyen soll/ so halt' ich gerne still/
Dem/ was mein Unglükksstern hat über mich ver-
henget/

Jch trinke diesen Wein der wol ist durchge-
menget

Mit starkem Spinnengift/ ich trink' ihn un-
verzagt/

Mein Fürst der hat gethan was er mir zuge-
sagt.

Sol ich nicht in der Welt als eine Fürstinn le-
ben/

So wil ich hertzlich gern dem Tode mich erge-
ben/

Wo ich nicht sitzen kan in Königlicher Ruh/
So eyl' ich ungescheut dem schwartzen Gra-
be zu.

Es ist weit löblicher mit unerschrokknem Her-
tzen/

Dem Tod' entgegen gehn/ und dessen bittren
Schmertzen/

Als stets mit Schimpf und Spott der Welt
Gelächter seyn.

Ein tapfres Heldenhertz verlacht die Todes-
pein.

Dieß Wort war kaum geredt/ da sie den Wein
getrunken/

So wol was oben schwamm/ und was hinab ge-
sunken/

Das
Sofoniſbe.
Mein werther Braͤutigam? Sind dieß die ſchoͤne
Spangen/

Mit welchen eine Braut ſehr praͤchtig pflegt zu
prangen?

Jedoch/ dieweil es Rom durchaus nicht leiden
wil/

Daß er mich freyen ſoll/ ſo halt’ ich gerne ſtill/
Dem/ was mein Ungluͤkksſtern hat uͤber mich ver-
henget/

Jch trinke dieſen Wein der wol iſt durchge-
menget

Mit ſtarkem Spinnengift/ ich trink’ ihn un-
verzagt/

Mein Fuͤrſt der hat gethan was er mir zuge-
ſagt.

Sol ich nicht in der Welt als eine Fuͤrſtinn le-
ben/

So wil ich hertzlich gern dem Tode mich erge-
ben/

Wo ich nicht ſitzen kan in Koͤniglicher Ruh/
So eyl’ ich ungeſcheut dem ſchwartzen Gra-
be zu.

Es iſt weit loͤblicher mit unerſchrokknem Her-
tzen/

Dem Tod’ entgegen gehn/ und deſſen bittren
Schmertzen/

Als ſtets mit Schimpf und Spott der Welt
Gelaͤchter ſeyn.

Ein tapfres Heldenhertz verlacht die Todes-
pein.

Dieß Wort war kaum geredt/ da ſie den Wein
getrunken/

So wol was oben ſchwamm/ und was hinab ge-
ſunken/

Das
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[263/0339] Sofoniſbe. Mein werther Braͤutigam? Sind dieß die ſchoͤne Spangen/ Mit welchen eine Braut ſehr praͤchtig pflegt zu prangen? Jedoch/ dieweil es Rom durchaus nicht leiden wil/ Daß er mich freyen ſoll/ ſo halt’ ich gerne ſtill/ Dem/ was mein Ungluͤkksſtern hat uͤber mich ver- henget/ Jch trinke dieſen Wein der wol iſt durchge- menget Mit ſtarkem Spinnengift/ ich trink’ ihn un- verzagt/ Mein Fuͤrſt der hat gethan was er mir zuge- ſagt. Sol ich nicht in der Welt als eine Fuͤrſtinn le- ben/ So wil ich hertzlich gern dem Tode mich erge- ben/ Wo ich nicht ſitzen kan in Koͤniglicher Ruh/ So eyl’ ich ungeſcheut dem ſchwartzen Gra- be zu. Es iſt weit loͤblicher mit unerſchrokknem Her- tzen/ Dem Tod’ entgegen gehn/ und deſſen bittren Schmertzen/ Als ſtets mit Schimpf und Spott der Welt Gelaͤchter ſeyn. Ein tapfres Heldenhertz verlacht die Todes- pein. Dieß Wort war kaum geredt/ da ſie den Wein getrunken/ So wol was oben ſchwamm/ und was hinab ge- ſunken/ Das

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/339>, abgerufen am 01.06.2024.