Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Sofonisbe. (10) Die von Karthago doch der AfricanschenStadt/ Jhr Ankunfft und Geschlecht' herab gestam- met hat. Was thut die Liebe nicht? Die kurtz zuvor ge- hasset/ Wird nun als eine Braut im Hertzen eingefasset. (11) Der große Scipio als er die Zeitung hört/ Ergrimmet in sich selbst/ er wurde gantz bethört/ Er forderte sein Pferd/ es wurde bald gezeumet/ Und zu ihm hingebracht/ er schwung sich unge- seumet Jn seinen Sattel nein verbost in seinem Sinn/ Und reitet in vollem Galoppe zum jungen Für- sten hin. Wie? sprach er/ Masaniß last ihr die Waffen fahren/ Und wolt zur Unzeit euch mit einem Weibe pahren/ Die unsre Feindinn ist? ist euer stählner Muht So liederlich verschmeltzt in geiler Licbes- gluht? Jch bitt' euch/ ädler Held/ last Den dieß Thun be- ginnen/ Der stets in Wollust lebt/ der faul- und feiger Sinnen; Last dieß ein Lekker thun/ denn Der ist deß be- fugt/ Der seine Lust/ und nicht die Römsche Wol- fahrt sucht. (12) Jhr habt den Feind erlegt mit großem Tri- umfiren/ Und wolt nun euren Ruhm mit eitler Lust be- schmieren/ Ey l vij
Sofoniſbe. (10) Die von Karthago doch der AfricanſchenStadt/ Jhr Ankunfft und Geſchlecht’ herab geſtam- met hat. Was thut die Liebe nicht? Die kurtz zuvor ge- haſſet/ Wird nun als eine Braut im Hertzen eingefaſſet. (11) Der große Scipio als er die Zeitung hoͤrt/ Ergrim̃et in ſich ſelbſt/ er wurde gantz bethoͤrt/ Er forderte ſein Pferd/ es wurde bald gezeumet/ Und zu ihm hingebracht/ er ſchwung ſich unge- ſeumet Jn ſeinen Sattel nein verboſt in ſeinem Sinn/ Und reitet in vollem Galoppe zum jungen Fuͤr- ſten hin. Wie? ſprach er/ Maſaniß laſt ihr die Waffen fahren/ Und wolt zur Unzeit euch mit einem Weibe pahren/ Die unſre Feindinn iſt? iſt euer ſtaͤhlner Muht So liederlich verſchmeltzt in geiler Licbes- gluht? Jch bitt’ euch/ aͤdler Held/ laſt Den dieß Thun be- ginnen/ Der ſtets in Wolluſt lebt/ der faul- und feiger Sinnen; Laſt dieß ein Lekker thun/ denn Der iſt deß be- fugt/ Der ſeine Luſt/ und nicht die Roͤmſche Wol- fahrt ſucht. (12) Jhr habt den Feind erlegt mit großem Tri- umfiren/ Und wolt nun euren Ruhm mit eitler Luſt be- ſchmieren/ Ey l vij
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Sofoniſbe.
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Die von Karthago doch der Africanſchen
Stadt/
Jhr Ankunfft und Geſchlecht’ herab geſtam-
met hat.
Was thut die Liebe nicht? Die kurtz zuvor ge-
haſſet/
Wird nun als eine Braut im Hertzen eingefaſſet.
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Der große Scipio als er die Zeitung hoͤrt/
Ergrim̃et in ſich ſelbſt/ er wurde gantz bethoͤrt/
Er forderte ſein Pferd/ es wurde bald gezeumet/
Und zu ihm hingebracht/ er ſchwung ſich unge-
ſeumet
Jn ſeinen Sattel nein verboſt in ſeinem Sinn/
Und reitet in vollem Galoppe zum jungen Fuͤr-
ſten hin.
Wie? ſprach er/ Maſaniß laſt ihr die Waffen
fahren/
Und wolt zur Unzeit euch mit einem Weibe
pahren/
Die unſre Feindinn iſt? iſt euer ſtaͤhlner Muht
So liederlich verſchmeltzt in geiler Licbes-
gluht?
Jch bitt’ euch/ aͤdler Held/ laſt Den dieß Thun be-
ginnen/
Der ſtets in Wolluſt lebt/ der faul- und feiger
Sinnen;
Laſt dieß ein Lekker thun/ denn Der iſt deß be-
fugt/
Der ſeine Luſt/ und nicht die Roͤmſche Wol-
fahrt ſucht.
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Jhr habt den Feind erlegt mit großem Tri-
umfiren/
Und wolt nun euren Ruhm mit eitler Luſt be-
ſchmieren/
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