Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Sofonisbe. Er steht mit seinem Volk' ist gantz mit Stahlümschlossen/ Dennoch wird ihm ein Pfeil durch Hertz und Seel geschossen/ Das tapfre Kriegesheer/ die Waffen die er trug/ Die waren ihm zum Schutz nicht stark und fest genug. Sein Leuengleicher Sinn wird dergestalt er- weichet/ Daß er wird als ein Lamm/ die süsse Liebe schlei- chet Allmählich in das Hertz'/ die liebliche Gestalt/ Bringt diesen Kriegesmann bald unter die Ge- walt. Denn sie war solch ein Mensch/ daß ihrer Augen Prangen/ Den (8) Foebus selber trotzt'/ es schienen ihre Wangen/ Mit Milch und Blut vermischt/ der weissen Zähne ziehr/ Schien durch den Purpurmund den Perlen gleich hersür/ Jhr kluges Reden war von Liebesreichen Wor- ten/ So sie mit Höflichkeit durch die korallne Pfor- ten Sehr wol zu führen wust'/ ihr Glantz blicb' eben groß/ Wie sehr der Thränenstroom/ ihr aus den Augen floß. Der schwartze Trauerflor der ihr das Haupt be- dekket/ Hat sonderlich bey ihr Anmuhtigkeit erwekket. Denn l vj
Sofoniſbe. Er ſteht mit ſeinem Volk’ iſt gantz mit Stahluͤmſchloſſen/ Dennoch wird ihm ein Pfeil durch Hertz und Seel geſchoſſen/ Das tapfre Kriegesheer/ die Waffen die er trug/ Die waren ihm zum Schutz nicht ſtark und feſt genug. Sein Leuengleicher Sinn wird dergeſtalt er- weichet/ Daß er wird als ein Lamm/ die ſuͤſſe Liebe ſchlei- chet Allmaͤhlich in das Hertz’/ die liebliche Geſtalt/ Bringt dieſen Kriegesmann bald unter die Ge- walt. Denn ſie war ſolch ein Menſch/ daß ihrer Augen Prangen/ Den (8) Foebus ſelber trotzt’/ es ſchienen ihre Wangen/ Mit Milch und Blut vermiſcht/ der weiſſen Zaͤhne ziehr/ Schien durch den Purpurmund den Perlen gleich herſuͤr/ Jhr kluges Reden war von Liebesreichen Wor- ten/ So ſie mit Hoͤflichkeit durch die korallne Pfor- ten Sehr wol zu fuͤhren wuſt’/ ihr Glantz blicb’ eben groß/ Wie ſehr der Thraͤnenſtroom/ ihr aus den Augen floß. Der ſchwartze Trauerflor der ihr das Haupt be- dekket/ Hat ſonderlich bey ihr Anmuhtigkeit erwekket. Denn l vj
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Sofoniſbe.
Er ſteht mit ſeinem Volk’ iſt gantz mit Stahl
uͤmſchloſſen/
Dennoch wird ihm ein Pfeil durch Hertz und
Seel geſchoſſen/
Das tapfre Kriegesheer/ die Waffen die er
trug/
Die waren ihm zum Schutz nicht ſtark und
feſt genug.
Sein Leuengleicher Sinn wird dergeſtalt er-
weichet/
Daß er wird als ein Lamm/ die ſuͤſſe Liebe ſchlei-
chet
Allmaͤhlich in das Hertz’/ die liebliche Geſtalt/
Bringt dieſen Kriegesmann bald unter die Ge-
walt.
Denn ſie war ſolch ein Menſch/ daß ihrer Augen
Prangen/
Den
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Foebus ſelber trotzt’/ es ſchienen ihre
Wangen/
Mit Milch und Blut vermiſcht/ der weiſſen
Zaͤhne ziehr/
Schien durch den Purpurmund den Perlen
gleich herſuͤr/
Jhr kluges Reden war von Liebesreichen Wor-
ten/
So ſie mit Hoͤflichkeit durch die korallne Pfor-
ten
Sehr wol zu fuͤhren wuſt’/ ihr Glantz blicb’
eben groß/
Wie ſehr der Thraͤnenſtroom/ ihr aus den
Augen floß.
Der ſchwartze Trauerflor der ihr das Haupt be-
dekket/
Hat ſonderlich bey ihr Anmuhtigkeit erwekket.
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