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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Kleopatra.
Was aber er nur that/ war allzumal üm-
sonst/

Er fing nicht einen Fisch/ ümsonst war alle
Kunst.

Er weis nicht wie es ist; Er weis nicht wie sein
Angel/

Allzeit so fischloß ist/ Er merket nicht den Man-
gel/

Ein Fischer machet ihm hernach auf sein Ge-
heiß/

Die Fisch' am Angel fest/ gantz unvermerkter
weiß'/

Und das zum oftermal. Dann zog er aus dem
Wasser/

Bald einen schönen Lachs; bald einen grossen
Prasser/

Der gantze Fische schlukkt/ bald einen kleinen
Stör/

Bald einen Kableau/ und noch dergleichen
mehr/

Damit hielt er sich groß. Die kluge Königinne/
Die merkt' es aber bald/ Sie dacht in ihrem
Sinne/

Bald einen Possen auß: Ein Teucher wartet
auf/

Nimt ihm den Fisch herab/ stekkt einen Bük-
ling drauf.

Daß es kein Mensche sah'. Als nun die schöne
Beute

Heraus gezogen war/ da lachten alle Leute/
Der klugen Posserey. Es war ihm zwar Ver-
druß/

Doch stillte sie ihn bald mit einem süssen
Kuß';

Ey/
Kleopatra.
Was aber er nur that/ war allzumal uͤm-
ſonſt/

Er fing nicht einen Fiſch/ uͤmſonſt war alle
Kunſt.

Er weis nicht wie es iſt; Er weis nicht wie ſein
Angel/

Allzeit ſo fiſchloß iſt/ Er merket nicht den Man-
gel/

Ein Fiſcher machet ihm hernach auf ſein Ge-
heiß/

Die Fiſch’ am Angel feſt/ gantz unvermerkter
weiß’/

Und das zum oftermal. Dann zog er aus dem
Waſſer/

Bald einen ſchoͤnen Lachs; bald einen groſſen
Praſſer/

Der gantze Fiſche ſchlukkt/ bald einen kleinen
Stoͤr/

Bald einen Kableau/ und noch dergleichen
mehr/

Damit hielt er ſich groß. Die kluge Koͤniginne/
Die merkt’ es aber bald/ Sie dacht in ihrem
Sinne/

Bald einen Poſſen auß: Ein Teucher wartet
auf/

Nimt ihm den Fiſch herab/ ſtekkt einen Buͤk-
ling drauf.

Daß es kein Menſche ſah’. Als nun die ſchoͤne
Beute

Heraus gezogen war/ da lachten alle Leute/
Der klugen Poſſerey. Es war ihm zwar Ver-
druß/

Doch ſtillte ſie ihn bald mit einem ſuͤſſen
Kuß’;

Ey/
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[191/0257] Kleopatra. Was aber er nur that/ war allzumal uͤm- ſonſt/ Er fing nicht einen Fiſch/ uͤmſonſt war alle Kunſt. Er weis nicht wie es iſt; Er weis nicht wie ſein Angel/ Allzeit ſo fiſchloß iſt/ Er merket nicht den Man- gel/ Ein Fiſcher machet ihm hernach auf ſein Ge- heiß/ Die Fiſch’ am Angel feſt/ gantz unvermerkter weiß’/ Und das zum oftermal. Dann zog er aus dem Waſſer/ Bald einen ſchoͤnen Lachs; bald einen groſſen Praſſer/ Der gantze Fiſche ſchlukkt/ bald einen kleinen Stoͤr/ Bald einen Kableau/ und noch dergleichen mehr/ Damit hielt er ſich groß. Die kluge Koͤniginne/ Die merkt’ es aber bald/ Sie dacht in ihrem Sinne/ Bald einen Poſſen auß: Ein Teucher wartet auf/ Nimt ihm den Fiſch herab/ ſtekkt einen Buͤk- ling drauf. Daß es kein Menſche ſah’. Als nun die ſchoͤne Beute Heraus gezogen war/ da lachten alle Leute/ Der klugen Poſſerey. Es war ihm zwar Ver- druß/ Doch ſtillte ſie ihn bald mit einem ſuͤſſen Kuß’; Ey/

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/257>, abgerufen am 16.06.2024.