Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.Waffenmacht, sondern durch Hunger, zur Ueber- Allein wie sah es doch im Herbste 1806 mit Waffenmacht, ſondern durch Hunger, zur Ueber- Allein wie ſah es doch im Herbſte 1806 mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0056" n="40"/> Waffenmacht, ſondern durch Hunger, zur Ueber-<lb/> gabe gezwungen worden. Dieſe Erfahrungen<lb/> von der Wichtigkeit und Feſtigkeit des Platzes<lb/> hatten auch den Koͤnig Friedrich bewogen, den-<lb/> ſelben im Jahre 1770 durch verſchiedene neue<lb/> Werke verſtaͤrken zu laſſen; Kenner wollten je-<lb/> doch behaupten, daß dieſe erweiterten Anlagen<lb/> ihrem Zwecke nur ungenuͤgend entſpraͤchen. Man<lb/> hatte immer an Colberg getadelt, daß es zu klein<lb/> ſey, um als Feſtung bedeutend zu werden und<lb/> eine betraͤchtliche Garniſon zu faſſen: aber es gab<lb/> kaſamattirte Werke; es gab 6 bis 700 Buͤrger-<lb/> haͤuſer innerhalb der Waͤlle, die noͤthigenfalls zu<lb/> 20 und 30 Menſchen faſſen konnten und gefaßt<lb/> haben; und ſo lebe ich des feſten Glaubens, daß<lb/> Colberg, gegen noch ſo große Feindesmacht, mit<lb/> Ehrlichkeit, mit genugſamem Proviant, mit ge-<lb/> hoͤriger Einrichtung der Ueberſchwemmung und<lb/> mit Sicherheit von der Seeſeite, ſich zu halten<lb/> vermoͤge.</p><lb/> <p>Allein wie ſah es doch im Herbſte 1806 mit<lb/> Allem, was zu einer rechtſchaffenen Vertheidigung<lb/> gehoͤrte, ſo gar truͤbſelig aus! Seit undenklicher<lb/> Zeit war fuͤr die Unterhaltung der Feſtung ſogut<lb/> als gar nichts gethan worden. Wall und Gra-<lb/> ben verfallen; von Palliſaden keine Spur. Nur<lb/> drei Kanonen ſtanden, im Baſtion Pommern,<lb/> auf Lavetten und dienten allein zu Laͤrmſchuͤſſen,<lb/> wenn Ausreiſſer von der Beſatzung verfolgt wer-<lb/> den ſollten. Alles uͤbrige Geſchuͤtz lag am Bo-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [40/0056]
Waffenmacht, ſondern durch Hunger, zur Ueber-
gabe gezwungen worden. Dieſe Erfahrungen
von der Wichtigkeit und Feſtigkeit des Platzes
hatten auch den Koͤnig Friedrich bewogen, den-
ſelben im Jahre 1770 durch verſchiedene neue
Werke verſtaͤrken zu laſſen; Kenner wollten je-
doch behaupten, daß dieſe erweiterten Anlagen
ihrem Zwecke nur ungenuͤgend entſpraͤchen. Man
hatte immer an Colberg getadelt, daß es zu klein
ſey, um als Feſtung bedeutend zu werden und
eine betraͤchtliche Garniſon zu faſſen: aber es gab
kaſamattirte Werke; es gab 6 bis 700 Buͤrger-
haͤuſer innerhalb der Waͤlle, die noͤthigenfalls zu
20 und 30 Menſchen faſſen konnten und gefaßt
haben; und ſo lebe ich des feſten Glaubens, daß
Colberg, gegen noch ſo große Feindesmacht, mit
Ehrlichkeit, mit genugſamem Proviant, mit ge-
hoͤriger Einrichtung der Ueberſchwemmung und
mit Sicherheit von der Seeſeite, ſich zu halten
vermoͤge.
Allein wie ſah es doch im Herbſte 1806 mit
Allem, was zu einer rechtſchaffenen Vertheidigung
gehoͤrte, ſo gar truͤbſelig aus! Seit undenklicher
Zeit war fuͤr die Unterhaltung der Feſtung ſogut
als gar nichts gethan worden. Wall und Gra-
ben verfallen; von Palliſaden keine Spur. Nur
drei Kanonen ſtanden, im Baſtion Pommern,
auf Lavetten und dienten allein zu Laͤrmſchuͤſſen,
wenn Ausreiſſer von der Beſatzung verfolgt wer-
den ſollten. Alles uͤbrige Geſchuͤtz lag am Bo-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |