ßiges Städtchen von noch nicht 6000 Seelen, an dem rechten Ufer des kleinen Flusses Persante gelegen, welcher nur an seinem Ausflusse in die Ostsee einige hundert Schritte hinauf schiffbar ist, wo er, eine halbe Viertelmeile von der Stadt, einen Hafen für geringere Fahrzeuge bildet. Die daran belegenen Wohnungen und Speicher heissen "die Münde;" und zwischen Stadt und Münde, ebenfalls am östlichen Ufer, zieht sich eine Vor- stadt, genannt "die Pfannschmieden" hin. Diese dankt ihren Ursprung, wie ihren Namen, der Benutzung einiger reichhaltigen Salzquellen, wel- che sich gegenüber nahe an der westlichen Strom- seite finden, wo auch die Salzsiedereien und ein, in westlicher Richtung sich weit durch das "Sie- derfeld" erstreckendes Gradir-Werk angelegt sind.
Die Stadt selbst bildet ein stumpfes Viereck, und wird an den drei Landseiten von einem Hauptwall und sechs Bastionen eingeschlossen. Nahe Aussenwerke von Wichtigkeit sind hier nicht vorhanden; aber der Platz gewinnt nichtsdesto- minder eine bedeutende Stärke durch einen brei- ten morastigen Wiesengrund, welcher sich, un- unterbrochen, von Süden nach Nordosten dicht umherzieht, keine Annäherung durch Laufgräben gestattet und überdem durch Schleusen tief unter Wasser gesetzt werden kann. Erst jenseits erhebt sich, nach Süden die Altstadt, nach Osten der Hoheberg und der Bollenwinkel, und nach Nord- ost der Wolfsberg, von wo aus die Stadt be-
ßiges Staͤdtchen von noch nicht 6000 Seelen, an dem rechten Ufer des kleinen Fluſſes Perſante gelegen, welcher nur an ſeinem Ausfluſſe in die Oſtſee einige hundert Schritte hinauf ſchiffbar iſt, wo er, eine halbe Viertelmeile von der Stadt, einen Hafen fuͤr geringere Fahrzeuge bildet. Die daran belegenen Wohnungen und Speicher heiſſen „die Muͤnde;‟ und zwiſchen Stadt und Muͤnde, ebenfalls am oͤſtlichen Ufer, zieht ſich eine Vor- ſtadt, genannt „die Pfannſchmieden‟ hin. Dieſe dankt ihren Urſprung, wie ihren Namen, der Benutzung einiger reichhaltigen Salzquellen, wel- che ſich gegenuͤber nahe an der weſtlichen Strom- ſeite finden, wo auch die Salzſiedereien und ein, in weſtlicher Richtung ſich weit durch das „Sie- derfeld‟ erſtreckendes Gradir-Werk angelegt ſind.
Die Stadt ſelbſt bildet ein ſtumpfes Viereck, und wird an den drei Landſeiten von einem Hauptwall und ſechs Baſtionen eingeſchloſſen. Nahe Auſſenwerke von Wichtigkeit ſind hier nicht vorhanden; aber der Platz gewinnt nichtsdeſto- minder eine bedeutende Staͤrke durch einen brei- ten moraſtigen Wieſengrund, welcher ſich, un- unterbrochen, von Suͤden nach Nordoſten dicht umherzieht, keine Annaͤherung durch Laufgraͤben geſtattet und uͤberdem durch Schleuſen tief unter Waſſer geſetzt werden kann. Erſt jenſeits erhebt ſich, nach Suͤden die Altſtadt, nach Oſten der Hoheberg und der Bollenwinkel, und nach Nord- oſt der Wolfsberg, von wo aus die Stadt be-
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ßiges Staͤdtchen von noch nicht 6000 Seelen,
an dem rechten Ufer des kleinen Fluſſes Perſante
gelegen, welcher nur an ſeinem Ausfluſſe in die
Oſtſee einige hundert Schritte hinauf ſchiffbar iſt,
wo er, eine halbe Viertelmeile von der Stadt,
einen Hafen fuͤr geringere Fahrzeuge bildet. Die
daran belegenen Wohnungen und Speicher heiſſen
„die Muͤnde;‟ und zwiſchen Stadt und Muͤnde,
ebenfalls am oͤſtlichen Ufer, zieht ſich eine Vor-
ſtadt, genannt „die Pfannſchmieden‟ hin. Dieſe
dankt ihren Urſprung, wie ihren Namen, der
Benutzung einiger reichhaltigen Salzquellen, wel-
che ſich gegenuͤber nahe an der weſtlichen Strom-
ſeite finden, wo auch die Salzſiedereien und ein,
in weſtlicher Richtung ſich weit durch das „Sie-
derfeld‟ erſtreckendes Gradir-Werk angelegt ſind.
Die Stadt ſelbſt bildet ein ſtumpfes Viereck,
und wird an den drei Landſeiten von einem
Hauptwall und ſechs Baſtionen eingeſchloſſen.
Nahe Auſſenwerke von Wichtigkeit ſind hier nicht
vorhanden; aber der Platz gewinnt nichtsdeſto-
minder eine bedeutende Staͤrke durch einen brei-
ten moraſtigen Wieſengrund, welcher ſich, un-
unterbrochen, von Suͤden nach Nordoſten dicht
umherzieht, keine Annaͤherung durch Laufgraͤben
geſtattet und uͤberdem durch Schleuſen tief unter
Waſſer geſetzt werden kann. Erſt jenſeits erhebt
ſich, nach Suͤden die Altſtadt, nach Oſten der
Hoheberg und der Bollenwinkel, und nach Nord-
oſt der Wolfsberg, von wo aus die Stadt be-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/54>, abgerufen am 16.02.2025.
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