Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.Kaum war nemlich Stettin übergegangen, Denke sich derselbe diesen Ort als ein mä- Kaum war nemlich Stettin uͤbergegangen, Denke ſich derſelbe dieſen Ort als ein maͤ- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0053" n="37"/> <p>Kaum war nemlich Stettin uͤbergegangen,<lb/> ſo machte ſich von dorther, aus einer Entfernung<lb/> von 16 Meilen, ein franzoͤſiſcher Officier, als<lb/> Parlamentair, auf den Weg und erſchien (am<lb/> 8. Nov.) bei uns in Colberg, um die Feſtung<lb/> zur Uebergabe aufzufordern. Gleichzeitig ward<lb/> der koͤnigliche Domainen-Beamte, der auf der<lb/> Altſtadt, unter den Kanonen des Platzes, wohnte,<lb/> entboten, in Stettin zu erſcheinen und dem fran-<lb/> zoͤſiſchen Gouvernement den Huldigungs-Eid zu<lb/> leiſten. Auf beiderlei Anſinnen (das mindeſtens<lb/> fuͤr unſern Feſtungs-Commandanten als eine<lb/> Ehrenruͤhrigkeit haͤtte gelten koͤnnen) erfolgte<lb/> zwar eine abſchlaͤgige Antwort: allein es iſt wohl<lb/> ſehr gewiß, daß der Franzoſe, anſtatt allein zu<lb/> kommen, nur einige wenige Hunderte zur Be-<lb/> gleitung haͤtte haben duͤrfen, um in dieſem Au-<lb/> genblicke unaufgehalten zu unſern Thoren einzu-<lb/> ziehen. Dies ſcheint unglaublich und iſt doch<lb/> buchſtaͤbliche Wahrheit! Jch, der ich nicht Sol-<lb/> dat bin, und mir’s alſo eben ſo wenig heraus-<lb/> nehme, uͤber militairiſche Gegenſtaͤnde zu ent-<lb/> ſcheiden, als ich mich kluͤglich huͤten werde, hier<lb/> eine kunſtgerechte Beſchreibung der Belagerung<lb/> Colbergs zu unternehmen, kann und will nur<lb/> urtheilen, ſoweit ein geſundes Paar Augen und<lb/> mein ſchlichter Menſchenverſtand ausreicht; —<lb/> Das Uebrige mag dem Ermeſſen des geneigten<lb/> Leſers anheimgeſtellt bleiben.</p><lb/> <p>Denke ſich derſelbe dieſen Ort als ein maͤ-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [37/0053]
Kaum war nemlich Stettin uͤbergegangen,
ſo machte ſich von dorther, aus einer Entfernung
von 16 Meilen, ein franzoͤſiſcher Officier, als
Parlamentair, auf den Weg und erſchien (am
8. Nov.) bei uns in Colberg, um die Feſtung
zur Uebergabe aufzufordern. Gleichzeitig ward
der koͤnigliche Domainen-Beamte, der auf der
Altſtadt, unter den Kanonen des Platzes, wohnte,
entboten, in Stettin zu erſcheinen und dem fran-
zoͤſiſchen Gouvernement den Huldigungs-Eid zu
leiſten. Auf beiderlei Anſinnen (das mindeſtens
fuͤr unſern Feſtungs-Commandanten als eine
Ehrenruͤhrigkeit haͤtte gelten koͤnnen) erfolgte
zwar eine abſchlaͤgige Antwort: allein es iſt wohl
ſehr gewiß, daß der Franzoſe, anſtatt allein zu
kommen, nur einige wenige Hunderte zur Be-
gleitung haͤtte haben duͤrfen, um in dieſem Au-
genblicke unaufgehalten zu unſern Thoren einzu-
ziehen. Dies ſcheint unglaublich und iſt doch
buchſtaͤbliche Wahrheit! Jch, der ich nicht Sol-
dat bin, und mir’s alſo eben ſo wenig heraus-
nehme, uͤber militairiſche Gegenſtaͤnde zu ent-
ſcheiden, als ich mich kluͤglich huͤten werde, hier
eine kunſtgerechte Beſchreibung der Belagerung
Colbergs zu unternehmen, kann und will nur
urtheilen, ſoweit ein geſundes Paar Augen und
mein ſchlichter Menſchenverſtand ausreicht; —
Das Uebrige mag dem Ermeſſen des geneigten
Leſers anheimgeſtellt bleiben.
Denke ſich derſelbe dieſen Ort als ein maͤ-
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