Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.sammenschlugen, nicht so zu Sinne gewesen wäre, Als nun Magdeburg und Stettin, die bei- ſammenſchlugen, nicht ſo zu Sinne geweſen waͤre, Als nun Magdeburg und Stettin, die bei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0052" n="36"/> ſammenſchlugen, nicht ſo zu Sinne geweſen waͤre,<lb/> als muͤßt’ ich eben jetzt auch Gut und Blut und<lb/> die letzte Kraft meines Lebens fuͤr ſie aufbieten.<lb/> Nicht mit Reden und Schreiben, aber mit der<lb/> That, dachte ich, ſey hier zu helfen; — Jeder<lb/> auf ſeinem Poſten, ohne ſich erſt lange, feig und<lb/> klug, vor- und ruͤckwaͤrts umzuſehen! Alle fuͤr<lb/> Einen, und Einer fuͤr Alle — Darauf war mein<lb/> Sinn geſtellt; und es haͤtte ja keine Ehre und<lb/> Treue mehr unter meinen Landsleuten ſeyn muͤſ-<lb/> ſen, meynte ich, wenn nicht Tauſende mir gleich<lb/> gefuͤhlt haͤtten, ohne es ebenſowenig, als ich, in<lb/> lauten prahlenden Worten unter die Leute zu<lb/> bringen.</p><lb/> <p>Als nun Magdeburg und Stettin, die bei-<lb/> den Herzen des Staates, gefallen waren und die<lb/> ungeſtuͤme franzoͤſiſche Windsbraut ſich immer<lb/> naͤher und drohender gegen die Weichſel heran-<lb/> zog: da ließ ſich’s freilich wohl vorausſehen, daß<lb/> bald genug auch die Feſte Colberg an die Reihe<lb/> kommen wuͤrde, die dem Feinde zwar unbedeutend<lb/> erſcheinen mochte, aber ihm doch zu nahe in ſei-<lb/> nem Wege lag, als daß er ſie ganz haͤtte uͤber-<lb/> ſehen ſollen. Das that er auch wirklich nicht:<lb/> allein er hatte ſich dieſe letzte Zeit her bei unſern<lb/> Feſtungen eine Eroberungs-Manier angewoͤhnt,<lb/> die kein Pulver, ſondern nur glatte Worte ko-<lb/> ſtet; und damit war er fuͤrwahr auch noch fruͤher<lb/> bei der Hand, als ein Menſch es haͤtte erwarten<lb/> ſollen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [36/0052]
ſammenſchlugen, nicht ſo zu Sinne geweſen waͤre,
als muͤßt’ ich eben jetzt auch Gut und Blut und
die letzte Kraft meines Lebens fuͤr ſie aufbieten.
Nicht mit Reden und Schreiben, aber mit der
That, dachte ich, ſey hier zu helfen; — Jeder
auf ſeinem Poſten, ohne ſich erſt lange, feig und
klug, vor- und ruͤckwaͤrts umzuſehen! Alle fuͤr
Einen, und Einer fuͤr Alle — Darauf war mein
Sinn geſtellt; und es haͤtte ja keine Ehre und
Treue mehr unter meinen Landsleuten ſeyn muͤſ-
ſen, meynte ich, wenn nicht Tauſende mir gleich
gefuͤhlt haͤtten, ohne es ebenſowenig, als ich, in
lauten prahlenden Worten unter die Leute zu
bringen.
Als nun Magdeburg und Stettin, die bei-
den Herzen des Staates, gefallen waren und die
ungeſtuͤme franzoͤſiſche Windsbraut ſich immer
naͤher und drohender gegen die Weichſel heran-
zog: da ließ ſich’s freilich wohl vorausſehen, daß
bald genug auch die Feſte Colberg an die Reihe
kommen wuͤrde, die dem Feinde zwar unbedeutend
erſcheinen mochte, aber ihm doch zu nahe in ſei-
nem Wege lag, als daß er ſie ganz haͤtte uͤber-
ſehen ſollen. Das that er auch wirklich nicht:
allein er hatte ſich dieſe letzte Zeit her bei unſern
Feſtungen eine Eroberungs-Manier angewoͤhnt,
die kein Pulver, ſondern nur glatte Worte ko-
ſtet; und damit war er fuͤrwahr auch noch fruͤher
bei der Hand, als ein Menſch es haͤtte erwarten
ſollen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |