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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.

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habe. Die büßende Magdalene bat indeß, mit
erhobenen Händen, so flehentlich um Vergebung,
daß ich sowohl, wie meine Eltern, dadurch be-
wegt wurden und das Geschehene in Vergessen-
heit zu stellen versprachen. Jn der That mochte
hier Schweigen und Verzeihen auch wohl das
Beste seyn, was sich thun ließ; wenn ich gleich
die unglückliche Frucht dieses Fehltritts dadurch
gesetzlich für mein Kind erklärte.

Nun versuchte ich mich, wie man weiß, wie-
derum fünf Jahre in fremden Welttheilen, wäh-
rend welcher Zeit Frau und Kinder von meinen
Eltern ernährt wurden. Doch als ich nach Hol-
land heimgekehrt war, belehrten mich Briefe von
guten Freunden, daß die Ungetreue neuerdings
auf Abwege gerathen, die nicht ohne lebendigen,
doch bald darauf wieder verstorbenen Zeugen ge-
blieben; und nun erforderte denn allerdings mein
guter Name die Scheidung, welche auch unver-
züglich durch die Gerichte vollzogen wurde. Jch
behielt meinen Sohn; sie aber kehrte mit ihrer
Tochter nach Königsberg zurück; von wo an ich,
unter meinen nachmaligen Jrr- und Kreuzfahr-
ten, sie und ihr Schicksal gänzlich aus den Au-
gen verlor.

Erst im Jahre 1787, nachdem ich bereits
wieder in Colberg zur Ruhe gekommen, erfuhr
ich, daß die Unglückliche dort im Elend gestorben,
und ihre von aller Welt verlassene Tochter mich
flehentlich bitte, mich ihrer zu erbarmen. "Was

habe. Die buͤßende Magdalene bat indeß, mit
erhobenen Haͤnden, ſo flehentlich um Vergebung,
daß ich ſowohl, wie meine Eltern, dadurch be-
wegt wurden und das Geſchehene in Vergeſſen-
heit zu ſtellen verſprachen. Jn der That mochte
hier Schweigen und Verzeihen auch wohl das
Beſte ſeyn, was ſich thun ließ; wenn ich gleich
die ungluͤckliche Frucht dieſes Fehltritts dadurch
geſetzlich fuͤr mein Kind erklaͤrte.

Nun verſuchte ich mich, wie man weiß, wie-
derum fuͤnf Jahre in fremden Welttheilen, waͤh-
rend welcher Zeit Frau und Kinder von meinen
Eltern ernaͤhrt wurden. Doch als ich nach Hol-
land heimgekehrt war, belehrten mich Briefe von
guten Freunden, daß die Ungetreue neuerdings
auf Abwege gerathen, die nicht ohne lebendigen,
doch bald darauf wieder verſtorbenen Zeugen ge-
blieben; und nun erforderte denn allerdings mein
guter Name die Scheidung, welche auch unver-
zuͤglich durch die Gerichte vollzogen wurde. Jch
behielt meinen Sohn; ſie aber kehrte mit ihrer
Tochter nach Koͤnigsberg zuruͤck; von wo an ich,
unter meinen nachmaligen Jrr- und Kreuzfahr-
ten, ſie und ihr Schickſal gaͤnzlich aus den Au-
gen verlor.

Erſt im Jahre 1787, nachdem ich bereits
wieder in Colberg zur Ruhe gekommen, erfuhr
ich, daß die Ungluͤckliche dort im Elend geſtorben,
und ihre von aller Welt verlaſſene Tochter mich
flehentlich bitte, mich ihrer zu erbarmen. „Was

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[32/0048] habe. Die buͤßende Magdalene bat indeß, mit erhobenen Haͤnden, ſo flehentlich um Vergebung, daß ich ſowohl, wie meine Eltern, dadurch be- wegt wurden und das Geſchehene in Vergeſſen- heit zu ſtellen verſprachen. Jn der That mochte hier Schweigen und Verzeihen auch wohl das Beſte ſeyn, was ſich thun ließ; wenn ich gleich die ungluͤckliche Frucht dieſes Fehltritts dadurch geſetzlich fuͤr mein Kind erklaͤrte. Nun verſuchte ich mich, wie man weiß, wie- derum fuͤnf Jahre in fremden Welttheilen, waͤh- rend welcher Zeit Frau und Kinder von meinen Eltern ernaͤhrt wurden. Doch als ich nach Hol- land heimgekehrt war, belehrten mich Briefe von guten Freunden, daß die Ungetreue neuerdings auf Abwege gerathen, die nicht ohne lebendigen, doch bald darauf wieder verſtorbenen Zeugen ge- blieben; und nun erforderte denn allerdings mein guter Name die Scheidung, welche auch unver- zuͤglich durch die Gerichte vollzogen wurde. Jch behielt meinen Sohn; ſie aber kehrte mit ihrer Tochter nach Koͤnigsberg zuruͤck; von wo an ich, unter meinen nachmaligen Jrr- und Kreuzfahr- ten, ſie und ihr Schickſal gaͤnzlich aus den Au- gen verlor. Erſt im Jahre 1787, nachdem ich bereits wieder in Colberg zur Ruhe gekommen, erfuhr ich, daß die Ungluͤckliche dort im Elend geſtorben, und ihre von aller Welt verlaſſene Tochter mich flehentlich bitte, mich ihrer zu erbarmen. „Was

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/48>, abgerufen am 10.10.2024.