Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

Darum ließ mir's auch, als ich des nächsten
Jahres darauf nach Colberg zurückgekehrt war,
keine Ruhe, als bis ich mich hingesetzt und meinen
Plan umständlich zu Papier gebracht hatte. Jch
dachte, wer ihn läse und nur irgend zu Herzen
nähme, müßte mir auch in meinen Vorschlägen
beipflichten; und so packt' ich ihn fein mit einer
allerunterthänigsten Vorstellung zusammen, und
schickte mein Schooßkind unmittelbar an den alten
Friedrich ein, der zuletzt doch immer das Beste
bei der Sache thun mußte. Hatt' ich jedoch ge-
glaubt, da vor die rechte Schmiede zu kommen,
so war ich gleichwohl arg betrogen: denn, woran
es auch immer liegen mochte, -- meine Eingabe
blieb ohne Antwort; und so ließ sich wohl daraus
schließen, daß der König das Ding nicht mit
meinen Augen angesehen, und weiter auf ihn
nicht zu rechnen seyn werde. Also war ich auch
gescheut genug, ihm weiter keinen Molest damit
zu machen.

Nur mir selbst wollte die schöne preußische
Kolonie am Kormantin noch immer nicht aus
Sinn und Gedanken weichen! Jch putzte mir
das Luftschloß noch immer besser und vollständi-
ger im Einzelnen aus; und da ich wohl erwog,
daß der Anbau des Landes ohne Hülfe von hin-
reichenden Negersklaven nicht zu bewerkstelligen
seyn werde, so verband ich damit zugleich die
Jdee einer Niederlassung auf der Küste von Gui-
nea, wo ja schon hundert Jahre früher der große

Darum ließ mir’s auch, als ich des naͤchſten
Jahres darauf nach Colberg zuruͤckgekehrt war,
keine Ruhe, als bis ich mich hingeſetzt und meinen
Plan umſtaͤndlich zu Papier gebracht hatte. Jch
dachte, wer ihn laͤſe und nur irgend zu Herzen
naͤhme, muͤßte mir auch in meinen Vorſchlaͤgen
beipflichten; und ſo packt’ ich ihn fein mit einer
allerunterthaͤnigſten Vorſtellung zuſammen, und
ſchickte mein Schooßkind unmittelbar an den alten
Friedrich ein, der zuletzt doch immer das Beſte
bei der Sache thun mußte. Hatt’ ich jedoch ge-
glaubt, da vor die rechte Schmiede zu kommen,
ſo war ich gleichwohl arg betrogen: denn, woran
es auch immer liegen mochte, — meine Eingabe
blieb ohne Antwort; und ſo ließ ſich wohl daraus
ſchließen, daß der Koͤnig das Ding nicht mit
meinen Augen angeſehen, und weiter auf ihn
nicht zu rechnen ſeyn werde. Alſo war ich auch
geſcheut genug, ihm weiter keinen Moleſt damit
zu machen.

Nur mir ſelbſt wollte die ſchoͤne preußiſche
Kolonie am Kormantin noch immer nicht aus
Sinn und Gedanken weichen! Jch putzte mir
das Luftſchloß noch immer beſſer und vollſtaͤndi-
ger im Einzelnen aus; und da ich wohl erwog,
daß der Anbau des Landes ohne Huͤlfe von hin-
reichenden Negerſklaven nicht zu bewerkſtelligen
ſeyn werde, ſo verband ich damit zugleich die
Jdee einer Niederlaſſung auf der Kuͤſte von Gui-
nea, wo ja ſchon hundert Jahre fruͤher der große

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0037" n="21"/>
        <p>Darum ließ mir&#x2019;s auch, als ich des na&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Jahres darauf nach Colberg zuru&#x0364;ckgekehrt war,<lb/>
keine Ruhe, als bis ich mich hinge&#x017F;etzt und meinen<lb/>
Plan um&#x017F;ta&#x0364;ndlich zu Papier gebracht hatte. Jch<lb/>
dachte, wer ihn la&#x0364;&#x017F;e und nur irgend zu Herzen<lb/>
na&#x0364;hme, mu&#x0364;ßte mir auch in meinen Vor&#x017F;chla&#x0364;gen<lb/>
beipflichten; und &#x017F;o packt&#x2019; ich ihn fein mit einer<lb/>
alleruntertha&#x0364;nig&#x017F;ten Vor&#x017F;tellung zu&#x017F;ammen, und<lb/>
&#x017F;chickte mein Schooßkind unmittelbar an den alten<lb/>
Friedrich ein, der zuletzt doch immer das Be&#x017F;te<lb/>
bei der Sache thun mußte. Hatt&#x2019; ich jedoch ge-<lb/>
glaubt, da vor die rechte Schmiede zu kommen,<lb/>
&#x017F;o war ich gleichwohl arg betrogen: denn, woran<lb/>
es auch immer liegen mochte, &#x2014; meine Eingabe<lb/>
blieb ohne Antwort; und &#x017F;o ließ &#x017F;ich wohl daraus<lb/>
&#x017F;chließen, daß der Ko&#x0364;nig das Ding nicht mit<lb/><hi rendition="#g">meinen</hi> Augen ange&#x017F;ehen, und weiter auf ihn<lb/>
nicht zu rechnen &#x017F;eyn werde. Al&#x017F;o war ich auch<lb/>
ge&#x017F;cheut genug, ihm weiter keinen Mole&#x017F;t damit<lb/>
zu machen.</p><lb/>
        <p>Nur mir &#x017F;elb&#x017F;t wollte die &#x017F;cho&#x0364;ne preußi&#x017F;che<lb/>
Kolonie am Kormantin noch immer nicht aus<lb/>
Sinn und Gedanken weichen! Jch putzte mir<lb/>
das Luft&#x017F;chloß noch immer be&#x017F;&#x017F;er und voll&#x017F;ta&#x0364;ndi-<lb/>
ger im Einzelnen aus; und da ich wohl erwog,<lb/>
daß der Anbau des Landes ohne Hu&#x0364;lfe von hin-<lb/>
reichenden Neger&#x017F;klaven nicht zu bewerk&#x017F;telligen<lb/>
&#x017F;eyn werde, &#x017F;o verband ich damit zugleich die<lb/>
Jdee einer Niederla&#x017F;&#x017F;ung auf der Ku&#x0364;&#x017F;te von Gui-<lb/>
nea, wo ja &#x017F;chon hundert Jahre fru&#x0364;her der große<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0037] Darum ließ mir’s auch, als ich des naͤchſten Jahres darauf nach Colberg zuruͤckgekehrt war, keine Ruhe, als bis ich mich hingeſetzt und meinen Plan umſtaͤndlich zu Papier gebracht hatte. Jch dachte, wer ihn laͤſe und nur irgend zu Herzen naͤhme, muͤßte mir auch in meinen Vorſchlaͤgen beipflichten; und ſo packt’ ich ihn fein mit einer allerunterthaͤnigſten Vorſtellung zuſammen, und ſchickte mein Schooßkind unmittelbar an den alten Friedrich ein, der zuletzt doch immer das Beſte bei der Sache thun mußte. Hatt’ ich jedoch ge- glaubt, da vor die rechte Schmiede zu kommen, ſo war ich gleichwohl arg betrogen: denn, woran es auch immer liegen mochte, — meine Eingabe blieb ohne Antwort; und ſo ließ ſich wohl daraus ſchließen, daß der Koͤnig das Ding nicht mit meinen Augen angeſehen, und weiter auf ihn nicht zu rechnen ſeyn werde. Alſo war ich auch geſcheut genug, ihm weiter keinen Moleſt damit zu machen. Nur mir ſelbſt wollte die ſchoͤne preußiſche Kolonie am Kormantin noch immer nicht aus Sinn und Gedanken weichen! Jch putzte mir das Luftſchloß noch immer beſſer und vollſtaͤndi- ger im Einzelnen aus; und da ich wohl erwog, daß der Anbau des Landes ohne Huͤlfe von hin- reichenden Negerſklaven nicht zu bewerkſtelligen ſeyn werde, ſo verband ich damit zugleich die Jdee einer Niederlaſſung auf der Kuͤſte von Gui- nea, wo ja ſchon hundert Jahre fruͤher der große

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/37
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/37>, abgerufen am 08.10.2024.