Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.Andern zog sich sachte von mir ab. Weil ich nun Kaum ein paar Stunden darauf erfuhr ich Andern zog ſich ſachte von mir ab. Weil ich nun Kaum ein paar Stunden darauf erfuhr ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0031" n="15"/> Andern zog ſich ſachte von mir ab. Weil ich nun<lb/> ſah, daß auf einem andern Fleck Landrath und<lb/> Buͤrgermeiſter, und wer ſonſt noch vom Rathe,<lb/> beiſammenſtanden, trat ich ſie an und bat, daß<lb/> ſie’s doch moͤglich machten, den todten Koͤrper<lb/> aus dem Waſſer zu ziehen. — „Mein Gott!‟<lb/> verſetzte der Landrath, „Es will’s ja Keiner!‟ —<lb/> „Gut, ſo will <hi rendition="#g">ich</hi>’s;‟ war meine Antwort. —<lb/> „Jch allein aber ſchaffe nichts. Meine Herren,<lb/> gebe Einer von Jhnen ein gutes Beiſpiel und<lb/> helfe mir.‟ — Jch ſah Einen nach dem Andern<lb/> darauf an: aber meine Rede duͤnkte ihnen ſpoͤt-<lb/> tiſch, und ſie kehrten mir den Ruͤcken. — Nun<lb/> wurde ich warm und griff einen geiſtlichen Herrn,<lb/> den die Neugierde auch herbeigefuͤhrt hatte, am<lb/> Rockermel: „Topp, Herr! Wenn <hi rendition="#g">Keiner</hi> will<lb/> und ein fuͤhlbares Herz hat, ſo machen <hi rendition="#g">wir</hi><lb/> Beide uns getroſt an’s Werk!‟ — „Jch? ich?‟<lb/> ſtotterte er — „Mein Gott, dazu bin ich nicht<lb/> im Stande‟ — und ſomit riß er ſich von mir los<lb/> und entfernte ſich eiligſt. Mir aber lief endlich<lb/> auch die Galle uͤber. Jch ſchickte ihnen Allen ei-<lb/> nen derben Seemannsfluch nach und begab mich<lb/> in grollendem Unmuthe nach Hauſe.</p><lb/> <p>Kaum ein paar Stunden darauf erfuhr ich<lb/> durch meinen Sohn, daß endlich den beiden Bet-<lb/> telvoigten von Magiſtrats wegen befohlen worden,<lb/> den Ertrunkenen aus dem Graben zu holen. Weil<lb/> aber die Stelle, bei fortwaͤhrendem Glatteiſe,<lb/> wirklich einigermaaſſen gefaͤhrlich, und es alte,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [15/0031]
Andern zog ſich ſachte von mir ab. Weil ich nun
ſah, daß auf einem andern Fleck Landrath und
Buͤrgermeiſter, und wer ſonſt noch vom Rathe,
beiſammenſtanden, trat ich ſie an und bat, daß
ſie’s doch moͤglich machten, den todten Koͤrper
aus dem Waſſer zu ziehen. — „Mein Gott!‟
verſetzte der Landrath, „Es will’s ja Keiner!‟ —
„Gut, ſo will ich’s;‟ war meine Antwort. —
„Jch allein aber ſchaffe nichts. Meine Herren,
gebe Einer von Jhnen ein gutes Beiſpiel und
helfe mir.‟ — Jch ſah Einen nach dem Andern
darauf an: aber meine Rede duͤnkte ihnen ſpoͤt-
tiſch, und ſie kehrten mir den Ruͤcken. — Nun
wurde ich warm und griff einen geiſtlichen Herrn,
den die Neugierde auch herbeigefuͤhrt hatte, am
Rockermel: „Topp, Herr! Wenn Keiner will
und ein fuͤhlbares Herz hat, ſo machen wir
Beide uns getroſt an’s Werk!‟ — „Jch? ich?‟
ſtotterte er — „Mein Gott, dazu bin ich nicht
im Stande‟ — und ſomit riß er ſich von mir los
und entfernte ſich eiligſt. Mir aber lief endlich
auch die Galle uͤber. Jch ſchickte ihnen Allen ei-
nen derben Seemannsfluch nach und begab mich
in grollendem Unmuthe nach Hauſe.
Kaum ein paar Stunden darauf erfuhr ich
durch meinen Sohn, daß endlich den beiden Bet-
telvoigten von Magiſtrats wegen befohlen worden,
den Ertrunkenen aus dem Graben zu holen. Weil
aber die Stelle, bei fortwaͤhrendem Glatteiſe,
wirklich einigermaaſſen gefaͤhrlich, und es alte,
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