der Schriftsteller, daß ihm der Proceß gemacht werde; und man werde bei Sr. Majestät, des Königs, höchster Person darauf antragen, den- selben exemplarisch bestrafen zu lassen." -- Und nun zu dem ganzen Zirkel: "Meine Herren! Jch werde lesen: Sie werden hören!" Jetzt las er mir das Geschichtchen von der Nachtmütze im Rathskeller, und verlangte darüber eine weitere Erklärung. "Die wird am leichtesten zu geben seyn," -- versetzte ich, -- "wenn, wie ich glau- be, der Herr Hauptmann *** hier in der Ver- sammlung gleichfalls zugegen ist." -- Zu gleicher Zeit schaute ich ein wenig umher und erblickte ein Stückchen von ihm hinter und zwischen einer Gruppe von Cameraden, die mich jedoch nicht verhinderten, mich durch sie hinzudrängen und meinen Mann, gern oder ungern, hervor an das Tageslicht zu ziehen. Nun kam es denn zu ei- nem Katechismus-Examen, wo es auch von ihm hieß: "Und er bekannte und läugnete nicht" -- daß sich Alles so verhalte, als dort im Buche stände: denn ich führte ihm die drei unverwerf- lichen Zeugen zu Gemüthe, welche damals neben uns gestanden.
"Allein" -- nahm nun der Commandant auf's neue das Wort -- "Wie steht es um dies zweite Geschichtchen, das ich Jhnen vorzulesen habe -- von einer schlaftrunkenen Wegelagerung u. s. w., wobei der Obrist *** in ein so nach- theiliges Licht gestellt ist?" -- Er las, und mei-
der Schriftſteller, daß ihm der Proceß gemacht werde; und man werde bei Sr. Majeſtaͤt, des Koͤnigs, hoͤchſter Perſon darauf antragen, den- ſelben exemplariſch beſtrafen zu laſſen.‟ — Und nun zu dem ganzen Zirkel: „Meine Herren! Jch werde leſen: Sie werden hoͤren!‟ Jetzt las er mir das Geſchichtchen von der Nachtmuͤtze im Rathskeller, und verlangte daruͤber eine weitere Erklaͤrung. „Die wird am leichteſten zu geben ſeyn,‟ — verſetzte ich, — „wenn, wie ich glau- be, der Herr Hauptmann *** hier in der Ver- ſammlung gleichfalls zugegen iſt.‟ — Zu gleicher Zeit ſchaute ich ein wenig umher und erblickte ein Stuͤckchen von ihm hinter und zwiſchen einer Gruppe von Cameraden, die mich jedoch nicht verhinderten, mich durch ſie hinzudraͤngen und meinen Mann, gern oder ungern, hervor an das Tageslicht zu ziehen. Nun kam es denn zu ei- nem Katechismus-Examen, wo es auch von ihm hieß: „Und er bekannte und laͤugnete nicht‟ — daß ſich Alles ſo verhalte, als dort im Buche ſtaͤnde: denn ich fuͤhrte ihm die drei unverwerf- lichen Zeugen zu Gemuͤthe, welche damals neben uns geſtanden.
„Allein‟ — nahm nun der Commandant auf’s neue das Wort — „Wie ſteht es um dies zweite Geſchichtchen, das ich Jhnen vorzuleſen habe — von einer ſchlaftrunkenen Wegelagerung u. ſ. w., wobei der Obriſt *** in ein ſo nach- theiliges Licht geſtellt iſt?‟ — Er las, und mei-
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der Schriftſteller, daß ihm der Proceß gemacht
werde; und man werde bei Sr. Majeſtaͤt, des
Koͤnigs, hoͤchſter Perſon darauf antragen, den-
ſelben exemplariſch beſtrafen zu laſſen.‟ — Und
nun zu dem ganzen Zirkel: „Meine Herren! Jch
werde leſen: Sie werden hoͤren!‟ Jetzt las er
mir das Geſchichtchen von der Nachtmuͤtze im
Rathskeller, und verlangte daruͤber eine weitere
Erklaͤrung. „Die wird am leichteſten zu geben
ſeyn,‟ — verſetzte ich, — „wenn, wie ich glau-
be, der Herr Hauptmann *** hier in der Ver-
ſammlung gleichfalls zugegen iſt.‟ — Zu gleicher
Zeit ſchaute ich ein wenig umher und erblickte ein
Stuͤckchen von ihm hinter und zwiſchen einer
Gruppe von Cameraden, die mich jedoch nicht
verhinderten, mich durch ſie hinzudraͤngen und
meinen Mann, gern oder ungern, hervor an das
Tageslicht zu ziehen. Nun kam es denn zu ei-
nem Katechismus-Examen, wo es auch von ihm
hieß: „Und er bekannte und laͤugnete nicht‟ —
daß ſich Alles ſo verhalte, als dort im Buche
ſtaͤnde: denn ich fuͤhrte ihm die drei unverwerf-
lichen Zeugen zu Gemuͤthe, welche damals neben
uns geſtanden.
„Allein‟ — nahm nun der Commandant
auf’s neue das Wort — „Wie ſteht es um dies
zweite Geſchichtchen, das ich Jhnen vorzuleſen
habe — von einer ſchlaftrunkenen Wegelagerung
u. ſ. w., wobei der Obriſt *** in ein ſo nach-
theiliges Licht geſtellt iſt?‟ — Er las, und mei-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/200>, abgerufen am 16.02.2025.
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