gen bot. Drei Schritte hinter ihm zeigte sich mir der Hauptmann *** in gleicher Positur, der jedoch aufstand und mir seinen guten Morgen bis dicht an's Pferd entgegenbrachte. Mich noch we- niger haltend, als vorhin, tobte ich: "Den T ... und seinen Dank für euern guten Morgen! Jst das recht? Jst das erhört, daß ihr hier auf der Bärenhaut liegt? Ob eure besseren Cameraden indeß in's Gras beissen, das kümmert euch nicht! -- Da! da seht!"
Jn dem Augenblick nemlich kamen einige Schillsche Leute vom Felde daherwärts, die zwei Erschossene auf einer Art von Tragbahre aus dem Gefechte trugen und mehrere Verwundete leiteten. Jch schloß mich nun an diese wackern Leute an und erfuhr von ihnen noch bestimmter, daß die ganze Zeit her von einem solchen Unter- stützungs-Trupp bei ihnen im Felde weder etwas zu sehen noch zu hören gewesen. Dem gemäß fiel nun auch mein Rapport an den Comman- danten aus, der mit Achselzucken versetzte: "Nun, nun -- Jch werde den Herren die Epistel lesen!"
Jch, meines Orts, hatte kein Gelübde ge- than, aus den mancherlei Erlebnissen dieser Art vor meinen täglichen Bekannten ein Geheimniß zu machen, und so hatten denn, durch mehr als Einen Mund, jene Anekdoten auch ihren Weg in des Hrn. v. Cölln damals vielgelesene "Feuer- brände" und einige andre politische Tagesschriften
gen bot. Drei Schritte hinter ihm zeigte ſich mir der Hauptmann *** in gleicher Poſitur, der jedoch aufſtand und mir ſeinen guten Morgen bis dicht an’s Pferd entgegenbrachte. Mich noch we- niger haltend, als vorhin, tobte ich: „Den T … und ſeinen Dank fuͤr euern guten Morgen! Jſt das recht? Jſt das erhoͤrt, daß ihr hier auf der Baͤrenhaut liegt? Ob eure beſſeren Cameraden indeß in’s Gras beiſſen, das kuͤmmert euch nicht! — Da! da ſeht!‟
Jn dem Augenblick nemlich kamen einige Schillſche Leute vom Felde daherwaͤrts, die zwei Erſchoſſene auf einer Art von Tragbahre aus dem Gefechte trugen und mehrere Verwundete leiteten. Jch ſchloß mich nun an dieſe wackern Leute an und erfuhr von ihnen noch beſtimmter, daß die ganze Zeit her von einem ſolchen Unter- ſtuͤtzungs-Trupp bei ihnen im Felde weder etwas zu ſehen noch zu hoͤren geweſen. Dem gemaͤß fiel nun auch mein Rapport an den Comman- danten aus, der mit Achſelzucken verſetzte: „Nun, nun — Jch werde den Herren die Epiſtel leſen!‟
Jch, meines Orts, hatte kein Geluͤbde ge- than, aus den mancherlei Erlebniſſen dieſer Art vor meinen taͤglichen Bekannten ein Geheimniß zu machen, und ſo hatten denn, durch mehr als Einen Mund, jene Anekdoten auch ihren Weg in des Hrn. v. Coͤlln damals vielgeleſene „Feuer- braͤnde‟ und einige andre politiſche Tagesſchriften
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gen bot. Drei Schritte hinter ihm zeigte ſich
mir der Hauptmann *** in gleicher Poſitur, der
jedoch aufſtand und mir ſeinen guten Morgen bis
dicht an’s Pferd entgegenbrachte. Mich noch we-
niger haltend, als vorhin, tobte ich: „Den T …
und ſeinen Dank fuͤr euern guten Morgen! Jſt
das recht? Jſt das erhoͤrt, daß ihr hier auf der
Baͤrenhaut liegt? Ob eure beſſeren Cameraden
indeß in’s Gras beiſſen, das kuͤmmert euch nicht!
— Da! da ſeht!‟
Jn dem Augenblick nemlich kamen einige
Schillſche Leute vom Felde daherwaͤrts, die zwei
Erſchoſſene auf einer Art von Tragbahre aus
dem Gefechte trugen und mehrere Verwundete
leiteten. Jch ſchloß mich nun an dieſe wackern
Leute an und erfuhr von ihnen noch beſtimmter,
daß die ganze Zeit her von einem ſolchen Unter-
ſtuͤtzungs-Trupp bei ihnen im Felde weder etwas
zu ſehen noch zu hoͤren geweſen. Dem gemaͤß
fiel nun auch mein Rapport an den Comman-
danten aus, der mit Achſelzucken verſetzte:
„Nun, nun — Jch werde den Herren die Epiſtel
leſen!‟
Jch, meines Orts, hatte kein Geluͤbde ge-
than, aus den mancherlei Erlebniſſen dieſer Art
vor meinen taͤglichen Bekannten ein Geheimniß
zu machen, und ſo hatten denn, durch mehr als
Einen Mund, jene Anekdoten auch ihren Weg
in des Hrn. v. Coͤlln damals vielgeleſene „Feuer-
braͤnde‟ und einige andre politiſche Tagesſchriften
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/198>, abgerufen am 16.02.2025.
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