Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.aber kaum Einer oder der Andre schien auf mein Alles dies achtete ich jedoch weniger, als das Aber weniger meinen Schrei, als mich selbst aber kaum Einer oder der Andre ſchien auf mein Alles dies achtete ich jedoch weniger, als das Aber weniger meinen Schrei, als mich ſelbſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0169" n="153"/> aber kaum Einer oder der Andre ſchien auf mein<lb/> flehentliches Ermahnen zu achten. Ein vierſchroͤ-<lb/> tiger Kerl, den ich nicht kannte, und dem ich<lb/> auf dieſe Weiſe einen gefuͤllten Loͤſcheimer auf-<lb/> drang, nahm ihn und ſchlug ihn mir, ſammt<lb/> ſeinem nicht gar ſaubern Jnhalt, geradezu um<lb/> die Ohren; ſo daß ich faſt die Beſinnung verlor<lb/> und, verbunden mit dem uͤbrigen Schmutz und<lb/> Ruß, womit ich bedeckt war, wohl eine ſehr jaͤm-<lb/> merliche Figur machen mochte.</p><lb/> <p>Alles dies achtete ich jedoch weniger, als das<lb/> Ungluͤck, das dem Rathhaufe bevorſtand; und da<lb/> ich wohl einſah, daß unter den gegenwaͤrtigen<lb/> Umſtaͤnden eine wirkſame Huͤlfe allein vom Mi-<lb/> litair ausgehen koͤnne: ſo haſtete ich mich, das<lb/> naͤchſte Wachhaus auf dem Walle zu erreichen<lb/> und den dort commandirenden Officier um ſchleu-<lb/> nigen Beiſtand zu bitten. Wild ſtuͤrme ich in<lb/> das halbdunkle Wachzimmer hinein. Jch ſehe auf<lb/> der hoͤlzernen Pritſche ſich eine Geſtalt regen, die<lb/> ich zwar nicht erkenne, aber ſie fuͤr den Mann<lb/> haltend, den ich ſuche, von ihrem Lager auf-<lb/> ſchreie, indem ich rufe: „Beſter Mann, zu Huͤlfe!<lb/> Das Rathhaus ſteht in Flammen!‟</p><lb/> <p>Aber weniger meinen Schrei, als mich ſelbſt<lb/> und mein Jammerbild beachtend, erhebt ſich der<lb/> Officier mir gegenuͤber; ſchlaͤgt die Haͤnde zuſam-<lb/> men und ſpricht: „Ach, du armer Nettelbeck!‟<lb/> — Jetzt erſt an der Stimme erkenne ich ihn —<lb/> Es iſt Gneiſenau! Er hoͤrt; er erfaͤhrt; er giebt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [153/0169]
aber kaum Einer oder der Andre ſchien auf mein
flehentliches Ermahnen zu achten. Ein vierſchroͤ-
tiger Kerl, den ich nicht kannte, und dem ich
auf dieſe Weiſe einen gefuͤllten Loͤſcheimer auf-
drang, nahm ihn und ſchlug ihn mir, ſammt
ſeinem nicht gar ſaubern Jnhalt, geradezu um
die Ohren; ſo daß ich faſt die Beſinnung verlor
und, verbunden mit dem uͤbrigen Schmutz und
Ruß, womit ich bedeckt war, wohl eine ſehr jaͤm-
merliche Figur machen mochte.
Alles dies achtete ich jedoch weniger, als das
Ungluͤck, das dem Rathhaufe bevorſtand; und da
ich wohl einſah, daß unter den gegenwaͤrtigen
Umſtaͤnden eine wirkſame Huͤlfe allein vom Mi-
litair ausgehen koͤnne: ſo haſtete ich mich, das
naͤchſte Wachhaus auf dem Walle zu erreichen
und den dort commandirenden Officier um ſchleu-
nigen Beiſtand zu bitten. Wild ſtuͤrme ich in
das halbdunkle Wachzimmer hinein. Jch ſehe auf
der hoͤlzernen Pritſche ſich eine Geſtalt regen, die
ich zwar nicht erkenne, aber ſie fuͤr den Mann
haltend, den ich ſuche, von ihrem Lager auf-
ſchreie, indem ich rufe: „Beſter Mann, zu Huͤlfe!
Das Rathhaus ſteht in Flammen!‟
Aber weniger meinen Schrei, als mich ſelbſt
und mein Jammerbild beachtend, erhebt ſich der
Officier mir gegenuͤber; ſchlaͤgt die Haͤnde zuſam-
men und ſpricht: „Ach, du armer Nettelbeck!‟
— Jetzt erſt an der Stimme erkenne ich ihn —
Es iſt Gneiſenau! Er hoͤrt; er erfaͤhrt; er giebt
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