mir einen Adjutanten sammt einem Tambour mit; die Lärmtrommel wird gerührt; Soldaten erschei- nen; Patrouillen durchziehen die Straßen; kräf- tigere Löschanstalten kommen in Bewegung, die zwar den Brand nicht mehr zu unterdrücken ver- mögen, aber ihm doch dergestalt ein Ziel setzen, daß wenigstens doch zwei Seiten des, ein großes Viereck bildenden Gebäudes erhalten werden; während der schon ergriffene Theil desselben noch bis zum Abend des folgenden Tages in sich selbst niederbrennt und fortglimmt. Zu gleicher Zeit war, in der allgemeinen Verwirrung, auch eine Anzahl Baugefangener aus dem Stockhause los- gebrochen und begann, hie und da in den Häu- sern zu plündern; wie denn auch das meinige von diesem Schicksal getroffen wurde: bis der thätige Eifer des Militairs die versprengte Rotte wieder einfieng und für die allgemeine Sicherheit unschädlich machte.
So besonnen, wo es Handeln galt; so all- gegenwärtig gleichsam, wo eine Gefahr nahte, und so beharrlich, wo nur die unabgespannte Kraft zum Ziele führen konnte, wie der Com- mandant in dieser furchtbaren Nacht sich zeigte, hatt' er immer und überall, seit dem ersten Au- genblick seines Auftretens, sich erwiesen. Seit Wochen schon war er so wenig in ein Bett, als aus den Kleidern gekommen. Nur einzelne Stun- den, die er ungern der Thätigkeit auf den Wäl- len, |unter dem heftigsten Kugelregen, abbrach,
mir einen Adjutanten ſammt einem Tambour mit; die Laͤrmtrommel wird geruͤhrt; Soldaten erſchei- nen; Patrouillen durchziehen die Straßen; kraͤf- tigere Loͤſchanſtalten kommen in Bewegung, die zwar den Brand nicht mehr zu unterdruͤcken ver- moͤgen, aber ihm doch dergeſtalt ein Ziel ſetzen, daß wenigſtens doch zwei Seiten des, ein großes Viereck bildenden Gebaͤudes erhalten werden; waͤhrend der ſchon ergriffene Theil deſſelben noch bis zum Abend des folgenden Tages in ſich ſelbſt niederbrennt und fortglimmt. Zu gleicher Zeit war, in der allgemeinen Verwirrung, auch eine Anzahl Baugefangener aus dem Stockhauſe los- gebrochen und begann, hie und da in den Haͤu- ſern zu pluͤndern; wie denn auch das meinige von dieſem Schickſal getroffen wurde: bis der thaͤtige Eifer des Militairs die verſprengte Rotte wieder einfieng und fuͤr die allgemeine Sicherheit unſchaͤdlich machte.
So beſonnen, wo es Handeln galt; ſo all- gegenwaͤrtig gleichſam, wo eine Gefahr nahte, und ſo beharrlich, wo nur die unabgeſpannte Kraft zum Ziele fuͤhren konnte, wie der Com- mandant in dieſer furchtbaren Nacht ſich zeigte, hatt’ er immer und uͤberall, ſeit dem erſten Au- genblick ſeines Auftretens, ſich erwieſen. Seit Wochen ſchon war er ſo wenig in ein Bett, als aus den Kleidern gekommen. Nur einzelne Stun- den, die er ungern der Thaͤtigkeit auf den Waͤl- len, |unter dem heftigſten Kugelregen, abbrach,
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mir einen Adjutanten ſammt einem Tambour mit;
die Laͤrmtrommel wird geruͤhrt; Soldaten erſchei-
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tigere Loͤſchanſtalten kommen in Bewegung, die
zwar den Brand nicht mehr zu unterdruͤcken ver-
moͤgen, aber ihm doch dergeſtalt ein Ziel ſetzen,
daß wenigſtens doch zwei Seiten des, ein großes
Viereck bildenden Gebaͤudes erhalten werden;
waͤhrend der ſchon ergriffene Theil deſſelben noch
bis zum Abend des folgenden Tages in ſich ſelbſt
niederbrennt und fortglimmt. Zu gleicher Zeit
war, in der allgemeinen Verwirrung, auch eine
Anzahl Baugefangener aus dem Stockhauſe los-
gebrochen und begann, hie und da in den Haͤu-
ſern zu pluͤndern; wie denn auch das meinige
von dieſem Schickſal getroffen wurde: bis der
thaͤtige Eifer des Militairs die verſprengte Rotte
wieder einfieng und fuͤr die allgemeine Sicherheit
unſchaͤdlich machte.
So beſonnen, wo es Handeln galt; ſo all-
gegenwaͤrtig gleichſam, wo eine Gefahr nahte,
und ſo beharrlich, wo nur die unabgeſpannte
Kraft zum Ziele fuͤhren konnte, wie der Com-
mandant in dieſer furchtbaren Nacht ſich zeigte,
hatt’ er immer und uͤberall, ſeit dem erſten Au-
genblick ſeines Auftretens, ſich erwieſen. Seit
Wochen ſchon war er ſo wenig in ein Bett, als
aus den Kleidern gekommen. Nur einzelne Stun-
den, die er ungern der Thaͤtigkeit auf den Waͤl-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/170>, abgerufen am 16.02.2025.
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