Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

rief meinen Namen, und wir verloren kei-
nen Augenblick, unsre Fahrzeuge an einan-
der zu befestigen, damit wir die tausend
Fragen und Antworten, die uns beiderseits
auf der Zunge schwebten, gegen einander
austauschen könnten, indem er zu mir über-
sprang und mir vollkommne Befriedigung
meiner Neugier gelobte.

Daß er sich mit dem Schiffe glücklich
nach Rotterdam hingefunden hatte, war mir,
wie der geneigte Leser weiß, bereits im
Merz durch die französische Fregatte zu Oh-
ren gekommen. Allein wie er dies bei sei-
nen eingeschränkten Kenntnissen vom See-
wesen, und ohne einen festen Punkt von
Länge und Breite mit sich zu nehmen, habe
möglich machen können, wollte mir eben so
wenig, als daß sein Verschwinden ein blo-
ßes Werk des Zufalls gewesen seyn sollte,
einleuchten. Jndeß behauptete er doch, er
habe, als es Tag geworden, uns in der
Christina weder gesehen, noch wieder auf-
finden können, und sey also genöthigt gewe-
sen, seinen Kurs nach Gutdünken, gegen den
englischen Kanal zu, einzurichten. Jn dieser
beibehaltenen Richtung sey er einige Tage
später auf ein englisches Schiff gestoßen,
bei welchem er sich wegen der Lage von
Ouessant und der Entfernung dieses Punk-
tes befragt, aber von der Antwort wenig

rief meinen Namen, und wir verloren kei-
nen Augenblick, unſre Fahrzeuge an einan-
der zu befeſtigen, damit wir die tauſend
Fragen und Antworten, die uns beiderſeits
auf der Zunge ſchwebten, gegen einander
austauſchen koͤnnten, indem er zu mir uͤber-
ſprang und mir vollkommne Befriedigung
meiner Neugier gelobte.

Daß er ſich mit dem Schiffe gluͤcklich
nach Rotterdam hingefunden hatte, war mir,
wie der geneigte Leſer weiß, bereits im
Merz durch die franzoͤſiſche Fregatte zu Oh-
ren gekommen. Allein wie er dies bei ſei-
nen eingeſchraͤnkten Kenntniſſen vom See-
weſen, und ohne einen feſten Punkt von
Laͤnge und Breite mit ſich zu nehmen, habe
moͤglich machen koͤnnen, wollte mir eben ſo
wenig, als daß ſein Verſchwinden ein blo-
ßes Werk des Zufalls geweſen ſeyn ſollte,
einleuchten. Jndeß behauptete er doch, er
habe, als es Tag geworden, uns in der
Chriſtina weder geſehen, noch wieder auf-
finden koͤnnen, und ſey alſo genoͤthigt gewe-
ſen, ſeinen Kurs nach Gutduͤnken, gegen den
engliſchen Kanal zu, einzurichten. Jn dieſer
beibehaltenen Richtung ſey er einige Tage
ſpaͤter auf ein engliſches Schiff geſtoßen,
bei welchem er ſich wegen der Lage von
Oueſſant und der Entfernung dieſes Punk-
tes befragt, aber von der Antwort wenig

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0081" n="77"/>
rief meinen Namen, und wir verloren kei-<lb/>
nen Augenblick, un&#x017F;re Fahrzeuge an einan-<lb/>
der zu befe&#x017F;tigen, damit wir die tau&#x017F;end<lb/>
Fragen und Antworten, die uns beider&#x017F;eits<lb/>
auf der Zunge &#x017F;chwebten, gegen einander<lb/>
austau&#x017F;chen ko&#x0364;nnten, indem er zu mir u&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;prang und mir vollkommne Befriedigung<lb/>
meiner Neugier gelobte.</p><lb/>
        <p>Daß er &#x017F;ich mit dem Schiffe glu&#x0364;cklich<lb/>
nach Rotterdam hingefunden hatte, war mir,<lb/>
wie der geneigte Le&#x017F;er weiß, bereits im<lb/>
Merz durch die franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Fregatte zu Oh-<lb/>
ren gekommen. Allein wie er dies bei &#x017F;ei-<lb/>
nen einge&#x017F;chra&#x0364;nkten Kenntni&#x017F;&#x017F;en vom See-<lb/>
we&#x017F;en, und ohne einen fe&#x017F;ten Punkt von<lb/>
La&#x0364;nge und Breite mit &#x017F;ich zu nehmen, habe<lb/>
mo&#x0364;glich machen ko&#x0364;nnen, wollte mir eben &#x017F;o<lb/>
wenig, als daß &#x017F;ein Ver&#x017F;chwinden ein blo-<lb/>
ßes Werk des Zufalls gewe&#x017F;en &#x017F;eyn &#x017F;ollte,<lb/>
einleuchten. Jndeß behauptete er doch, er<lb/>
habe, als es Tag geworden, uns in der<lb/>
Chri&#x017F;tina weder ge&#x017F;ehen, noch wieder auf-<lb/>
finden ko&#x0364;nnen, und &#x017F;ey al&#x017F;o geno&#x0364;thigt gewe-<lb/>
&#x017F;en, &#x017F;einen Kurs nach Gutdu&#x0364;nken, gegen den<lb/>
engli&#x017F;chen Kanal zu, einzurichten. Jn die&#x017F;er<lb/>
beibehaltenen Richtung &#x017F;ey er einige Tage<lb/>
&#x017F;pa&#x0364;ter auf ein engli&#x017F;ches Schiff ge&#x017F;toßen,<lb/>
bei welchem er &#x017F;ich wegen der Lage von<lb/>
Oue&#x017F;&#x017F;ant und der Entfernung die&#x017F;es Punk-<lb/>
tes befragt, aber von der Antwort wenig<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0081] rief meinen Namen, und wir verloren kei- nen Augenblick, unſre Fahrzeuge an einan- der zu befeſtigen, damit wir die tauſend Fragen und Antworten, die uns beiderſeits auf der Zunge ſchwebten, gegen einander austauſchen koͤnnten, indem er zu mir uͤber- ſprang und mir vollkommne Befriedigung meiner Neugier gelobte. Daß er ſich mit dem Schiffe gluͤcklich nach Rotterdam hingefunden hatte, war mir, wie der geneigte Leſer weiß, bereits im Merz durch die franzoͤſiſche Fregatte zu Oh- ren gekommen. Allein wie er dies bei ſei- nen eingeſchraͤnkten Kenntniſſen vom See- weſen, und ohne einen feſten Punkt von Laͤnge und Breite mit ſich zu nehmen, habe moͤglich machen koͤnnen, wollte mir eben ſo wenig, als daß ſein Verſchwinden ein blo- ßes Werk des Zufalls geweſen ſeyn ſollte, einleuchten. Jndeß behauptete er doch, er habe, als es Tag geworden, uns in der Chriſtina weder geſehen, noch wieder auf- finden koͤnnen, und ſey alſo genoͤthigt gewe- ſen, ſeinen Kurs nach Gutduͤnken, gegen den engliſchen Kanal zu, einzurichten. Jn dieſer beibehaltenen Richtung ſey er einige Tage ſpaͤter auf ein engliſches Schiff geſtoßen, bei welchem er ſich wegen der Lage von Oueſſant und der Entfernung dieſes Punk- tes befragt, aber von der Antwort wenig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/81
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/81>, abgerufen am 02.05.2024.