Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.mich, fragte mich über meine Umstände aus "So kam ich" fuhr er fort -- "nach Colberg mich, fragte mich uͤber meine Umſtaͤnde aus „So kam ich‟ fuhr er fort — „nach Colberg <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0077" n="73"/><hi rendition="#g">mich,</hi> fragte mich uͤber meine Umſtaͤnde aus<lb/> und erbot ſich auf der Stelle edelmuͤthig,<lb/> mich, wenn ich wolle, mit nach Colberg zu<lb/> nehmen und fuͤr mein weiteres Unterkommen<lb/> zu ſorgen. Er habe auch zwei Soͤhne in<lb/> der See; und Gott wiſſe, wo und wie auch<lb/><hi rendition="#g">ſie</hi> die Huͤlfe mitleidiger Seelen beduͤrfen<lb/> koͤnnten. Vor der Hand koͤnne er zwar nur<lb/> mich allein mitnehmen: allein auch fuͤr die Ruͤck-<lb/> bleibenden ſolle baldigſt Rath geſchafft werden.</p><lb/> <p>„So kam ich‟ fuhr er fort — „nach Colberg<lb/> in Euer vaͤterliches Haus, wo ich an Eures<lb/> Vaters, Mutter und Schweſter Seite ge-<lb/> geſſen und getrunken, all meine Nothdurft<lb/> empfangen und tauſendfache Liebe und Guͤte<lb/> genoſſen habe. Eure Schweſter verſorgte<lb/> mich mit Waͤſche; meine kleinſten Wuͤnſche<lb/> wurden erfuͤllt; und ſo erhielt ich von ſo<lb/> liebreichen Haͤnden meine volle Verpflegung<lb/> bis uͤber Oſtern hinaus, wo ſich endlich eine<lb/> Schiffsgelegenheit fand, wieder nach der<lb/> Heimath zuruͤckzukehren. Aber auch da noch<lb/> ſteckte mir Euer Vater einen hollaͤndiſchen<lb/> Dukaten zum Reiſegelde in die Hand, und<lb/> hinter ſeinem Ruͤcken that Eure Mutter mit<lb/> zwei preuſſiſchen harten Thalern das nemliche.<lb/> Oft genug erzaͤhlten mir Beide von ihrem<lb/> wackern Sohne in Koͤnigsberg; und ich hin-<lb/> wiederum vertraute ihnen, wie ich, obwohl<lb/> ich es vorgegeben, doch kein Hollaͤnder, ſon-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [73/0077]
mich, fragte mich uͤber meine Umſtaͤnde aus
und erbot ſich auf der Stelle edelmuͤthig,
mich, wenn ich wolle, mit nach Colberg zu
nehmen und fuͤr mein weiteres Unterkommen
zu ſorgen. Er habe auch zwei Soͤhne in
der See; und Gott wiſſe, wo und wie auch
ſie die Huͤlfe mitleidiger Seelen beduͤrfen
koͤnnten. Vor der Hand koͤnne er zwar nur
mich allein mitnehmen: allein auch fuͤr die Ruͤck-
bleibenden ſolle baldigſt Rath geſchafft werden.
„So kam ich‟ fuhr er fort — „nach Colberg
in Euer vaͤterliches Haus, wo ich an Eures
Vaters, Mutter und Schweſter Seite ge-
geſſen und getrunken, all meine Nothdurft
empfangen und tauſendfache Liebe und Guͤte
genoſſen habe. Eure Schweſter verſorgte
mich mit Waͤſche; meine kleinſten Wuͤnſche
wurden erfuͤllt; und ſo erhielt ich von ſo
liebreichen Haͤnden meine volle Verpflegung
bis uͤber Oſtern hinaus, wo ſich endlich eine
Schiffsgelegenheit fand, wieder nach der
Heimath zuruͤckzukehren. Aber auch da noch
ſteckte mir Euer Vater einen hollaͤndiſchen
Dukaten zum Reiſegelde in die Hand, und
hinter ſeinem Ruͤcken that Eure Mutter mit
zwei preuſſiſchen harten Thalern das nemliche.
Oft genug erzaͤhlten mir Beide von ihrem
wackern Sohne in Koͤnigsberg; und ich hin-
wiederum vertraute ihnen, wie ich, obwohl
ich es vorgegeben, doch kein Hollaͤnder, ſon-
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