bei mir auch sicher seyn würden. Nun wollte es der Zufall, daß ich einen etwas närrischen Matrosen im Boote hatte, der sich den Spaß machte, Einen von unsern Gästen um den Leib zu fassen und ihn auf die schwarzen Lenden zu klatschen. Allein dies Uebermaaß von guter Laune brachte einen so plötzlichen und heftigen Schreck über sie Alle, daß sie sich kopfüber in ihr Kanot stürzten und ei- ligst davon machten, ohne ihres Elephanten- Zahns zu gedenken, den sie in unsern Hän- den zurückliessen. Jn einiger Entfernung hielten sie indeß an, huben die Hände in die Höhe und baten um Auslieferung ihres Ei- genthums.
All mein Winken und gütliches Zureden zur Umkehr war vergeblich. Je ernstlicher mein Unwille über das so muthwillig gestörte gute Vernehmen war, desto weniger bedachte ich mich, nach einem tüchtigen Endchen Tau zu greifen und den Friedensstörer im Ange- sichte Jener nachdrücklich abzustrafen. Diese Gerechtigkeitspflege gab ihnen wenigstens den Muth, sich, obwohl mit Zittern und Zagen, soweit zu nähern, daß wir ihnen ihren Zahn in's Kanot werfen konnten. Da sie es aber immer noch weigerten, sich uns näher anzu- vertrauen, so liessen wir sie endlich in Frie- den ihres Weges nach dem Lande ziehen.
bei mir auch ſicher ſeyn wuͤrden. Nun wollte es der Zufall, daß ich einen etwas naͤrriſchen Matroſen im Boote hatte, der ſich den Spaß machte, Einen von unſern Gaͤſten um den Leib zu faſſen und ihn auf die ſchwarzen Lenden zu klatſchen. Allein dies Uebermaaß von guter Laune brachte einen ſo ploͤtzlichen und heftigen Schreck uͤber ſie Alle, daß ſie ſich kopfuͤber in ihr Kanot ſtuͤrzten und ei- ligſt davon machten, ohne ihres Elephanten- Zahns zu gedenken, den ſie in unſern Haͤn- den zuruͤcklieſſen. Jn einiger Entfernung hielten ſie indeß an, huben die Haͤnde in die Hoͤhe und baten um Auslieferung ihres Ei- genthums.
All mein Winken und guͤtliches Zureden zur Umkehr war vergeblich. Je ernſtlicher mein Unwille uͤber das ſo muthwillig geſtoͤrte gute Vernehmen war, deſto weniger bedachte ich mich, nach einem tuͤchtigen Endchen Tau zu greifen und den Friedensſtoͤrer im Ange- ſichte Jener nachdruͤcklich abzuſtrafen. Dieſe Gerechtigkeitspflege gab ihnen wenigſtens den Muth, ſich, obwohl mit Zittern und Zagen, ſoweit zu naͤhern, daß wir ihnen ihren Zahn in’s Kanot werfen konnten. Da ſie es aber immer noch weigerten, ſich uns naͤher anzu- vertrauen, ſo lieſſen wir ſie endlich in Frie- den ihres Weges nach dem Lande ziehen.
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bei mir auch ſicher ſeyn wuͤrden. Nun wollte
es der Zufall, daß ich einen etwas naͤrriſchen
Matroſen im Boote hatte, der ſich den Spaß
machte, Einen von unſern Gaͤſten um den
Leib zu faſſen und ihn auf die ſchwarzen
Lenden zu klatſchen. Allein dies Uebermaaß
von guter Laune brachte einen ſo ploͤtzlichen
und heftigen Schreck uͤber ſie Alle, daß ſie
ſich kopfuͤber in ihr Kanot ſtuͤrzten und ei-
ligſt davon machten, ohne ihres Elephanten-
Zahns zu gedenken, den ſie in unſern Haͤn-
den zuruͤcklieſſen. Jn einiger Entfernung
hielten ſie indeß an, huben die Haͤnde in die
Hoͤhe und baten um Auslieferung ihres Ei-
genthums.
All mein Winken und guͤtliches Zureden
zur Umkehr war vergeblich. Je ernſtlicher
mein Unwille uͤber das ſo muthwillig geſtoͤrte
gute Vernehmen war, deſto weniger bedachte
ich mich, nach einem tuͤchtigen Endchen Tau
zu greifen und den Friedensſtoͤrer im Ange-
ſichte Jener nachdruͤcklich abzuſtrafen. Dieſe
Gerechtigkeitspflege gab ihnen wenigſtens den
Muth, ſich, obwohl mit Zittern und Zagen,
ſoweit zu naͤhern, daß wir ihnen ihren Zahn
in’s Kanot werfen konnten. Da ſie es aber
immer noch weigerten, ſich uns naͤher anzu-
vertrauen, ſo lieſſen wir ſie endlich in Frie-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/47>, abgerufen am 25.07.2024.
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