Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

stellungen wirkten; und sie versprachen, auch
ferner ihr Bestes zu thun.

Des nemlichen Nachmittags kam mir
ein kleines Fischerfahrzeug von Enkhuizen
zur Seite. Drinnen saß ein alter Mann,
nebst seinem Jungen, und rief mir zu: "Wie
steht's, Kapitain? Wollt Jhr auch Hülfe
haben?" -- Jch gab wenig auf sein Erbie-
ten: denn seine Flunder-Schuite sah mir nicht
darnach aus, als ob sie mir sonderliches
Heil bringen könnte, oder das Eis über
Seite schieben würde, wovon die Zuyder-See
vor uns voll stand. "Fahrt mit Gott!"
rief ich ihm zu -- "Mit Eurer Hülfe wird
mir wenig gedient seyn!"

Doch zu gleicher Zeit zog mich der Lootse
bei Seite und gab mir zu bedenken, daß es
gleichwohl nicht übelgethan seyn würde, für
den Fall, daß wir uns dennoch zu irgend
einem Nothhafen bequemen müßten, einen
Mann am Borde zu haben, der dieser Ge-
wässer ungezweifelt noch besser, als er selbst
kundig wäre, und an welchem er dann eine
um so gewissere Unterstützung finden würde.
-- "Jmmerhin!" versetzte ich -- "Wenn
wir von dem alten Manne, der mir gar
nicht darnach aussieht, nur reellen Beistand
zu erwarten haben." -- Dieser, der schon
von uns abgestoßen hatte, ward also zurück-
gerufen, kam an Bord und wurde befragt,

ſtellungen wirkten; und ſie verſprachen, auch
ferner ihr Beſtes zu thun.

Des nemlichen Nachmittags kam mir
ein kleines Fiſcherfahrzeug von Enkhuizen
zur Seite. Drinnen ſaß ein alter Mann,
nebſt ſeinem Jungen, und rief mir zu: „Wie
ſteht’s, Kapitain? Wollt Jhr auch Huͤlfe
haben?‟ — Jch gab wenig auf ſein Erbie-
ten: denn ſeine Flunder-Schuite ſah mir nicht
darnach aus, als ob ſie mir ſonderliches
Heil bringen koͤnnte, oder das Eis uͤber
Seite ſchieben wuͤrde, wovon die Zuyder-See
vor uns voll ſtand. „Fahrt mit Gott!‟
rief ich ihm zu — „Mit Eurer Huͤlfe wird
mir wenig gedient ſeyn!‟

Doch zu gleicher Zeit zog mich der Lootſe
bei Seite und gab mir zu bedenken, daß es
gleichwohl nicht uͤbelgethan ſeyn wuͤrde, fuͤr
den Fall, daß wir uns dennoch zu irgend
einem Nothhafen bequemen muͤßten, einen
Mann am Borde zu haben, der dieſer Ge-
waͤſſer ungezweifelt noch beſſer, als er ſelbſt
kundig waͤre, und an welchem er dann eine
um ſo gewiſſere Unterſtuͤtzung finden wuͤrde.
— „Jmmerhin!‟ verſetzte ich — „Wenn
wir von dem alten Manne, der mir gar
nicht darnach ausſieht, nur reellen Beiſtand
zu erwarten haben.‟ — Dieſer, der ſchon
von uns abgeſtoßen hatte, ward alſo zuruͤck-
gerufen, kam an Bord und wurde befragt,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0190" n="186"/>
&#x017F;tellungen wirkten; und &#x017F;ie ver&#x017F;prachen, auch<lb/>
ferner ihr Be&#x017F;tes zu thun.</p><lb/>
        <p>Des nemlichen Nachmittags kam mir<lb/>
ein kleines Fi&#x017F;cherfahrzeug von Enkhuizen<lb/>
zur Seite. Drinnen &#x017F;aß ein alter Mann,<lb/>
neb&#x017F;t &#x017F;einem Jungen, und rief mir zu: &#x201E;Wie<lb/>
&#x017F;teht&#x2019;s, Kapitain? Wollt Jhr auch Hu&#x0364;lfe<lb/>
haben?&#x201F; &#x2014; Jch gab wenig auf &#x017F;ein Erbie-<lb/>
ten: denn &#x017F;eine Flunder-Schuite &#x017F;ah mir nicht<lb/>
darnach aus, als ob &#x017F;ie mir &#x017F;onderliches<lb/>
Heil bringen ko&#x0364;nnte, oder das Eis u&#x0364;ber<lb/>
Seite &#x017F;chieben wu&#x0364;rde, wovon die Zuyder-See<lb/>
vor uns voll &#x017F;tand. &#x201E;Fahrt mit Gott!&#x201F;<lb/>
rief ich ihm zu &#x2014; &#x201E;Mit Eurer Hu&#x0364;lfe wird<lb/>
mir wenig gedient &#x017F;eyn!&#x201F;</p><lb/>
        <p>Doch zu gleicher Zeit zog mich der Loot&#x017F;e<lb/>
bei Seite und gab mir zu bedenken, daß es<lb/>
gleichwohl nicht u&#x0364;belgethan &#x017F;eyn wu&#x0364;rde, fu&#x0364;r<lb/>
den Fall, daß wir uns dennoch zu irgend<lb/>
einem Nothhafen bequemen mu&#x0364;ßten, einen<lb/>
Mann am Borde zu haben, der die&#x017F;er Ge-<lb/>
wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er ungezweifelt noch be&#x017F;&#x017F;er, als er &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
kundig wa&#x0364;re, und an welchem er dann eine<lb/>
um &#x017F;o gewi&#x017F;&#x017F;ere Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung finden wu&#x0364;rde.<lb/>
&#x2014; &#x201E;Jmmerhin!&#x201F; ver&#x017F;etzte ich &#x2014; &#x201E;Wenn<lb/>
wir von dem alten Manne, der mir gar<lb/>
nicht darnach aus&#x017F;ieht, nur reellen Bei&#x017F;tand<lb/>
zu erwarten haben.&#x201F; &#x2014; Die&#x017F;er, der &#x017F;chon<lb/>
von uns abge&#x017F;toßen hatte, ward al&#x017F;o zuru&#x0364;ck-<lb/>
gerufen, kam an Bord und wurde befragt,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0190] ſtellungen wirkten; und ſie verſprachen, auch ferner ihr Beſtes zu thun. Des nemlichen Nachmittags kam mir ein kleines Fiſcherfahrzeug von Enkhuizen zur Seite. Drinnen ſaß ein alter Mann, nebſt ſeinem Jungen, und rief mir zu: „Wie ſteht’s, Kapitain? Wollt Jhr auch Huͤlfe haben?‟ — Jch gab wenig auf ſein Erbie- ten: denn ſeine Flunder-Schuite ſah mir nicht darnach aus, als ob ſie mir ſonderliches Heil bringen koͤnnte, oder das Eis uͤber Seite ſchieben wuͤrde, wovon die Zuyder-See vor uns voll ſtand. „Fahrt mit Gott!‟ rief ich ihm zu — „Mit Eurer Huͤlfe wird mir wenig gedient ſeyn!‟ Doch zu gleicher Zeit zog mich der Lootſe bei Seite und gab mir zu bedenken, daß es gleichwohl nicht uͤbelgethan ſeyn wuͤrde, fuͤr den Fall, daß wir uns dennoch zu irgend einem Nothhafen bequemen muͤßten, einen Mann am Borde zu haben, der dieſer Ge- waͤſſer ungezweifelt noch beſſer, als er ſelbſt kundig waͤre, und an welchem er dann eine um ſo gewiſſere Unterſtuͤtzung finden wuͤrde. — „Jmmerhin!‟ verſetzte ich — „Wenn wir von dem alten Manne, der mir gar nicht darnach ausſieht, nur reellen Beiſtand zu erwarten haben.‟ — Dieſer, der ſchon von uns abgeſtoßen hatte, ward alſo zuruͤck- gerufen, kam an Bord und wurde befragt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/190
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/190>, abgerufen am 23.11.2024.