der Lootse, der uns in See gebracht, zufäl- lig unsre Zunderbüchse, womit er seine Pfeife in Brand gesteckt, mit sich genommen habe. Wir sahen uns dadurch, trotz allen von mir angewandten Versuchen, diesem Mangel anderweitig abzuhelfen, in die Ver- legenheit gesetzt, auf unsrer Fahrt, die durch widrigen Wind über zwei Tage und drei Nächte verzögert wurde, ohne Feuer und Licht zu seyn. Besonders unangenehm fiel es mir dabei, daß ich bei Nacht, aus Man- gel an Erleuchtung, auch von meinem Kom- paß keinen Gebrauch machen konnte.
Als ich endlich in Colberg anlangte, klagte ich zufällig jene ausgestandene Noth meinem Nachbar, einem Schmidt, der mich gleichwohl derb auslachte, und mich zugleich aufforderte, ihm in seine Esse zu folgen, wo er mir zeigen wolle, wie man, auch ohne die gewöhnlichen Verkehrungen, sich zu al- len Zeiten Feuer verschaffen könne. Jch folgte dem Herrn Gevatter, und sah, wie er in die rechte Hand einen Hammer nahm, in welcher er zu gleicher Zeit auch einen Schwe- felfaden zwischen die Finger steckte. Jn der Linken hielt er einen neuen eisernen Na- gel, dessen Spitze er auf den Amboß legte, und nun mit dem Hammer einen tüchtigen Streich darauf vollführte. Die Nagelspitze ward dadurch dergestalt erhitzt, daß es jetzt
der Lootſe, der uns in See gebracht, zufaͤl- lig unſre Zunderbuͤchſe, womit er ſeine Pfeife in Brand geſteckt, mit ſich genommen habe. Wir ſahen uns dadurch, trotz allen von mir angewandten Verſuchen, dieſem Mangel anderweitig abzuhelfen, in die Ver- legenheit geſetzt, auf unſrer Fahrt, die durch widrigen Wind uͤber zwei Tage und drei Naͤchte verzoͤgert wurde, ohne Feuer und Licht zu ſeyn. Beſonders unangenehm fiel es mir dabei, daß ich bei Nacht, aus Man- gel an Erleuchtung, auch von meinem Kom- paß keinen Gebrauch machen konnte.
Als ich endlich in Colberg anlangte, klagte ich zufaͤllig jene ausgeſtandene Noth meinem Nachbar, einem Schmidt, der mich gleichwohl derb auslachte, und mich zugleich aufforderte, ihm in ſeine Eſſe zu folgen, wo er mir zeigen wolle, wie man, auch ohne die gewoͤhnlichen Verkehrungen, ſich zu al- len Zeiten Feuer verſchaffen koͤnne. Jch folgte dem Herrn Gevatter, und ſah, wie er in die rechte Hand einen Hammer nahm, in welcher er zu gleicher Zeit auch einen Schwe- felfaden zwiſchen die Finger ſteckte. Jn der Linken hielt er einen neuen eiſernen Na- gel, deſſen Spitze er auf den Amboß legte, und nun mit dem Hammer einen tuͤchtigen Streich darauf vollfuͤhrte. Die Nagelſpitze ward dadurch dergeſtalt erhitzt, daß es jetzt
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der Lootſe, der uns in See gebracht, zufaͤl-
lig unſre Zunderbuͤchſe, womit er ſeine
Pfeife in Brand geſteckt, mit ſich genommen
habe. Wir ſahen uns dadurch, trotz allen
von mir angewandten Verſuchen, dieſem
Mangel anderweitig abzuhelfen, in die Ver-
legenheit geſetzt, auf unſrer Fahrt, die durch
widrigen Wind uͤber zwei Tage und drei
Naͤchte verzoͤgert wurde, ohne Feuer und
Licht zu ſeyn. Beſonders unangenehm fiel
es mir dabei, daß ich bei Nacht, aus Man-
gel an Erleuchtung, auch von meinem Kom-
paß keinen Gebrauch machen konnte.
Als ich endlich in Colberg anlangte,
klagte ich zufaͤllig jene ausgeſtandene Noth
meinem Nachbar, einem Schmidt, der mich
gleichwohl derb auslachte, und mich zugleich
aufforderte, ihm in ſeine Eſſe zu folgen, wo
er mir zeigen wolle, wie man, auch ohne
die gewoͤhnlichen Verkehrungen, ſich zu al-
len Zeiten Feuer verſchaffen koͤnne. Jch
folgte dem Herrn Gevatter, und ſah, wie er in
die rechte Hand einen Hammer nahm, in
welcher er zu gleicher Zeit auch einen Schwe-
felfaden zwiſchen die Finger ſteckte. Jn
der Linken hielt er einen neuen eiſernen Na-
gel, deſſen Spitze er auf den Amboß legte,
und nun mit dem Hammer einen tuͤchtigen
Streich darauf vollfuͤhrte. Die Nagelſpitze
ward dadurch dergeſtalt erhitzt, daß es jetzt
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/128>, abgerufen am 24.11.2024.
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