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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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nur der möglichst schnellen Annäherung des
Fadens bedurfte, um diesen alsobald in lichte
Flammen zu setzen.

Dies noch nie gesehene und doch so ein-
fache Kunststück erregte bei mir eine billige
Verwunderung. Jch hatte dem Herrn
Nachbar nur dagegen einzuwenden, daß sich
das zwar auf seinem stählernen Amboß
trefflich wohl machen lasse; daß man den
aber auf der See nicht immer gleich in
der Nähe habe -- "Potz! so habt Jhr
doch eiserne Anker!" fiel er mir eifrig in
die Rede -- "und werdet doch drauf los
zu pauken verstehen!" -- Zu noch besse-
rer Bekräftigung gieng er, auf mein Bit-
ten, mit mir nach meinem Fahrzeuge, um
dort auf dem Bootsanker gleich die Probe
zu machen. Jeder zweite oder dritte
Schlag gab auch hier richtig Feuer. Jch
versuchte es ebenfalls; und auch mir ge-
rieth es, obwohl nach einigen Schlägen
mehr, weil ich den rechten Zug nicht, wie
Jener, in der Faust hatte. Die Kunst ist
an sich von keiner Bedeutung; ich habe hier
aber gleichwohl ein paar Worte drum ver-
lieren wollen, weil sie doch Diesem oder Je-
nem einst zufällig zu statten kommen könnte;
so wie ich sie darum auch späterhin beson-
ders jungen Seefahrenden beispielsweise mit-
getheilt habe.

nur der moͤglichſt ſchnellen Annaͤherung des
Fadens bedurfte, um dieſen alſobald in lichte
Flammen zu ſetzen.

Dies noch nie geſehene und doch ſo ein-
fache Kunſtſtuͤck erregte bei mir eine billige
Verwunderung. Jch hatte dem Herrn
Nachbar nur dagegen einzuwenden, daß ſich
das zwar auf ſeinem ſtaͤhlernen Amboß
trefflich wohl machen laſſe; daß man den
aber auf der See nicht immer gleich in
der Naͤhe habe — „Potz! ſo habt Jhr
doch eiſerne Anker!‟ fiel er mir eifrig in
die Rede — „und werdet doch drauf los
zu pauken verſtehen!‟ — Zu noch beſſe-
rer Bekraͤftigung gieng er, auf mein Bit-
ten, mit mir nach meinem Fahrzeuge, um
dort auf dem Bootsanker gleich die Probe
zu machen. Jeder zweite oder dritte
Schlag gab auch hier richtig Feuer. Jch
verſuchte es ebenfalls; und auch mir ge-
rieth es, obwohl nach einigen Schlaͤgen
mehr, weil ich den rechten Zug nicht, wie
Jener, in der Fauſt hatte. Die Kunſt iſt
an ſich von keiner Bedeutung; ich habe hier
aber gleichwohl ein paar Worte drum ver-
lieren wollen, weil ſie doch Dieſem oder Je-
nem einſt zufaͤllig zu ſtatten kommen koͤnnte;
ſo wie ich ſie darum auch ſpaͤterhin beſon-
ders jungen Seefahrenden beiſpielsweiſe mit-
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[125/0129] nur der moͤglichſt ſchnellen Annaͤherung des Fadens bedurfte, um dieſen alſobald in lichte Flammen zu ſetzen. Dies noch nie geſehene und doch ſo ein- fache Kunſtſtuͤck erregte bei mir eine billige Verwunderung. Jch hatte dem Herrn Nachbar nur dagegen einzuwenden, daß ſich das zwar auf ſeinem ſtaͤhlernen Amboß trefflich wohl machen laſſe; daß man den aber auf der See nicht immer gleich in der Naͤhe habe — „Potz! ſo habt Jhr doch eiſerne Anker!‟ fiel er mir eifrig in die Rede — „und werdet doch drauf los zu pauken verſtehen!‟ — Zu noch beſſe- rer Bekraͤftigung gieng er, auf mein Bit- ten, mit mir nach meinem Fahrzeuge, um dort auf dem Bootsanker gleich die Probe zu machen. Jeder zweite oder dritte Schlag gab auch hier richtig Feuer. Jch verſuchte es ebenfalls; und auch mir ge- rieth es, obwohl nach einigen Schlaͤgen mehr, weil ich den rechten Zug nicht, wie Jener, in der Fauſt hatte. Die Kunſt iſt an ſich von keiner Bedeutung; ich habe hier aber gleichwohl ein paar Worte drum ver- lieren wollen, weil ſie doch Dieſem oder Je- nem einſt zufaͤllig zu ſtatten kommen koͤnnte; ſo wie ich ſie darum auch ſpaͤterhin beſon- ders jungen Seefahrenden beiſpielsweiſe mit- getheilt habe.

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/129>, abgerufen am 01.05.2024.