gen weiter nach Dünkirchen, wo wir eine Ladung Taback einnahmen; dann über Nor- wegen nach Danzig -- und so kam ich, kurz nach Neujahr, zu Lande, um 19 Thaler Löh- nung reicher, nach Colberg zurück. Jch glaubte Wunder, was ich in diesen neun Monaten verdient hätte! Und noch vor we- nig Jahren brachten es unsre Matrosen wohl auf 15 und mehr Thaler monatlich. So ändern sich die Zeiten!
Jn den beiden nächstfolgenden Jahren (1753 und 54) schwärmte ich auf mehr als Einem Colbergschen Schiffe, und unter ver- schiedenen Kapitainen, auf der Ost- und Nordsee umher, und war bald in Dänemark und Schweden, bald in England und Schott- land, in Holland und Frankreich zu finden. Auf all diesen Reisen entsinn' ich mich aber keines Dings, das hier wieder erwähnt zu werden verdiente: denn Sturm und gut Wetter, und was dem weiter angehört und auf solchen Reisen unausbleiblich vorfällt, sind bei einem Seemann etwas Alltägliches, und es ist meine Art nicht, davon viel Auf- hebens zu machen.
Eben darum aber mochte dies einförmige Leben meinem feurigen Sinn länger nicht anstehen. Der alte Hang zum Abentheuern
gen weiter nach Duͤnkirchen, wo wir eine Ladung Taback einnahmen; dann uͤber Nor- wegen nach Danzig — und ſo kam ich, kurz nach Neujahr, zu Lande, um 19 Thaler Loͤh- nung reicher, nach Colberg zuruͤck. Jch glaubte Wunder, was ich in dieſen neun Monaten verdient haͤtte! Und noch vor we- nig Jahren brachten es unſre Matroſen wohl auf 15 und mehr Thaler monatlich. So aͤndern ſich die Zeiten!
Jn den beiden naͤchſtfolgenden Jahren (1753 und 54) ſchwaͤrmte ich auf mehr als Einem Colbergſchen Schiffe, und unter ver- ſchiedenen Kapitainen, auf der Oſt- und Nordſee umher, und war bald in Daͤnemark und Schweden, bald in England und Schott- land, in Holland und Frankreich zu finden. Auf all dieſen Reiſen entſinn’ ich mich aber keines Dings, das hier wieder erwaͤhnt zu werden verdiente: denn Sturm und gut Wetter, und was dem weiter angehoͤrt und auf ſolchen Reiſen unausbleiblich vorfaͤllt, ſind bei einem Seemann etwas Alltaͤgliches, und es iſt meine Art nicht, davon viel Auf- hebens zu machen.
Eben darum aber mochte dies einfoͤrmige Leben meinem feurigen Sinn laͤnger nicht anſtehen. Der alte Hang zum Abentheuern
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gen weiter nach Duͤnkirchen, wo wir eine
Ladung Taback einnahmen; dann uͤber Nor-
wegen nach Danzig — und ſo kam ich, kurz
nach Neujahr, zu Lande, um 19 Thaler Loͤh-
nung reicher, nach Colberg zuruͤck. Jch
glaubte Wunder, was ich in dieſen neun
Monaten verdient haͤtte! Und noch vor we-
nig Jahren brachten es unſre Matroſen
wohl auf 15 und mehr Thaler monatlich.
So aͤndern ſich die Zeiten!
Jn den beiden naͤchſtfolgenden Jahren
(1753 und 54) ſchwaͤrmte ich auf mehr als
Einem Colbergſchen Schiffe, und unter ver-
ſchiedenen Kapitainen, auf der Oſt- und
Nordſee umher, und war bald in Daͤnemark
und Schweden, bald in England und Schott-
land, in Holland und Frankreich zu finden.
Auf all dieſen Reiſen entſinn’ ich mich aber
keines Dings, das hier wieder erwaͤhnt zu
werden verdiente: denn Sturm und gut
Wetter, und was dem weiter angehoͤrt und
auf ſolchen Reiſen unausbleiblich vorfaͤllt,
ſind bei einem Seemann etwas Alltaͤgliches,
und es iſt meine Art nicht, davon viel Auf-
hebens zu machen.
Eben darum aber mochte dies einfoͤrmige
Leben meinem feurigen Sinn laͤnger nicht
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/47>, abgerufen am 19.04.2024.
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